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EU-Kommission ringt Vifor Gegendarstellung ab
Vifor muss mit einer großen Informationskampagne etwaige frühere Falschaussagen zur Sicherheit eines konkurrierenden Eisenpräparats aus der Welt schaffen.
Veröffentlicht:Brüssel. Zwei Jahre nach Einleitung durch die EU-Kommission neigt sich das Kartellverfahren gegen Vifor Pharma dem Ende zu. Wie die Kommission am Montag mitteilte, habe das Unternehmen Verpflichtungszusagen abgegeben, wodurch „die Wettbewerbsbedenken im Zusammenhang mit einer möglichen Diskreditierung von Monofer® durch Vifor ausgeräumt werden“.
Das Eisenpräparat Monofer® wird von dem dänischen Familienunternehmen Pharmacosmos vermarktet. Pharmacosmos ist damit laut Kommission „der engste – und möglicherweise einzige – Wettbewerber“ für Vifor und dessen marktführendes Eisenpräparat Ferinject®. Vifor war vorgeworfen worden, in irreführender Weise über die Sicherheit des Konkurrenzprodukts informiert zu haben.
„Möglicherweise Missbrauch“
Zum Ergebnis der Kartellermittlung heißt es vage: „Nach vorläufiger Auffassung der Kommission kann das Verhalten von Vifor den Wettbewerb auf dem Markt für intravenöse Eisenpräparate eingeschränkt haben und möglicherweise einen Missbrauch einer beherrschenden Stellung darstellen.“
In der Absicht, die Bedenken der Kommission auszuräumen, habe Vifor dann bestimmte Verpflichtungen angeboten, die im April und Mai dieses Jahres einem Markttest unterzogen worden seien. Nach Stellungnahmen potenziell betroffener Dritter habe Vifor sein Verpflichtungsangebot noch einmal angepasst.
Danach werde der Hersteller unter anderem eine breite Kommunikationskampagne aufsetzen, „um die Folgen seiner möglicherweise irreführenden Informationen über die Sicherheit von Monofer® zu korrigieren und zurückzunehmen“. Außerdem verpflichte sich Vifor, künftig keinerlei Aussagen zum Sicherheitsprofil des dänischen Konkurrenzprodukts zu verbreiten, die nicht auf dessen Fachinformation basieren oder aus klinischen Vergleichsstudien zwischen Ferinject® und Monofer® stammen.
Verstöße können teuer werden
Ein von Vifor bestimmter „Überwachungstreuhänder“ werde die Einhaltung der Selbstverpflichtung zehn Jahre lang überwachen, heißt es weiter. Verstöße gegen die Zusagen könnte die Kommission mit Geldbußen ahnden: So drohen bis zu zehn Prozent des jährlichen Gesamtumsatzes eines Anbieters oder fünf Prozent des Tagesumsatzes für jeden Tag der Nichteinhaltung.
Der jetzt zum Abschluss gekommene Vorgang resultiert noch aus der Zeit, als Vifor eigenständig und börsennotiert in der Nachfolge der schweizer Galenica-Gruppe firmierte. Ende 2021 gab der Blutprodukte- und Impfstoffhersteller CSL ein Übernahmeangebot für Vifor ab. Seit Mitte 2022 ist das auf Dialyse und Nephrologie fokussierte Geschäft offiziell Teil des in Australien beheimateten CSL-Konzerns. (cw)