Hektik an der Börse

In der Ruhe liegt die (Finanz-)Kraft

Viele Anleger verkaufen bei Kurseinbrüchen an den Börsen überstürzt ihre Aktien. Langfristig Erfolg bringt jedoch nur ein dauerhaft gehaltenes Portfolio dividendenstarker Qualitätstitel.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Das Auf und Ab der Kurse müssen langfristig orientierte Anleger nicht minütlich verfolgen.

Das Auf und Ab der Kurse müssen langfristig orientierte Anleger nicht minütlich verfolgen.

© HerrBullermann / Fotolia

NEU-ISENBURG. Der diesjährige Oktober war kein Börsenmonat für Anleger mit schwachen Nerven. Der deutsche Leitindex Dax und der Eurostoxx 50, das Kursbarometer der 50 größten börsennotierten Konzerne Europas, verloren in den ersten drei Wochen knapp sieben Prozent. In den USA gaben die führenden Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq zwischen fünf und sechs Prozent nach. Und auch an den Aktienmärkten in Asien ging es abwärts.

Allerdings sind derartige heftigere Börsen-Korrekturen im Herbst nicht ungewöhnlich. Denn die Kursbewegungen an den Aktienmärkten folgen häufig den immer selben saisonalen Schwankungen: Über den Sommer hinweg geben die Notierungen ein wenig nach, bis es im September oder Oktober zu einem tieferen Einbruch kommt, dem dann meist ein neuer Kursaufschwung zum Jahresende hin folgt.

Auf diesem Muster basiert die bekannte Börsenweisheit: Sell in May and go away, but remember to return in November – Verkaufe die Aktien im Mai, aber vergiss nicht, im November wieder an die Börse zurückzukehren.

Stabile Dividenden-Aristokraten

Experten warnen deshalb davor, bei Kurseinbrüchen überstürzt Aktien abzustoßen. „Viele Privatanleger schwanken zwischen Gier und Angst“, sagt Andreas Görler, Stratege bei der Berliner Vermögensberatung Wellinvest – Pruschke & Kalm. „Sie kaufen Aktien, wenn alle kaufen, und verkaufen sie in Panik in Schwächephasen.“ Das resultiert bestenfalls in unterdurchschnittlichen Renditen und schlimmstenfalls in herben Verlusten.

Bestärkt wird ein solches prozyklisches Verhalten durch reißerische Schlagzeilen in Medien und auf manchen Internet-Finanzportalen. Dort wird immer gleich vom neuen „Börsencrash“ geschrieben, wenn die Kurse einmal wieder fallen – und umgekehrt vom neuen Boom, wenn die Notierungen bald darauf wieder anziehen. Verunsicherte Anleger lassen sich von solchen Meldungen häufig übereilt zu Verkäufen oder Käufen verleiten – insbesondere, wenn sie von sogenannten Börsengurus stammen.

Allerdings gehe es denen häufig darum, die Aufmerksamkeit der Medien zu finden, sagt Karl-Heinz Stroscher, Geschäftsführer der Alpha Finanz Beratung in Villingen-Schwenningen. „Ihre Prognosen sind deshalb entweder auf das Wort Crash getrimmt oder so hoch, dass sie überall zitiert werden.“ Görler rät deshalb zur partiellen Medienabstinenz: „Ein monatlich oder wöchentlich erscheinendes Fachmagazin ist als Informationsquelle völlig ausreichend.“

Um über viele Jahre hinweg dauerhaft Erfolg an der Börse zu haben, sollten Anleger ein Portfolio aus Aktien von Unternehmen zusammenstellen, die über viele Jahre hinweg ihr Geschäftsmodell erfolgreich unter Beweis gestellt haben und dabei fortwährend ihre Dividenden steigern konnten – den sogenannten Dividenden-Aristokraten.

Zu den Unternehmen, die seit dem Jahr 2000 kontinuierlich ihre Ausschüttungen an die Aktionäre angehoben haben, zählen Pharma- und Healthcare-Konzerne wie Fresenius, Fresenius Medical Care, Johnson & Johnson, Roche und Sanofi sowie Hersteller von Lebensmitteln und Verbrauchsgütern des täglichen Bedarfs wie Clorox, Procter & Gamble, Nestlé und Unilever.

Aktienrückkäufe als Warnsignal

Trotz diverser Börsenturbulenzen sind deren Aktienkurse langfristig immer gestiegen. Aus 1000 Euro, die im Juli 1993 in Papiere von Unilever investiert wurden, sind seither 550.000 Euro geworden. Eine ebenso hohe Anlage in Aktien von Johnson & Johnson wäre in dieser Zeit sogar auf 1,4 Millionen Euro angewachsen – die ausgeschütteten Dividenden jeweils nicht eingerechnet.

Meiden sollten Anleger hingegen Papiere von Konzernen, die eigene Aktien zurückkaufen, um so deren Börsennotierungen zu stützen. „Aktienrückkäufe sind ein Armutszeugnis für die Unternehmen“, sagt Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer der Münchner Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner. „Sie zeigen, dass dem Management nichts Besseres einfällt, was es mit dem Geld machen könnte – wie etwa neue Werke bauen, neue Technologien entwickeln oder neue Märkte erobern.“

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