Der virtuelle Diabetes-Patient

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Jeder dritte Patient, der im Krankenhaus behandelt wird, hat Diabetes. Via Telemedizin wird in Düsseldorf die Versorgung dieser Risikopatienten optimiert.

Von Helmut Laschet

BERLIN. Über eine virtuelle Patientenakte im Rahmen eines telemedizinischen Projekts wird am Verbund Katholischer Krankenhäuser in Düsseldorf, zu dem insgesamt sechs Kliniken gehören, die Versorgung von Patienten gesteuert und optimiert, die neben ihrer Akuterkrankung auch unter Diabetes leiden.

Die Prävalenz von Diabetes ist auf inzwischen neun bis zehn Prozent gestiegen; jeder dritte Patient, der im Krankenhaus behandelt wird, leidet an dieser Volkskrankheit, so Professor Stephan Martin, Chefarzt der Diabetologie des Krankenhausverbundes.

Die Komorbidität Diabetes birgt erhebliche Risiken: in der Chirurgie eine Verdoppelung der Rate von Wundinfektionen, bei Lungenentzündung eine erhöhte Mortalität aufgrund des geschwächten Immunsystems, insgesamt haben Diabetiker eine drei bis fünf Tage längere Verweildauer.

Ein gutes Diabetes-Management im Krankenhaus kann die Rate der Nosokomialinfektionen um bis zu 44 Prozent senken. Das Problem für die Krankenhäuser ist allerdings, dass sie keine oder zu wenig Diabetologen haben.

Vorteile auch für die Krankenkassen

In Düsseldorf ist dieses Problem so gelöst worden: Patienten mit Diabetes werden von einer speziellen Krankenschwester mitbetreut, die eingangs eine Fußinspektion macht und regelmäßig die Diabetes-relevanten Daten erhebt und in eine elektronische Krankenakte einpflegt, die andernorts von den Diabetologen in ein ärztliches Monitoring kommen. Diese wiederum erstellen für die Krankenstationen Insulinpläne.

Gegenwärtig plant der Krankenhausverbund in Kooperation mit Sanofi und Noema-Life ein externes Diabetes-Betreuungssystem. Das könnte von anderen Krankenhäusern, aber auch von Pflegeheimen genutzt werden.

Diese werden mit einem Tablett-PC ausgestattet, auf dem eine elektronische Krankenakte geführt wird: Die diagnostischen Werte werden den Diabetologen übermittelt, die ihrerseits Therapieempfehlungen abgeben.

Auf diese Weise ist es möglich, eine 24-Stunden-Facharzt-Versorgung für Diabetiker zu organisieren. Grundsätzlich lasse sich das Modell auch auf andere Krankheiten, etwa Herzinsuffizienz, übertragen, sagt Martin.

Die Krankenhäuser können die Zusatzdiagnose Diabetes als Komplikation in ihren Fallpauschalen abbilden. Auch die Kassen über den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich aufgrund exakter Dokumentation höhere Zuflüsse aus dem Gesundheitsfonds generieren.

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