Private Krankenversicherung
Debeka kündigt drastischen Prämienanstieg an
Koblenz. Schlechte Nachricht für die Kunden der Debeka Krankenversicherung: Der Marktführer in der privaten Krankenversicherung (PKV) wird die Prämien bei den mehr als 2,4 Millionen Vollversicherten zum 1. Januar 2021 drastisch anpassen, und zwar im Schnitt um 17,6 Prozent.
„Das ist eine der stärksten Anpassungen bei der Debeka“ sagt Vorstand Roland Weber. Anfang des Jahrtausends habe es allerdings in mehreren Jahren hintereinander starke Anpassungen gegeben. Damit rechnet Weber für die nahe Zukunft nicht.
„Die aktuelle Anpassung ist eine Momentaufnahme“, betont er. In den vier Jahren zuvor habe das Unternehmen die Beiträge nicht erhöht. Dass jetzt ein so starker Sprung erfolgt, ist auf die Kalkulationsgrundlagen in der PKV zurückzuführen.
Wann darf die PKV ihre Prämien erhöhen?
Die PKV-Unternehmen dürfen nur dann die Prämien erhöhen, wenn Veränderungen bei den Leistungsausgaben oder der Sterbewahrscheinlichkeit greifen. Der auslösende Wert liegt bei manchen Versicherern wie bei der Debeka bei 5 Prozent, bei anderen sind es 10 Prozent.
Wenn die Versicherer dann die Prämien und die notwendigen Alterungsrückstellungen neu kalkulieren, müssen sie auch alle anderen Faktoren einbeziehen, die Einfluss auf die Prämienhöhe haben können. Im Moment sind das vor allem die niedrigen Zinsen, die zu einer Absenkung des Rechnungszinses führen.
Die auslösenden Faktoren seien bei der Debeka erst im April 2020 angesprungen, berichtet Weber. Bei der Anpassung habe der gesunkene Rechnungszins eine wichtige Rolle gespielt. Bei den geschlechtsneutralen Unisex-Tarifen rangieren dadurch nun die Beitragserhöhungen zwischen 10 Prozent und 14 Prozent, bei den Bisex-Tarifen, bei denen nach Männern und Frauen unterschieden wird, sind es 15 bis 20 Prozent.
Sonderregelungen für Selbstständige
Nach Webers Angaben sind die Tarife für Beamte – die Hauptklientel der Debeka – sowie die für Arbeitnehmer und Selbstständige in etwa gleich von den Prämienerhöhungen betroffen. Bei Letzteren will der Versicherer aber besondere Härten durch die Corona-Pandemie vermeiden, etwa weil Kunden von Kurzarbeit oder Betriebsschließungen betroffen sein können.
Die Prämien von Arbeitnehmern und Selbstständigen liegen im Schnitt deutlich über denen der Beamten, deshalb spüren sie die Erhöhungen im Portemonnaie stärker. Die Debeka streckt die Anpassung bei ihnen über zwei Jahre. Dieser Gruppe bietet das Koblenzer Unternehmen eine weitere Entlastungsmaßnahme. Wenn sie auf Wahlleistungen verzichten, um die Prämie zu senken, können sie nach zwei Jahren ohne erneute Gesundheitsprüfung wieder zum alten Leistungsniveau zurückkehren.
Vergleich mit Beitragsanstieg in der GKV
Die einzelnen Versicherer und der PKV-Verband weisen immer wieder darauf hin, dass sich die Beitragserhöhungen trotz großer Sprünge in einzelnen Jahren über die Zeit gesehen in Grenzen halten. Die Debeka hat vom Berliner IGES-Institut die Beitragsentwicklung bei dem Unternehmen untersuchen lassen. Danach sind die Beiträge des Versicherers von 2000 bis 2019 im Schnitt um 2,8 Prozent pro Jahr gestiegen, in der gesetzlichen Krankenversicherung gab es im selben Zeitraum ein Plus von 2,9 Prozent, so die IGES-Wissenschaftler.
Das wird für die Kunden nur ein schwacher Trost sein – ebenso wie die Tatsache, dass die Debeka die Beiträge in der Pflegeversicherung zum 1. Januar 2021 nicht erhöht.