MedTech-Herbstumfrage

Deutsche Medizintechnikbranche stemmt sich gegen Fachkräftemangel

Bereits deutliche Spuren haben die derzeitigen, multiplen Krisen in den Geschäftsbüchern der deutschen MedTech-Branche hinterlassen. Das Wachstum schwächelt, steigende Kosten plagen vor allem KMU.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Intensivbetten waren zwar für ein Teil der Medizintechnikbranche während der Pandemie ein gutes Absatzgeschäft. Aber steigende Kosten könnten viele Unternehmen selbst zum Intensivpatienten werden lassen – schlimmstenfalls mit letalem Ausgang.

Intensivbetten waren zwar für ein Teil der Medizintechnikbranche während der Pandemie ein gutes Absatzgeschäft. Aber steigende Kosten könnten viele Unternehmen selbst zum Intensivpatienten werden lassen – schlimmstenfalls mit letalem Ausgang.

© Friso Gentsch / dpa / picture alliance

Berlin. Die Corona-Pandemie, die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verursachten, massiven Kostensteigerungen bei den Transport-, Rohstoff- und Energiepreisen sowie die strengen, ebenfalls mit massiven Mehrkosten und erhöhtem Bürokratieaufwand verbundenen regulatorischen Anforderungen an die Hersteller im Zuge der novellierten EU-Medizinprodukte-Verordnung (Medical Device Regulation/MDR) sorgen für schlechte Stimmung und getrübte Zukunfsaussichten in den Reihen der deutschen Medizintechnikbranche.

Die Umsatzentwicklung der Medizintechnik-Branche zeigt sich nach den am Donnerstag in Berlin vorgestellten Ergebnissen der Herbstumfrage des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) mit einem prognostizierten Plus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zwar leicht erholt.

Die Gewinne der MedTech-Branche werden 2022 jedoch aufgrund der eingangs genannten Faktoren insgesamt zurückgehen, prognostiziert BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. Und ergänzt: „Dennoch schaffen die Unternehmen neue Arbeitsplätze und investieren in Produktionsstandorte.“

Der Innovationsklima-Index der MedTech-Branche sei mit 3,6 auf einer Zehnerskala auf einem Tiefstwert. „Das zeigt die Dramatik der Herausforderungen für die KMU-geprägte MedTech-Branche in Deutschland auf“, so Möll. An der Herbstumfrage nahmen 120 Mitgliedsunternehmen des BVMed teil.

Deutliche Delle beim Exportgeschäft erwartet

Die erwartete weltweite Umsatzentwicklung schneidet mit einem Plus von 3,5 Prozent nur knapp besser als die Inlandsentwicklung ab. In den Jahren vor der Corona-Pandemie lag das internationale Wachstum der Unternehmen immer deutlich über dem Inlandsergebnis. Aufgrund der dramatischen Kostensteigerungen werden die Gewinne der Unternehmen aber deutlich zurückgehen.

Nur noch elf Prozent der MedTech-Unternehmen erwarten in diesem Jahr Gewinnsteigerungen. 62 Prozent gehen von einer Verschlechterung der Gewinnsituation aus, bilanziert Möll. Trotz des erheblichen Drucks auf die Branche erhöhten aber mehr als ein Viertel der Unternehmen auch in diesem Jahr ihre Investitionen am Produktionsstandort Deutschland.

Bei knapp der Hälfte bleibe die Höhe der Investitionen unverändert. Nur noch 18 Prozent der befragten BVMed-Unternehmen geben an, die Investitionen in Forschung erhöhen zu können.

MedTech bleibt trotz Krisen Jobmotor

Trotz der multiplen Krisen und dramatisch steigenden Kosten schafft die Medizintechnik-Branche in Deutschland laut Möll weiter zusätzliche Arbeitsplätze. 40 Prozent der Unternehmen, die sich an der BVMed-Herbstumfrage 2022 beteiligten, erhöht demnach die Zahl der Mitarbeiter gegenüber dem Vorjahr, 43 Prozent halten die Zahl der Stellen stabil. Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der MedTech-Branche seien nach wie vor ausgezeichnet. 92 Prozent der Unternehmen halten die Berufsaussichten für unverändert gut bzw. besser.

Gesucht würden vor allem Ingenieurinnen und Ingenieure, Naturwissenschaftler und Medizintechniker. Nach Bereichen betrachtet, suchten die MedTech-Unternehmen Personal vor allem im Vertrieb, in der Produktion, für Regulatory Affairs und Qualitätsmanagement.

Die Auswirkungen des Fachkräftemangels seien dabei auch in der Medizintechnik stark spürbar. So geben beispielsweise 53 Prozent der Unternehmen an, dass sie Probleme haben, die offenen Stellen im Vertrieb zu besetzen.

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