Säumige PKV-Kunden

"Der Notlagentarif wirkt"

Knapp ein Jahr nach Einführung des Notlagentarifs für säumige PKV-Kunden sind darin annähernd 100.000 Bundesbürger versichert. Laut PKV-Verband funktioniert auch die Rückkehr in den alten Tarif.

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KÖLN. Der neue Notlagentarif der privaten Krankenversicherer zählte Ende vergangenen Jahres branchenweit 97.400 Versicherte. Das waren mehr Personen, als in den beiden "Sozialtarifen" der Branche zusammen. Im Standardtarif und im Basistarif waren 45.500 beziehungsweise 26.700 Personen versichert.

Das geht aus dem jetzt vorgelegten Rechenschaftsbericht der PKV für das Jahr 2013 hervor. Demnach gibt es auch Beamte im Notlagentarif: 6400 der 97.400 dort Versicherten sind beihilfeberechtigt.

In den Notlagentarif werden seit dem 1. August vorigen Jahres alle diejenigen Privatversicherten umgestuft, die in ihren bisherigen Tarifen die Beiträge trotz zweifacher Mahnung nicht gezahlt haben.

Mit dem "Gesetz zur Beseitigung sozialer Überforderung bei Beitragsschulden in der Krankenversicherung" hatte die schwarz-gelbe Koalition auf die Problematik der Nichtzahler reagiert, denen die PKV-Unternehmen nach Einführung der Versicherungspflicht nicht mehr kündigen können.

Millionen Schulden angehäuft

Die Nichtzahler hatten bis Mitte 2013 Beitragsschulden von 745 Millionen Euro angehäuft. Gleichzeitig wurden die Versicherer durch diese Ausfälle und die Tatsache, dass sie auch für diese Kunden weiterhin Alterungsrückstellungen bilden mussten, bilanziell belastet.

Im Notlagentarif zahlen die Versicherten nur einen geringen Beitrag und haben auch nur einen eingeschränkten Versicherungsschutz. Die Versicherer zahlen bei akuten Erkrankungen und Schmerzen sowie bei Schwangerschaft und Mutterschaft. Alterungsrückstellungen gibt es hier nicht. Wenn sie ihre Schulden beglichen haben, kehren die Versicherten automatisch in den alten Tarif zurück.

Das war schon bei einer Reihe von Kunden der Fall, berichtete der Vorsitzende des PKV-Verbandes Uwe Laue auf der Jahrestagung seiner Branche in Berlin. "Die Versicherten im Notlagentarif werden weniger, der Tarif wirkt", versicherte Laue. (iss)

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Kommentare
Carsten Windt 12.06.201414:40 Uhr

Augenwischerei; Sozialhilfe durch Privatpersonen

Genau genommen ist der Notlagentarif ein Desaster. Der Notlagentarif ist weder Systemgerecht noch Kostendeckend. Niemand soll glauben, dass die im Notlagentarif befindlichen Personen plötzlich den minimalen Beitrag zahlen. Warum auch?
Die Zeche zahlen die normalen Beitragszahler. Plötzlich sollen die Versicherten auch noch Sozialhilfe an Zahlungsunwillige aufbringen.

Nein, der einzige richtige Weg ist dafür zu sorgen, dass die Versicherungen immer der Erstrangige Gläubiger sind und es muss ein Weg gefunden werden, sofort in das bewegliche und unbewegliche Vermögen der Schuldner pfänden zu können. Schliesslich ist der Staat der Meinung, dass Krankenversicherung wichtiger als alles andere ist.

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