Valsartan-Rückruf

Hochdruckliga beklagt Vertrauensverlust

Der Valsartan-Rückruf hätte besser laufen dürfen, meint die Hochdruckliga. Jüngste Berichte über Krebsrisiken in der Hypertonietherapie hätten Patienten zusätzlich verunsichert.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Hypertonie-Risiken werden häufig unterschätzt.

Hypertonie-Risiken werden häufig unterschätzt.

© Arteria Photography

HEIDELBERG. Einen Sturm der Verwüstung hat der mehr oder weniger geordnete – und wie das Beispiel Mylan zeigt, offenbar noch immer nicht abgeschlossene – Valsartan-Rückruf des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Praxen und Apotheken zwar nicht hinterlassen. Immerhin jedoch berichtet die Deutsche Hochdruckliga von „einem nachhaltigen Vertrauensverlust der Patienten“. Vorhaltungen macht die Fachgesellschaft besonders dem BfArM aber auch den Medien.

So habe die Zulassungsbehörde „nur lückenhaft“ informiert und es mit dem schlichten Hinweis bewenden lassen, Patienten, die Valsartan erhielten, sollten sich mit ihrem Arzt oder Apotheker in Verbindung setzen. „Wichtige Fragen wie ‚Muss der Arzt mir ein neues Rezept ausstellen oder tauscht die Apotheke einfach so das Medikament aus?‘ wurden nicht hinreichend vom BfArM beantwortet.“ Zudem hätte der Rückruf auch auf Patientenebene stattfinden müssen.

Liga begrüßt mehr Rechte für BfArM

Dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dem BfArM in Sachen Arzneimittelrückrufen jetzt mehr Befugnisse einzuräumen gedenkt, sei „zu begrüßen“, so die Hochdruckliga; „somit kann künftig hoffentlich schneller und transparenter als im Fall Valsartan gehandelt werden“.

Zusätzlich verunsichert hätten zwei Meldungen im Oktober, wonach Studien eine Korrelation zwischen der Langzeitgabe von Hydrochlorothiazid (HCT) und einem erhöhten Hautkrebsrisiko sowie zwischen ACE-Hemmern und erhöhtem Lungenkrebsrisiko gezeigt hätten.

Zeitlich hätten diese Berichte in unglücklicher Koinzidenz zu dem noch frisch erinnerten Valsartan-Rückruf gestanden. In der medialen Berichterstattung seien diese Sachverhalte häufig verkürzt wiedergegeben worden, methodische Mängel der Studien unberücksichtigt geblieben und versäumt worden, mögliche Krebsrisiken in die richtige Relation zu den ungleich größeren Gefahren des Abbruchs einer Hochdrucktherapie zu setzen.

Eine solche Berichterstattung nehme in Kauf, bei den Patienten „fatale Kurzschlussreaktionen“ zu provozieren, moniert Professor Bernhard Krämer, Vorstandsvorsitzender der Hochdruckliga. Jetzt gehe es darum, „auch die Notwendigkeit der Bluthochdrucktherapie und die nachgewiesene Wirksamkeit von Blutdrucksenkern in der Vermeidung schwerer Folgeerkrankungen breit zu kommunizieren“.

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