Börse

Ende der Talfahrt in Sicht

Der heftige Kurseinbruch an den Börsen hat viele Privatanleger verunsichert. Etliche Profis hingegen freuen sich über die Korrektur. Sie sehen die Zeit gekommen, über neue Wertpapierkäufe nachzudenken.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Volatilität ist der Alltag am Aktienmarkt. Die Kunst besteht darin, den richtigen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf zu finden. Rezepte dafür gibt es vermutlich so viele wie Investoren.

Volatilität ist der Alltag am Aktienmarkt. Die Kunst besteht darin, den richtigen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf zu finden. Rezepte dafür gibt es vermutlich so viele wie Investoren.

© Björn Meyer/istock

NEU-ISENBURG. So schnell kann es gehen: Im Juli noch hatte der Dax mit 10050,98 Zählern einen neuen historischen Höchststand erreicht. In diesem Monat notierte der deutsche Leitindex zeitweise jedoch bei nur noch 8355 Punkten. Ein Verlust von fast 17 Prozent binnen dreier Monate.

Viele Privatanleger sind deshalb verunsichert und erwägen nun, sich von ihren Aktien zu trennen oder haben dies bereits getan.

"In den vergangenen Wochen hatten wir weit mehr Verkaufs- als Kauforders", versichert ein Berater einer norddeutschen Sparkasse.

Jahreszeit ist günstig

Viele Experten warnen jedoch davor, jetzt noch Aktien abzustoßen. Sie glauben, dass die Talfahrt nahe ihrem Ende ist und die Kurse an den Börsen bald wieder steigen werden. "Eine Korrektur von bis zu 20 Prozent pro Jahr ist wahrscheinlicher als keine Korrektur", sagt Gabriel Bartholdi, Stratege der Privatbank J. Safra Sarasin.

Dass es an den Aktienmärkten nach den starken Kursgewinnen der vergangenen Jahre nun vorübergehend stark abwärts ging, sei deshalb nicht ungewöhnlich. "Nach den Kursrückschlägen ist das weitere Abwärtspotenzial sehr begrenzt", sagt Bartholdi. "Viele Investoren haben hohe Geldbestände, welche nur darauf warten, investiert zu werden."

Auch die Jahreszeit spricht für eine Erholung: Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen tätigen regelmäßig zum Jahreswechsel größere Investments an den Kapitalmärkten, weil zu dieser Zeit besonders viel frisches Geld ihrer Kunden hereinkommt.

Auch Investmentfonds erwerben regelmäßig im Dezember und Januar überproportional viele Aktien, da viele ihrer Kunden dann zusätzliche Fondsanteile erwerben.

Bartholdi sieht deshalb in der gegenwärtigen Korrektur an den Märkten "eine Einstiegschance für Anleger mit einem Investmenthorizont von mindestens sechs bis zwölf Monaten". Bereits im Frühjahr dürften die Aktienkurse wieder deutlich höher notieren.

Wirtschaft in Südeuropa lahmt

Ausgelöst wurde der Einbruch an den Börsen durch negative Konjunkturmeldungen. Die Wirtschaft in Südeuropa lahmt weiterhin, das Wachstum in Deutschland schwächt sich ab. In den USA wuchs die Konjunktur zuletzt nicht mehr so rapide wie zu Jahresbeginn, allerdings ist die Arbeitslosenrate weiter gesunken.

"Der US-Arbeitsmarkt scheint nach wie vor robust zu sein, wodurch der private Konsum weiterhin angetrieben wird", erläutert Bartholdi.

Zudem könnten die schwächeren Wirtschaftsdaten aus den Staaten dafür sorgen, dass die US-Notenbank nicht wie bislang erwartet bereits im Frühjahr den Leitzins anhebt. "Ob die Zinsen bereits 2015 steigen werden, steht jetzt zur Diskussion", meint Ariel Bezalel, Fondsmanager der britischen Kapitalanlagegesellschaft Jupiter Asset Management.

Niedrige Zinsen sorgen dafür, dass Unternehmen Kredite für Investitionen zu günstigen Konditionen erhalten. Das treibt ihre Gewinne und kann Aktionären höhere Dividenden bescheren.

Gerade die niedrigen Zinsen sprechen weiterhin für Investments in Aktien, meint auch Christine Bortenlänger, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts.

Während zehnjährige Bundesanleihen vergangene Woche eine Rendite von nur noch 0,865 Prozent abwarfen, sind durch den Kursrückgang der Aktien spiegelbildlich deren Dividendenrenditen wieder gestiegen.

Nicht verunsichern lassen

Bei zahlreichen großen deutschen Konzernen wie etwa BASF, BMW, Daimler, Deutsche Börse, Deutsche Post oder RWE beträgt die Dividendenrendite gegenwärtig mehr als drei Prozent.

Bei einigen Unternehmen wie der Deutschen Telekom, E.ON und der Münchner Rück sind es sogar mehr als vier Prozent.

Anleger sollten sich deshalb nicht von kurzfristigen Achterbahnfahrten an den Börsen verunsichern lassen, so Bortenlänger. "Aktien sind für den langfristigen Vermögensaufbau unverzichtbar."

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