"Dr. Google"
Hitliste der 50 meistgesuchten Krankheiten
Patienten stöbern gerne im Internet nach Informationen über ihre Krankheiten. Mehr als 40 Millionen Suchanfragen in einem Jahr verzeichnete Google zu 50 Indikationen. Welche Krankheitsbilder am häufigsten gesucht wurden, zeigt eine aktuelle Studie.
Veröffentlicht:KÖLN. Das Internet wird - neben den behandelnden Ärzten - für immer mehr Patienten ein wichtiger Begleiter ihrer Krankengeschichte. Rund 80 Prozent der knapp 40 Millionen Internetnutzer in Deutschland sucht im Web nach Gesundheitsthemen.
Allein die weltweit größte Suchmaschine Google verzeichnete im Zeitraum November 2013 bis Oktober 2014 zu 50 definierten Krankheitsbildern mehr als 41 Millionen Suchanfragen aus Deutschland.
Spitzenreiter war dabei das Struma mit durchschnittlich 294.000 Suchen pro Monat. Auf Rang zwei und drei folgen die Volkskrankheiten Diabetes (140.220 Suchen pro Monat) und Hämorrhoiden (127.400).
Das geht aus der aktuellen Studie "Praxis Dr. Internet" des privaten Krankenversicherers Central Krankenversicherung hervor, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt.
Die Studie fußt laut Central auf der Analyse der oben genannten 41 Millionen Google-Suchen.
Diagnosestatistiken als Basis
Die Top-50-Krankheitssuchbegriffe Deutschland bei Google
01. Schilddrüsenvergrößerung (Struma): 294.690
02. Diabetes: 140.220
03. Hämorrhoiden: 127.400
04. Magenschleimhautentzündung: 118.740
05. Magersucht: 109.020
06. Neurodermitis: 107.240
07. ADHS: 103.720
08. Depression: 102.430
09. Durchfall: 99.270
10. Bluthochdruck: 96.470
11. Kopfschmerzen: 96.460
12. Rheuma: 93.110
13. Schlafstörungen: 91.220
14. Bandscheibenvorfall: 90.930
15. Fettstoffwechselstörung: 89.920
16. Darmkrebs: 89.890
17. HIV: 88.650
18. Angststörung: 87.330
19. Rückenschmerzen: 80.520
20. Hepatitis B: 78.540
21. Koronare Herzkrankheit: 76.590
22. Burn-out: 73.900
23. Wechseljahrbeschwerden: 73.570
24. Akne: 72.630
25. Schwindel: 72.260
26. Haarausfall: 71.300
27. Chronische Bronchitis: 70.050
28. Schnupfen: 58.750
29. Demenz: 57.360
30. Übergewicht: 54.400
31. Schwerhörigkeit: 51.460
32. Grüner Star: 50.050
33. Brustkrebs: 45.600
34. Inkontinenz: 39.330
35. Niereninsuffizienz: 37.790
36. Kurz- und Weitsichtigkeit: 34.750
37. Krampfadern: 34.030
38. Prostatakrebs: 32.340
39. Degenerative Veränderung der Wirbel: 31.690
40. Nicht oder nur teilweise durchgebrochene Zähne: 28.550
41. Heuschnupfen: 27.430
42. Divertikulose: 27.070
43. Häufiges Wasserlassen: 23.800
44. Erektionsstörung: 23.120
45. Asthma: 21.490
46. Bauch- und Beckenschmerzen: 21.460
47. Muttermal: 19.990
48. Prostatavergrößerung: 19.500
49. Übermäßiges Schwitzen: 14.510
50. Psychosomatische Erkrankungen: 11.720
Basis der Erhebung sei eine Auflistung von Krankheiten, die auf Grundlage öffentlicher Diagnosestatistiken Kassenärztlicher Vereinigungen sowie der Expertise eines Ärzteteams der Central erstellt worden sei.
Diese umfasse insgesamt 50 Krankheiten, darunter 36 der am häufigsten diagnostizierten Erkrankungen Deutschlands sowie die nach Ansicht des Ärzteteams der Central 14 wichtigsten tabuisierten Krankheiten.
Letztere führten seltener zum Arztbesuch - aus Sicht der Assekuranz entweder aus Schamgefühl oder weil sie für den Betroffenen zwar störend sind, im Allgemeinen jedoch als Nichtigkeit gelten. Deshalb tauchten diese Erkrankungen entsprechend nachrangig in den Diagnosestatistiken auf.
Um möglichst das gesamte Suchvolumen zu jeder Krankheit dieses Katalogs zu erheben, seien Begriffscluster gebildet worden, die neben den Krankheitsbegriffen und Fachtermini auch Synonyme, alltagssprachliche Umschreibungen und weitere häufig verwendete Suchbegriffe enthalten.
Diese Suchbegriffe seien Wörter, die im medizinischen Kontext häufig bei Google-Suchen eingesetzt würden und gemeinsam mit den Krankheitsbegriffen und deren Synonymen gängige Begriffskombinationen, sogenannte Longtail-Keywords, bilden.
Zusätzlich seien anhand des durchschnittlichen Suchvolumens die 15 Zusatzwörter identifiziert worden, die in Zusammenhang mit Gesundheitsthemen am häufigsten bei Google verwendet würden.
Hierzu gehörten unter anderem Begriffe wie "Arzt", "Symptome", "Therapie", "Ursachen", aber auch "Ernährung" und "Prävention". Infolgedessen sei für jede Indikation ein relevantes Cluster aus Begriffen und Begriffskombinationen zusammengestellt worden.
Ratgeberseiten mit Defiziten
Einen zweiten Schwerpunkt setzte die Central in ihrer Studie auf die qualitative Bewertung von medizinischen Ratgeber-Websites. Ergebnis: Mit 33 Prozent schnitt knapp ein Drittel der 100 untersuchten Websites - in Schulnoten abgebildet - mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab.
Als Durchschnittsnote erreichten die Online-Ratgeber laut Central eine "4+" und damit gerade einmal ein ausreichendes Resultat. Kein Angebot erzielte die Note "sehr gut", nur neun Online-Ratgeber wurden mit "gut" bewertet.
Für die Website-Analyse wurden für die zehn am häufigsten bei Google gesuchten Krankheiten zunächst jener Suchbegriff eines Begriffsclusters identifiziert, der das höchste singuläre Suchvolumen aufwies.
Mittels dieses Suchbegriffs wurden die ersten zehn Treffer bei der Suchmaschine Google identifiziert, die keine werblichen Inhalte waren und Ratgeberinformationen für Betroffene oder Angehörige beinhalten. Ausgeschlossen worden seien Treffer ohne Ratgeberinformationen, wie zum Beispiel redaktionelle Beiträge oder Produktinformationen.
Dabei flossen aber neben Gesundheitsportalen auch Ratgeberinformationen von Unternehmen, institutionellen Einrichtungen und Verbänden in die Bewertung ein.
Da die Suchergebnisse vom individuellen Suchverhalten eines Nutzers beeinflusst würden, sei außerdem ein spezieller Modus im Browser ausgewählt worden, der die Ergebnisse frei von vorangegangenen Suchen darstelle.
Analysiert wurde laut Central auf jeder der 100 Websites der Haupttext zur jeweiligen Erkrankung, der sich am umfassendsten unter anderem mit dem Krankheitsbild auseinandersetzt und in der Regel Aspekte wie Definition, Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie, Prävention berücksichtigt.
Standards für Web-Ratgeber gefordert
Für Dr. Thomas Hormann, Leiter des Gesundheitsmanagements der Central, droht angesichts der durch die Studie bei den Ratgeberseiten aufgedeckten Defizite, dass Gesundheitssurfer auf Grundlage falscher Informationen selbst Diagnosen erstellen und sich schlimmstenfalls selbst behandeln.
"Bei Gesundheitsinformationen im Internet muss man im Sinne der Patientensicherheit akribisch und streng sein. Die meisten Angebote dagegen sind unvollständig, fehlerhaft und lassen den Suchenden oft ohne jegliche Einordnung zurück", so Hormann. Er spricht sich deshalb für verbindliche Standards für Gesundheitsinformationen im Netz aus.