Kliniken
Herausforderung Kostendruck
Gehen in deutschen Kliniken bald die Lichter aus? Der Titel "Notstandsreport" für eine aktuelle Meinungsumfrage unter Krankenhausmanagern legt diesen Schluss nahe. Im Detail fallen die Resultate weniger düster aus.
Veröffentlicht:HANNOVER. Klinikgeschäftsführer sind bekanntermaßen selten in Sektlaune. Das bestätigt nun auch der erste "Notstandsreport" des Beratungsunternehmens Rochus Mummert.
In Anlehnung an den ifo-Geschäftsklimaindex wurden Lage-Einschätzungen und Erwartungen von Klinikleitern erfragt. An den Interviews, die Ende vergangenen Jahres geführt wurden, nahmen den Angaben zufolge 100 Krankenhausmanager teil.
"Eher getrübte Stimmung"
Mit einem Indexwert von -2,2 herrsche in Deutschlands Krankenhäusern "eine eher getrübte Stimmung", resümieren die Analysten. Während die Leistungsqualität von den Befragten noch überwiegend positiv eingeschätzt wird, grassiert hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und personeller Aufstellung Pessimismus.
Herausforderungen sehen die Manager vor allem in der Kapazitätsauslastung, im Kostendruck sowie in Fragen der Prozessoptimierung. Expansionsstrategien und Investitionszuschüsse spielen bei Wirtschaftlichkeitsüberlegungen dagegen nur die zweite Geige.
Gleichwohl sehen die meisten Klinikchefs sich und ihre Häuser aber gut gerüstet, die wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Jeweils deutlich mehr als drei Viertel der Befragten meint, Kapazitätsauslastung und Prozessoptimierung "sehr gut" oder doch wenigstens "gut" im Griff zu haben.
Den Kostendruck zu meistern sehen sich mit 79 Prozent fast genauso viele in der Lage. Lediglich 21 Prozent der Befragten gaben an, "weniger gut" mit der Ausgabensituation zurecht zu kommen. Völliges Versagen will keiner eingestehen.
Allerdings erwarten die meisten Manager (66 Prozent), dass es ihnen zunehmend schwerer fallen wird, den Kostendruck zu parieren. Das gilt auch für die Kapazitätsauslastung.
Hier meinen 45 Prozent der Befragten, dass es in nächster Zeit "eher schwieriger" wird, die Betten zu füllen. - Insgesamt ließen die Antworten der Klinikmanager "für jedes zehnte Krankenhaus" eine "existenzbedrohende Lage aufgrund des herrschenden Kostendrucks" erkennen, heißt es in der Studie.
Das betrifft vor allem öffentliche und freigemeinnützige Träger. Unter den Repräsentanten privat geführter Häuser wollten lediglich fünf Prozent die Frage nach einer akuten Existenzbedrohung ihrer Einrichtung bejahen.
Trend zur Spezialisierung
Jedoch rechnen auch nur fünf Prozent der Klinikmanager damit, dass ihr Haus nur noch maximal drei Jahre überleben wird. 60 Prozent der Befragten geben ihren Häusern "zehn Jahre und länger".
Zu den wichtigsten Rezepten gegen den Kostendruck zählen Kooperationen mit anderen Kliniken (87 Prozent Zustimmung), Einsparungen im Einkauf (84 Prozent), das Angebot kostenpflichtiger Zusatzleistungen (64 Prozent) sowie die Auslagerung tertiärer Dienstleistungen wie etwa Reinigung oder Küche (50 Prozent).
Ebenfalls weit vorn sind Spezialisierungsstrategien (39 Prozent). Langfristig geht der Trend nach Angaben der Befragten ohnehin in diese Richtung. Jeder zweite Klinikleiter (53 Prozent) sieht die Zukunft in Kliniken mit spezialisiertem Zuschnitt. (cw)