Flexible Mischfonds
Entzauberung der Alleskönner
Seit einigen Jahren suchen Investoren ihr Heil in flexiblen Mischfonds. Allerdings bleibt die durchschnittliche Wertentwicklung der angeblichen Alleskönner hinter den Erwartungen zurück. Für Anleger gibt es einige Handlungsoptionen.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Die Idee besticht: Wer Aktien und Anleihen mischt, kombiniert die Vorteile beider Anlageklassen und reduziert zugleich sein Verlustrisiko.
Diesem Gedanken folgen viele Anleger, die sich nach der Finanz- und der anschließenden Euro-Krise für ein Investment in Mischfonds entschieden haben.
Noch vorsichtigere Naturen legen sich Absolute-Return-Fonds, auch wertgesicherte Fonds genannt, ins Depot. Deren Manager versuchen, unabhängig von der Marktphase möglichst konstante Erträge zu erzielen und Verluste generell zu vermeiden.
Von deren Verheißungen haben sich viele Anleger begeistern lassen. Inzwischen stecken 161 Milliarden Euro in den in Deutschland vertriebenen Mischfonds, so der Fondsverband BVI.
Allein von Juli 2013 bis Juli 2014 sind 27 Milliarden Euro zugeflossen. Mit ihrem Faible für diese Fonds sind die Deutschen nicht allein: Europaweit wurden in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 37 Milliarden Euro in Mischfonds angelegt.
Wünsche werden nur selten erfüllt
Vor allem die flexiblen Mischfonds verkaufen sich gut. "Diese Fonds können die Anlageklassen meist völlig frei gewichten", sagt Philipp Müller von der performance IMC Vermögensverwaltung in Mannheim.
Mischfonds Marke Eigenbau
So managen Anleger ihren eigenen Mischfonds. Empfehlungen von Philipp Müller von der performance imc Vermögensverwaltung:
Anlage in Dachfonds: Legen Sie je 50 Prozent in einen Indexfonds auf den weltweiten Aktienmarkt (MSCI World) und in einen Indexfonds auf europäische oder deutsche Staatsanleihen. Auf diese Weise haben Sie ein Portfolio, das zuletzt höhere Erträge gebracht hat als die meisten Mischfonds.
Monitoring der Performance: Einmal im Jahr sollten Sie die ursprüngliche Verteilung wiederherstellen. Sind etwa Anleihen besser gelaufen als Aktien, verkaufen Sie so viele Anteile des Anleihefonds, bis diese die Hälfte des Depots ausmachen, und stocken mit diesen Erlösen die Aktienquote auf die 50-50-Verteilung auf. Durch dieses Rebalancing handeln Sie automatisch antizyklisch. Sie kaufen eine Anlageklasse vor allem dann, wenn sie – relativ zur anderen – günstig ist, und verkaufen sie, wenn sie relativ teuer ist. Auf lange Sicht fahren Anleger mit dieser Methode deutlich besser, als wenn sie Modetrends hinterherlaufen, die bald wieder enden.
Die Hoffnung hinter dem Konzept, mit der der Fondsvertrieb bei den Privatanlegern leichtes Spiel hat: Das Management kann die Entwicklung der Finanzmärkte korrekt vorhersehen, die Risiken entsprechend erhöhen oder senken und so den Ertrag für die Investoren maximieren.
Leider werden diese Wünsche nur selten erfüllt. So hat die Gruppe der flexiblen Mischfonds von April 2003 bis September 2012 eine durchschnittliche Rendite von gut 4,3 Prozent erzielt.
Das hat die Fondsratingagentur Morningstar ermittelt. Der Vergleichsmaßstab, der zu gleichen Teilen den weltweiten Aktienmarkt sowie Staats- und Unternehmensanleihen mit Investment Grade in Euro-Währung abdeckt, legte indes jährlich um 6,25 Prozent zu.
Fast noch wichtiger: Diese deutlich höhere Rendite wurde bei geringeren Schwankungen erzielt. "Das schont die Nerven der Anleger und erhöht damit ihre Erfolgsaussichten bei der Geldanlage", sagt Michael Mademann von der Vermögensverwaltung Mademann & Kollegen mit Sitz in Düsseldorf und Erkelenz.
Auch auf kurze Sicht kann diese Fondsgruppe nicht mit ihren Vergleichsindizes mithalten. Von Juli bis August 2014 - einer Phase, in der der Dax Achterbahn fuhr und in der die flexiblen Fonds ihre Stärken hätten ausspielen können - verloren sie im Durchschnitt 1,37 Prozent.
Der Index, der Aktien und Renten zu gleichen Teilen berücksichtigt, legte bei geringerem Risiko indes um 3,94 Prozent zu, so Morningstar.
Gute Rendite über Jahre hinweg
Noch ernüchternder: Diese Zahlen berücksichtigen nicht, dass die meisten Anleger die jüngsten Highflyer unter den Mischfonds dann kaufen, wenn diese gut gelaufen sind - ein gutes Beispiel ist der Carmignac Patrimoine, der 2008 gut durch die Finanzkrise kam und deshalb sehr hohe Zuflüsse hatte, bevor er in eine Schwächephase rutschte.
"In der anschließenden Konsolidierung verlieren dann viele die Geduld und verkaufen mit Verlust", weiß Mademann aus Erfahrung. Das Ende vom Lied: Ihre persönliche Rendite ist noch niedriger als die Fondsrendite.
Sollten Privatanleger flexible Mischfonds deshalb generell meiden? Nicht unbedingt, denn es gibt durchaus Fonds, die über die Jahre hinweg bewiesen haben, dass sie ihre Vergleichsindizes schlagen und die dies vielleicht auch in Zukunft tun werden.
Es gibt auch Möglichkeiten, auf eigene Faust Risiken breit zu streuen (siehe Kasten).