Baden-Württemberg

Erweiterte Info-Pflicht über Klinikkeime

Kliniken in Baden-Württemberg müssen nun auch Infektionen aufgrund gramnegativer Erreger melden. Denn deren Zahl nimmt zu, während MRSA-Infektionen leicht rückläufig sind.

Veröffentlicht:

STUTTGART. Die Krankenhäuser in Baden-Württemberg müssen nun deutlich mehr Angaben zu Klinikkeimen an eine zentrale Stelle melden als bisher. Darauf weist die Techniker Krankenkasse (TK) hin.

Während bislang nur Untersuchungen sowie die Zahl betroffener Patienten im Hinblick auf den Keim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) halbjährlich übermittelt werden mussten, gilt dies seit Juli diesen Jahres auch für die sogenannten gramnegativen Erreger, die gegen alle vier klinisch relevanten Antibiotikagruppen resistent sind (4MRGN).

"Die Erweiterung der Meldepflicht ist ein wichtiger Schritt für einen besseren Schutz von Patienten vor Klinikkeimen", sagte Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg.

Mehr Transparenz erhofft

Denn die TK verspricht sich von dem verstärkten Augenmerk auf die gramnegativen Erreger neben mehr Transparenz auch eine beschleunigte Entwicklung von effizienteren Tests, um diese Keime bei Patienten feststellen zu können. "So wird die Gefahr reduziert, dass Risikopatienten wie etwa chronisch kranke Menschen von multiresistenten Keimen befallen werden", betonte Vogt.

Während die Zahl der mit MRSA besiedelten Patienten langsam zurückgeht, breiten sich die gramnegativen Erreger immer mehr aus.

Nach Angaben der TK haben diese Keime im Jahr 2013 in Baden-Württemberg zu 3642 stationär behandelten Blutvergiftungen geführt, im Vergleich zu 2012 ein Anstieg um über zehn Prozent, im Vergleich zu 2011 sogar um rund 20 Prozent, wie das Statistische Bundesamt gemeldet hat. Weitere Erkrankungen, die durch gramnegative Bakterien ausgelöst werden können, sind Wundinfektionen sowie Entzündungen der Harn- oder Atemwege.

Derzeit werden in Baden-Württemberg rund 20 Prozent der Patienten im Krankenhaus auf MRSA gescreent. Dabei wurden im Jahr 2014 insgesamt 8365 MRSA-Besiedelungen entdeckt, 2013 waren es 8331.

Im Vergleich vom zweiten Halbjahr 2014 (4176) zum ersten Halbjahr 2014 (4189) sowie zum zweiten Halbjahr 2013 (4314) ist allerdings ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Die TK bezieht sich dabei auf eine Auswertung der Geschäftsstelle für Qualitätssicherung im Krankenhaus (GeQiK).

Die TK sieht zudem alle Einrichtungen des Gesundheitswesens in der Pflicht, die Patienten und medizinisches Personal besser und verständlicher über die Aktivitäten zur Bekämpfung von gefährlichen Erregern zu informieren. Dazu zählt beispielsweise die Teilnahme an der "Aktion Saubere Hände".

Dabei handelt es sich um eine Kampagne zur Verbesserung der Händedesinfektion in deutschen Gesundheitseinrichtungen. Derzeit nehmen aus Baden-Württemberg 102 Kliniken (von bundesweit 917), 29 Alten- und Pflegeheime (233) und nur 17 ambulante Einrichtungen (475) teil. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Metaanalyse von zehn RCT-Studien

Antiemetische Therapie: Ein Tag Dexamethason genügt

Lesetipps
Eine Frau mit diversen Erkrankungen

© Sebastian / stock.adobe.com / generated AI

Diagnose-Prävalenzen

Wo Autoimmunerkrankungen besonders häufig auftreten

Verpackung des Wirkstoffs Tirzepatid (Mounjaro) mit Aufziehspritze daneben

© Olaf Kunz / stock.adobe.com

SUMMIT-Studie

Tirzepatid auch erfolgreich bei Herzinsuffizienz-Therapie