Gesundes Afrika & Co
Innovationen mit großem Lebensretterpotenzial
Vor allem Schwellenländer in Afrika stehen vor massiven Herausforderungen bei der Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung. 30 Innovationen haben Forscher nun identifiziert, die den Staaten helfen könnten, ihre teils desaströsen Healthcare-Strukturen zu optimieren und Millionen Leben zu retten.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Innovative Technologien und Ansätze, die Gesundheitsversorgung erschwinglicher, effektiver und leichter zugängig machen, sind der Schlüssel, um die Weltgesundheit in den nächsten 15 Jahren maßgeblich zu verbessern.
Dieser Ansicht sind zumindest Experten der internationalen Wohltätigkeitsorganisation PATH. Die von der Norwegian Agency for Development Cooperation, der Bill & Melinda Gates Foundation sowie der US Agency for International Development unterstützte Organisation agiert nach eigenen Angaben als weltweite Initiative für das Crowdsourcing und die Beurteilung von medizintechnischen und pharmazeutischen Innovationen, die das Potenzial haben, bis 2030 Millionen von Menschenleben zu retten.
PATH beschleunige Innovation auf fünf Plattformen - Impfstoffe, Medikamente, Diagnostika, Geräte sowie System- und Serviceinnovation.
Auf der dritten Internationalen Konferenz über Entwicklungsfinanzierung stellte die von PATH angeführte Innovation Countdown 2030 Initiative (IC2030) nun in Addis Abeba ihren ersten Bericht mit dem Titel Reimagining Global Health vor. Der Bericht umfasst 30, von internationalen Experten wegen ihres Potenzials für Lebensrettung ausgesuchten Innovationen.
Von uteriner Ballontamponade bis zu Polypillen
Hintergrund ist, dass sich die Gesundheitsbedürfnisse in Entwicklungsländern, speziell auf dem afrikanischen Kontinent, zwar im Wandel befinden. Doch noch immer bestimmen die Sicherstellung des Zugangs zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, der Kampf gegen ansteckende Krankheiten und die hohe Zahl vermeidbarer Todesfälle die gesundheitspolitische Agenda in vielen afrikanischen Staaten. Das zeigte nicht zuletzt die noch immer nicht ausgestandene Ebola-Krise in Westafrika.
Die 30 in dem PATH-Bericht ausgewählten Innovationen decken daher sämtliche Gesundheitsbereiche ab. Im Bereich der Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern sind es nach Ansicht der Experten zum Beispiel uterine Ballontamponaden zur Kontrolle starker Blutungen nach der Geburt, der führenden Ursache von Müttersterblichkeit.
Auch tragbare Geräte zur Messung des Sauerstoffgehaltes im Blut zur Feststellung von Pneumonien, der führenden Todesursache bei kleinen Kindern, gehören dazu. Ein vielversprechender Ansatz seien zudem neue, dem Standort angemessene Behandlungsmethoden von schwerer Diarrhö, einer weiteren wichtigen Todesursache bei Kindern.
Bei Infektionskrankheiten zählen Kandidaten für Malariaimpfungen, lange wirkende, injizierbare Arzneien zur HIV-Behandlung und eine neue Kombinationstherapie für die Behandlung von Tuberkulose zu den wichtigen Innovationen.
Bei der reproduktiven Gesundheit könnten injizierbare Kontrazeptiva und ein erweiterter Zugang zu lange wirkenden, reversiblen Verhütungsmitteln, wie Intrauterinpessare, nennenswerte Auswirkungen haben. Im Falle der nicht übertragbaren Krankheiten zählen aus Expertensicht zu den potenziell transformativen Innovationen die Verwendung von Polypillen für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auch Telemedizin wird ins Spiel gebracht
Ebenfalls auf die Tagesordnung bringt der Bericht den Einsatz mobiler Geräte für die Verhinderung und das Management von chronischen Erkrankungen - also den telemedizinischen Ansatz. Gerade Schwellenländer in Afrika bergen hier großes Potenzial für diese Sprunginnovation in der Gesundheitsversorgung.
Zu diesem Ergebnis kam im Frühjahr auch die Unternehmensberatung Deloitte in ihrer Studie "Global Healthcare Outlook: Common goals, competing priorities".
Zwei Innovationen, die außerordentliches Potenzial aufweisen, sind laut PATH-Analyse ein billiges Desinfektionsmittel, das Infektionen bei Neugeborenen verhindert, und neue Technologien für kleine Wasseraufbereitungsanlagen auf Gemeindeebene. Bei breitflächigem Einsatz könnten diese beiden Innovationen alleine bis 2030 das Leben von 2,5 Millionen Neugeborenen und Kindern retten, heißt es (wir berichteten kurz).
"Durch die Identifizierung und Erweiterung vielversprechender Ideen und die Stärkung der Ressourcen von Ländern mit beschränkten Möglichkeiten für die Entwicklung, Einführung und Verbreitung von Informationen, können wir den Fortschritt so beschleunigen, dass jeder Mensch die gleiche Chance für ein gesundes und produktives Leben erhält", gibt sich Chris Elias, President of Global Development der Bill & Melinda Gates Foundation, anlässlich des PATH-Berichts positiv gestimmt, nicht nur mittels der identifizierten Innovationen die Weltgesundheit in den nächsten 15 Jahren erheblich voranzubringen.