Kommentar – E-Akte "Vivy"
E-Akte mit Sicherheitsnetz
Der Patient als Herr seiner Daten. Das Bild, das jetzt das Vivy-Konsortium beim Startschuss seiner Gesundheitsakte von der Versorgung der Zukunft zeichnet, hat etwas Faszinierendes.
Wenn ein Versicherter nicht mehr davon abhängig ist, ob sein Hausarzt Recall-Management betreibt, dann könnten Impfquoten deutlich steigen, ebenso Teilnahmeraten an den Vorsorgeuntersuchungen.
Weitere Vorteile von E-Akten sind oft beschrieben worden: Vermeidung von Doppeluntersuchungen, höhere Arzneimitteltherapiesicherheit: Dadurch gewinnen auch Ärzte potenziell mehr Sicherheit – wenn die Patienten dafür die Daten zur Verfügung stellen.
Nun ist Vivy nicht die erste E-Gesundheitsakte, es gibt bereits mehrere Anbieter. Schon bald könnte eine weitgehend flächendeckende Gesundheitsakten-Infrastruktur vorliegen.
Die Schnelligkeit, mit der diese Entwicklung plötzlich kommt, zeigt auch, wie weit Deutschland bei digitalen Versorgungslösungen hinterherhinkt: Die Lösungen sind längst vorhanden, sie müssen bei uns nur noch umgesetzt werden.
Darüber sollte allerdings nicht vergessen werden: Wenn Patienten schwer krank werden und nicht mehr selbst für die Verwaltung ihrer Daten sorgen können, dann reicht diese Infrastruktur nicht mehr.
Genau deshalb ist die sektorübergreifende Patientenakte in Arzthand, die gerade von der gematik erarbeitet wird, wichtig. Ohne die Arztakte könnten die Vorteile der Digitalisierung an den wirklich Kranken vorbei gehen. Der Patient als Herr seiner Daten ist ein echter Fortschritt. Aber dahinter braucht es noch jemanden, der sich kümmert, wenn er diese Herrschaft nicht mehr ausüben kann: den Arzt.
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