Masterplan 2020
Gemischte Gefühle
Lob für das Pflichtquartal in der ambulanten Versorgung, Kritik an der Landarztquote: Die jüngsten Beschlüsse zum Masterplan Medizinstudium 2020 scheiden die Geister.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Nachdem die Gesundheitsministerkonferenz den Masterplan Medizinstudium 2020 in weiten Teilen beschlossen hat (die "Ärzte Zeitung" berichtete), ruft der gefundene Konsens gemischte Reaktionen hervor. Die Beschlüsse sehen unter anderem eine Quartalisierung des Praktischen Jahres (PJ) vor - ein Zwangsquartal Allgemeinmedizin wird es nicht geben, vielmehr ist eine Station in der ambulanten Versorgung vorgeschrieben. Dafür wird die Allgemeinmedizin verpflichtendes Prüfungsfach im dritten Staatsexamen.
Bis hierher gibt es vor allem Lob. So könnte eine konsequente Umsetzung zu einer "deutlichen Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium führen und damit auch dazu beitragen, dass sich zukünftig wieder mehr Studierende für den Hausarztberuf entscheiden", hofft Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes.
Das ambulante Pflichtquartal biete die Chance sicherzustellen, dass Studierende das gesamte Spektrum der ärztlichen Tätigkeit - inklusive Patientenkontakt - kennenlernen. "Dies wurde in der Vergangenheit nicht ausreichend berücksichtigt."
Dass sich der Konsens besser für Fakultäten und Studierende umsetzen lässt, lobt auch Solveig Mosthaf von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd). Allerdings gebe es Klärungsbedarf: "So ist nicht nur hochrelevant, ob unter ,ambulante Ausbildungsorte‘ die beliebten Hochschulambulanzen und Rettungsstellen zählen, sondern auch, ob die teilweise widrigen Rahmenbedingungen des PJ nachgebessert werden."
An der verpflichtenden Prüfung scheiden sich die Geister dann bereits: Während Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) diese für ausreichend hält - "Jeder kann selbst entscheiden, wie er sich darauf vorbereitet" -, empfindet der bvmd sie nicht als zielführend. "Stattdessen muss die fächerübergreifende Kompetenzorientierung als maßgebendes Kriterium für die Weiterentwicklung der Staatsexamina Beachtung finden", heißt es in einer aktuellen Mitteilung.
Wesentlich kritischer noch sehen die Medizinstudierenden aber die sogenannte Landarztquote. Dank ihr sollen Studierende bevorzugt einen Studienplatz erhalten, wenn sie sich verpflichten, nach der Ausbildung für fünf Jahre in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Die Gesundheitsminister einigten sich darauf, dass den Ländern eine Quote ermöglicht werden sollte, jedoch wird mit den Kultusministern nachverhandelt.
"Ein solcher Zwang löst unserer Meinung nach nicht das Versorgungsproblem", so bvmd-Sprecherin Mosthaf. Kritik gab es wie berichtet auch von den Medizinstudierenden im Hartmannbund sowie der Bundestagsabgeordneten Daniela De Ridder (SPD).
Ihre Fraktion lehne die Quote ab und "unterstützt damit die Einschätzung der Medizinstudierenden, wonach es vielmehr innovativer Konzepte zur Neugestaltung der medizinischen Versorgung auf dem Lande bedarf". Vielmehr gehe es etwa um eine Entlastung der Landärzte.Der zuständige Berichterstatter der Unionsfraktion, der Magdeburger Bundestagsabgeordnete Tino Sorge (CDU), drängt währenddessen auf eine zügige Umsetzung der Vorschläge. "Nach langen Verhandlungen zeigt sich, dass sich das unermüdliche Nachbohren gelohnt hat", lobt er. (jk)