Neuer Zi-Bericht

Einnahmenplus für Ärzte

Haben die Honorarreformen der vergangenen Jahre tatsächlich gewirkt? Die aktuellen Daten aus dem Zi-Praxis-Panel deuten darauf hin. Zumindest bei den Einnahmen und dem Jahresüberschuss legen die Vertragsärzte zu.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

BERLIN. Unterfinanzierung, Investionsstau und Behandlungszeitverluste wegen überbordender Bürokratie. So lauteten die Schlagworte als das Zentralinstitut für die kassenenärztliche Versorgung in Deutschland - kurz Zi - im vergangenen Jahr die Daten aus seinem Praxis-Panel (ZiPP) vorstellte.

Gerade einmal einen Nettostundensatz von 26 Euro und damit ein Nettomonatseinkommen von rund 5000 Euro erwirtschafteten die Vertragsärzte im Jahr 2008. Nun liegen neue Daten vor und die zeigen: Es gibt für Ärzte nicht nur ein Plus bei den Einnahmen, sondern auch beim Nettoeinkommen.

Auf rund 5900 Euro ist das Nettomonatseinkommen der Vertragsärzte gestiegen. Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 50 Stunden, die die über 3600 Praxen, die in die Auswertung einbezogen wurden, angaben, sind das 31 Euro je Arbeitsstunde. Ein Plus von rund 19 Prozent.

"Die Reformen der vergangenen Jahre wirken", kommentiert KBV-Chef Dr. Andreas Köhler das Ergebnis im Vorwort des Zi-Berichts. Der Bericht zeige eine greifbare Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Arztpraxen im Rahmen ihrer vertragsärztlichen Tätigkeit.

Aber: Wie so oft in der Statistik sind die Daten eben nicht hochgradig aktuell. Der Zi-Bericht, der nun veröffentlicht wurde, bildet zwar die Erhebungswelle 2011 ab - in dieser wurden aber die Praxisdaten aus den Jahren 2007, 2008 und 2009 abgefragt. Immerhin, die Einkommensdaten sind die Zahlen aus 2009.

Und danach stiegen die durchschnittlichen Einnahmen je Praxisinhaber auf 266.300 Euro - das sind vier Prozent mehr als 2008. Die Praxisaufwendungen legten im selben Zeitraum jedoch nur um 0,6 Prozent auf 125.800 Euro zu.

Somit blieb den Praxisinhabern 2009 ein Überschuss von 140.500 Euro, fast sieben Prozent mehr als 2008 (131.000 Euro).

5900

Trotz aller Freude über das Einnahmenplus hält laut Köhler "die Besorgnis erregende Investitionsschwäche" an. Doch auch dafür gibt es verschiedene Erklärungen, wie die weiteren Ergebnisse der ZiPP-Erhebung aus 2011 zeigen:

Betriebskosten: Die Gesamtaufwendungen der Praxen sind zwischen 2007 und 2009 im Schnitt um 2,8 Prozent gestiegen. Je Praxisinhaber nahmen sie um 2,4 Prozent zu. Lagen sie 2007 noch bei 243.900 Euro, kletterten sie 2009 wie bereits erwähnt auf 125.800 Euro.

Der Anstieg entspreche somit ungefähr der Inflationsrate, heißt es im Zi-Bericht. Diese habe im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt 2,9 Prozent betragen. Dabei bezieht sich das Zi auf die Daten des Statistischen Bundesamtes.

Der größte Kostenblock in den Praxen ist das Personal, er macht im Schnitt 47 Prozent der Gesamtaufwendungen aus.

Und dieser Kostenblock ist mit plus neun Prozent zwischen 2007 und 2009 laut Zi überdurchschnittlich stark gestiegen - zusammen mit den Aufwendungen für Versicherungen, Beiträge und Gebühren (plus 7,9 Prozent) sowie den Aufwendungen für Miete und Nebenkosten (plus 5,1 Prozent).

Den höchsten Kostensatz hat übrigens die sehr technikintensive Fachgruppe der Radiologen mit über einer Million Euro je Praxis und rund 553.000 Euro je Praxisinhaber. Die Hausärzte kommen im Schnitt auf Aufwendungen von 114.500 Euro je Arzt. Bei Einahmen von im Schnitt 252.000 Euro je Hausarzt liegt die Kostenquote bei über 45 Prozent.

Investitionen: Auch 2009 und 2010 hielten sich die Ärzte mit Investitionen zurück. Während die Investionssumme von 2006 bis 2008 um rund ein Drittel - auf 10.408 Euro - sank, betrug sie in den Jahren 2009 und 2010 rund 11.700 Euro je Praxis.

Die Investitionslücke je Praxis lag 2010 bei durchschnittlich 9500 Euro. Denn eigentlich hätten die Praxen einen Investitionsbedarf von nahezu 22.000 Euro gehabt. Vor allem die Hausärzte hielten sich mit Investitionen zurück, sie steckten im Schnitt 7200 Euro im Jahr 2009 in ihre Praxen.

Ebenfalls ein Indikator für Investitionen sind die Abschreibungen und Fremdkapitalzinsen. Die Aufwendungen in beiden Bereichen sind von 2007 bis 2009 um die 20 Prozent gesunken.

Das Zi erklärt hierzu aber selbst, dass dies zum einen eine Folge des sinkenden Zinsniveaus durch die Finanzkrise sein kann. Oder eine Folge sinkender Kosten für praxisspezifische Investitionsgüter.

GKV-Einnahmen: Die Einnahmen aus kassenärztlicher Tätigkeit je Praxisinhaber sind von 2007 bis 2009 um 11,3 Prozent auf 199.000 Euro gestiegen. Insgesamt machten sie 2009 fast 75 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Trotzdem wird - so das Zi - der GKV-Bereich nach wie vor durch den Nicht-GKV-Bereich quersubventioniert.

In einer reinen GKV-Praxis hätte ein Vertragsarzt nämlich nur einen Jahresüberschuss von 98.292 Euro erzielt, so die Rechnung des Zi. Dieser Wert liege rund 7000 Euro unter dem vom Bewertungsausschuss im Jahr 2007 festgelegten Referenzwert von 105.572 Euro - Letzterer orientiert sich an den Gehältern angestellter Ärzte im Klinikbereich.

Arbeitszeit: Im Vergleich zu 2008 hat sich die Arbeitszeit der Ärzte leicht verringert. Damals gaben die Vertragsärzte und -psychotherapeuten noch an, im Schnitt 52 Stunden je Woche zu arbeiten. In 2009 waren es nur noch 50 Stunden die Woche.

Von denen 36 Stunden - also 72 Prozent - auf die Arbeit mit Patienten entfiel. Die Hausärzte kamen 2009 im Schnitt auf 52 Stunden je Woche.

Spitzenreiter sind die Rheumatolgen mit 58 Stunden je Woche, von denen 68 Prozent auf die Arbeit mit Patienten entfallen. Fürs Praxismanagement investierten die Praxisinhaber durchschnittlich 3,8 Stunden je Woche.

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Kommentare
Patric Gremmel-Rohwer 04.06.201313:13 Uhr

Glaube keiner Statistik, die du nicht selber…!

Glaubt man dieser hier zitierten Statistik, sind die Praxisüberschüsse in den Jahren von 2007 bis 2009 zweistellig gewachsen. Dies würde einer jährlichen Steigerung von 5,2% entsprechen. Inflationsbereinigt immerhin noch eine Steigerung von 2,3%.
Allerdings gehören nicht alle Ärzte zu den Privilegierten, die es nur mit vermeintlich solventen Privatpatienten zu tun haben. Und „igeln“ ist gerade auch nicht en Vogue. Bleiben dem gemeinen Hausarzt also nur die GKV-Einnahmen aus seiner kassenärztlichen Tätigkeit.
Nimmt man den in diesem Beitrag zitierten Jahresüberschuss von 98.292 Euro (ähnlich wie das Bruttogehalt eines Angestellten) und zieht Steuern und Sozialabgaben (Versorgungswerk und Krankenkasse) ab, bleiben dem jungen dynamischen und unverheirateten Hausarzt monatlich netto 3.418 Euro im Portemonnaie. Bei 52 Stunden Wochenarbeitszeit mithin 15,20 Euro je Stunde.
Nach über sechs Jahren Studium und anschließender Facharztausbildung und dem trotz Vertragsarztzulassung latenten Unternehmerrisiko kein so üppiges Salär.
Und wenn man sich dagegen andere Player im Gesundheitswesen anschaut, nehmen wir mal beispielhaft die „Mittelverwalter“ also die Krankenkassen und hier den Vorstand der Techniker Krankenkasse mit einem Vorstandsgehalt in 2010 von 278.160 Euro pro Jahr mit einer Steigerung von 2,65% zu 2009, oder das Vorstandsgehalt bei der KKH-Allianz mit 224.655 Euro und einer Steigerung gegenüber 2009 von stattlichen 11,41% (Quelle: Bundesanzeiger 2011), kommt man ob der Vergütung der Ärzte schon ins Grübeln.

MfG
Patric Gremmel-Rohwer
Rohwer Steuerberatung

Dr. Robert Siebel 04.06.201309:26 Uhr

Welchen Sinn machen solche Statistiken?

Wie sinnvoll ist es, hier Statistiken zu präsentieren, welche den Stand vor der EBM Änderung 2009 wiedergeben?
Als nächstes lesen wir sicher wirtschaftliche Auswertungen der Betriebe vor der Eurokrise!

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