Frankreich
Jeder vierte junge Arzt hat Suizidgedanken
Der Druck in Studium und Weiterbildung ist groß. Eine aktuelle Studie unter angehenden französischen Ärzten zeigt drastische Folgen.
Veröffentlicht:PARIS. Jeder vierte Medizinstudent oder Arzt in Weiterbildung hat schon mindestens einmal daran gedacht, sein Leben durch die eigene Hand zu beenden. 738 von 22.000 Befragten gaben sogar an, bereits einen Suizidversuch unternommen zu haben.
Das sind die besorgniserregenden Ergebnisse einer Online-Befragung der französischen Vereinigungen der Medizinstudierenden sowie Assistenzärzte zur psychischen Gesundheit ihrer Mitglieder.
Überdurchschnittlich viele Depressionen?
Zwei Drittel der befragten Studenten und jungen Krankenhausärzte gaben dabei an, an Angststörungen zu leiden oder das Gefühl zu kennen. Mehr als jeder Vierte weist depressive Symptome auf, die durchschnittlich nur bei 10 Prozent der allgemeinen Bevölkerung auftreten.
Hintergrund der Befragung ist die Tatsache, dass seit Anfang 2017 in Frankreich fünf junge Assistentärzte Selbstmord begangen haben. Die Verbände wollten der Ursache dafür auf den Grund gehen.
Die Befragung zeigt: Die Hälfte der befragten Studenten und jungen Ärzte fühlt sich in ihren Klinikjahren oft allein gelassen, sie vermissen die Unterstützung ihrer Vorgesetzten bei Problemen mit Patienten und Klinikpersonal.
Leidensdruck durch Personalsituation
Die zwei Vereinigungen fordern daher stärkere Kontrollen dieser Regelungen, da Überforderung häufig zu Depressionen führe. Genau wie es für andere Krankenhausangestellte üblich ist, fordern Studenten und Assistentärzte, regelmäßig durch arbeitsmedizinische Dienste untersucht zu werden.
Wird die psychische Gesundheit der jungen Ärzte vernachlässigt, habe das auch Folgen im späteren Leben, warnen die Verbände: Laut ihren Angaben ist die Häufigkeit der Suizide in der Gesamtärzteschaft 2,3 mal höher als bei allen anderen Berufsgruppen. (ddb)