In Betrieben kommt Darmkrebsvorsorge gut an
Firmen, die ihre Mitarbeiter zur Darmkrebsvorsorge einladen, verzeichnen eine hohe Nachfrage. Auch Haus- und Fachärzte können davon profitieren.
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Betriebsärzte haben es meist mit beschwerdefreien Menschen zu tun, die offen sind für die Darmkrebsprävention.
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LUDWIGSHAFEN. Der Arbeitsmediziner Dr. Stefan Webendörfer betreut das Projekt "Darmkrebsfrüherkennung in der BASF" seit dem Jahr 2001. Sein Fazit: "Das dauerhafte Angebot ist ein Benefit für unsere Mitarbeiter."
Allein im ersten Jahr hatten sich am Standort Ludwigshafen des weltgrößten Chemieunternehmens 3732 Mitarbeiter über 45 Jahren beteiligt und einen Stuhlbluttest abgegeben. 688 wurde eine Darmspiegelung empfohlen, 323 Mitarbeiter haben daraufhin eine Darmspiegelung machen lassen. Entdeckt wurden neun manifeste Karzinome, 61 adenomatöse und 30 hyperplastische Polypen.
Faustregel: 1,50 Euro pro Mitarbeiter
Die Faustregel für die Kosten einer betrieblichen Darmkrebsvorsorgeaktion lautet: Die Zahl der Mitarbeiter multipliziert mit 1,50 Euro. "Damit sind die Kosten für die Stuhlbluttests samt Versand und Auswertung abgedeckt", heißt es bei der Stiftung Lebensblicke.
Sie hat, zusammen mit der Felix Burda Stiftung, einen Leitfaden für Unternehmen herausgegeben, die solche Aktionen anbieten wollen. Die Standard-Variante besteht darin, Mitarbeitern ein Testkit oder einen Gutschein für einen Stuhl-Test auszuhändigen. Die Mitarbeiter senden den Test an ein Labor. Die Betroffenen werden über das Ergebnis dann schriftlich vom Labor - unter Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht - informiert.
Bei der Premium-Variante bindet das Unternehmen die Vorsorgeaktion über den betriebsärztlichen Dienst in ein Gesundheitskonzept ein. Dazu gehören dann beispielsweise auch Herz-Kreislauf-Checks und Diabetes-Tests.
Bei der EADS in Unterschleißheim ist die Darmkrebsaktion Teil des ganzheitlich ausgerichteten Modells "Health Check". Das Unternehmen versucht damit, alle 12.000 Mitarbeiter anzusprechen. Projektziel ist die langfristige Reduktion von psychischen Belastungen und Zivilisationskrankheiten. "Wir bewegen uns dabei stets unabhängig vom Darmkrebsmonat März", sagt Dr. Daniel Mauss, leitender Betriebsarzt der EADS in Unterschleißheim.
Bei BASF in Ludwigshafen erhalten hingegen ganz gezielt alle Mitarbeiter über 45 eine persönliche Einladung zur Darmkrebsfrüherkennung. Die Teilnahmequote liegt bei 40 Prozent. Seit Januar 2010 wurde der Hämoccult-Bluttest durch ein immunologisches Verfahren zum Nachweis von Blut im Stuhl ersetzt. Seitdem, so Webendörfer, sei die Rücklaufquote der Tests noch höher und die Akzeptanz besser.
Eine Liste mit Ärzten der Region ist hilfreich
Von solchen betrieblichen Aktionen können Haus- und Fachärzte profitieren: Sie sind in der Regel die ersten Ansprechpartner, wenn es um Diagnostik und Therapie geht. Positives Feedback bekommt das Projekt der BASF daher bei Klinikärzten und Niedergelassenen im Rhein-Neckar-Raum.
"Unsere Auswertungen zeigen, dass Betriebsärzte eine meist beschwerdefreie Klientel mit ihren Präventionsangeboten erreichen", so der Arbeitsmediziner Webendörfer. Die Patienten suchten dann in der Regel zur weiteren Diagnostik und Therapie einen Haus- oder Facharzt am Heimatort auf.
Auch die Stiftung Lebensblicke rät Firmen zur Kooperation mit niedergelassenen Allgemeinärzten, Internisten und Gastroenterologen am Firmenstandort. Möglich sei beispielsweise auch, mit niedergelassenen Gastroenterologen eine Spezialsprechstunde für positiv getestete Mitarbeiter zu vereinbaren. Werksärzte sollten zudem eine Liste mit Ärzten der Region parat haben, die eine qualitätsgesicherte Darmspiegelung anbieten.
Oft sei auch eine Kooperation mit den Kassen hilfreich. "In manchen Fällen übernehmen die Kassen auch die Kosten für Plakate oder Flyer", so die Stiftung. Online gibt es unter www.unternehmen-gegen-darmkrebs.de weitere Tipps, wie Firmen solche Aktionen organisieren können. Dort kann auch der Handlungsleitfaden bestellt werden: Er enthält unter anderem Fragebogen für Mitarbeiter und Werbematerialien wie Plakate und Flyer.