Einigung in Schiedsstelle

Verhandlungen über Orientierungswert: Kassenhonorare steigen um 3,85 Prozent

Nach drei Verhandlungsrunden musste nun doch die Schiedsstelle ran: Der Erweiterte Bewertungsausschuss hat am Mittwoch ein Honorarplus für Kassenärzte von 3,85 Prozent beschlossen. Zudem sollen MFA-Tarifsteigerungen künftig schneller abgebildet werden.

Veröffentlicht:
Der KBV hatte ursprünglich eine Steigerung des Orientierungspunktwertes (OW) um 10,2 Prozent vorgeschwebt – der GKV-Verband hatte indes ein Plus von 2,1 Prozent angeboten. Die Entscheidung viel nun einstimmig in der Schiedsstelle: 3,85 Prozent mehr sollen es sein.

Der KBV hatte ursprünglich eine Steigerung des Orientierungspunktwertes (OW) um 10,2 Prozent vorgeschwebt – der GKV-Verband hatte indes ein Plus von 2,1 Prozent angeboten. Die Entscheidung fiel nun einstimmig in der Schiedsstelle: 3,85 Prozent mehr sollen es sein.

© Pixelot / stock.adobe.com

Berlin. Es ist nicht das, was die KBV gefordert hat, aber mehr als das ursprüngliche Angebot der Kassen: Die Honorare für Vertragsärzte und -psychotherapeuten steigen 2024 um 3,85 Prozent. Das hat der Erweiterte Bewertungsausschuss (EBA) am heutigen Mittwoch einstimmig beschlossen, wie der GKV-Spitzenverband mitteilt. Damit erhöht sich der Orientierungswert im EBM ab Januar auf 11,9339 Cent.

Das Plus entspreche rund 1,8 Milliarden Euro mehr, heißt es vom GKV-Spitzenverband. Die KBV indes spricht von insgesamt 1,6 Milliarden Euro mehr für die Vertragspraxen.

„Ein Honoraranstieg von 3,85 Prozent ist üppig, aber angesichts von Inflationsentwicklung und Fachkräftemangel sachgerecht. Es freut mich, dass wir als Selbstverwaltungspartner gemeinsam diese Entscheidung treffen konnten“, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband. Auch KBV-Vorstandschef Dr. Andreas Gassen zeigte sich nach den Verhandlungen versöhnlich: „Die Finanzmittel der ambulanten Versorgung für das nächste Jahr werden einschließlich der Morbiditätsrate um fast vier Prozent steigen. Das stellt keinen Grund dar, in Jubel auszubrechen, ist aber in seiner Wirkung vergleichbar mit der jüngsten Tarifsteigerung für die Klinikärzte, die für 2023 ein Plus von 4,8 Prozent erzielten.“

Knackpunkt Tarifsteigerungen

Zwar musste mit dem Erweiterten Bewertungsausschuss nun tatsächlich die Schiedsstelle zum Verhandlungsergebnis führen, dies sei aber einstimmig gefällt worden, hieß es weiter. Dieses Mal also kein Machtwort der unparteiischen Mitglieder? Vor allem nicht von dessen unparteiischem Vorsitzenden, dem Gesundheitsökonomen Professor Jürgen Wasem, der schon das ein oder andere Mal quasi als Zünglein an der Waage im EBA fungiert hat? Immerhin setzt sich der EBA aus jeweils drei Vertreterinnen und Vertretern der KBV, des GKV-Spitzenverbandes sowie drei unparteiischen Mitgliedern zusammen.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Ein wichtiges Signal in Richtung Praxen dürfte zudem sein, dass sich die Verhandlungspartner – also Kassen und Ärzteseite – auch darauf geeinigt haben, Tarifverträge der Medizinischen Fachangestellten (MFA) künftig schneller in den ärztlichen Honoraren abzubilden, um die Praxen „in der angespannten Personalsituation zu entlasten“, so die Kassenseite. Dadurch entstehe kein jahrelanger Verzug mehr, bis die Kostensteigerungen im Orientierungswert abgebildet werden, kommentierte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV, das Ergebnis. (reh)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vertragsärzte und Kassen einigen sich

65 Millionen Euro mehr für die Dialyse-Versorgung

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Dr. Gerhard Heinsch 14.09.202308:34 Uhr

Dem Kollegen Herrn Wasserberg kann man hier nur 100% zustimmen. Eine offensichtliche aktive Zustimmung der KBV Vertreter ist ein Offenbarungseid.
Auch der Kommentar von Herrn Gassen, dass dieses Ergebnis dem Ergebnis der Verhandlungen der Klinikärzte gleichkommt, ist entweder Ausdruck mangelnden Sachverstandes, oder einfach nur zynisch. Eine Honorarsteigerung bei den Klinikärzten ist eine direkte Lohnerhöhung. Eine Punktwerterhöhung in der Niederlassung steigert den Honorarumsatz, jedoch fängt bei einem Ergebnis von 3,85 Prozent keineswegs die Praxiskostensteigerungen durch erhöhte Mitarbeiterkosten, Software- und Hardwareinvestitionen u.a. auf.
Zusätzlich bleibt jetzt noch abzuwarten, was die regionalen Verhandlungen hier als Ergebnis bringen werden. Denn wenn 20-30% der erbrachten Leistungen nicht vergütet werden hat jegliche Punktwerterhöhung keinen Effekt !

Es wird Zeit für ein Korbmodell, Zulassungen sollten von allen Ärzten zurückgegeben werden und die Patientenversorgung durch reine Privatversorgung gewährleistet werden.

Dr. Jens Wasserberg 14.09.202307:52 Uhr

Dieses Ergebnis offenbart eine Instinktlosigkeit auf Seiten der KBV, die einen ratlos zurücklässt. Man hat selbst 10,2 % gefordert und am 18. August 2023 einen echten Inflationsausgleich für die Praxen gefordert. Auch die Praxen müssen Preissteigerungen verkraften und die Mitarbeiter in den Praxen haben dieselben Lohnsteigerungen und Inflationsausgleiche verdient, wie sie für Kassen- und übrigens auch KV-Mitarbeiter selbstverständlich ist.
Mit aktiver Zustimmung der KBV wird aber nun zum wiederholten Male eine solche Inflationsanpassung der Praxisgehälter verunmöglicht. Es zeigt sich eine profunde Respektlosigkeit gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Praxen.
Viel schlimmer wiegt, dass diese KBV in künftigen Verhandlungen niemand mehr ernst nehmen wird, ist man doch bereit, angebliche existenzielle Kernforderungen über Nacht zu räumen. Die Systematik ist bekannt und die Tatsache auch, dass das keine Tarifverhandlungen sind. Wer sich aber so amateurhaft selbst in eine Sackgasse manövriert, der muss sich schon vorhalten lassen, dass er hier einen nahezu irreparablen Reputationsschaden angerichtet hat.
Es geht um Respekt und ein Ergebnis, das so weit unter den eigenen Forderung liegt, kann in dieser Form des Zustandekommens nicht vermittelt werden.
Das Ausbluten der ambulanten Versorgung wird dieselbe Dynamik annehmen, wie es in den Krankenhäusern schon heute der Fall ist. Die KBV hat gestern offengelegt, dass ihr jedweder Instinkt zu fehlen scheint, diese Problematik sachgerecht anzunehmen. Angesichts der dramatischen Situation in den Praxen ist das maximal besorgniserregend.
Als seriöser Fürsprecher für diese Problematik scheidet die KBV seit spätestens gestern aus.

Andreas Hoffmann 13.09.202319:16 Uhr

Dieses Ergebnis ist eine Beleidigung aller Niedergelassenen, die gesamte Führungsriege der KBV sollte umgehend zurücktreten! Der Sicherstellungsauftrag ist umgehend zurückzugeben, die KVen sollten ihre Auflösung verkünden. Erst dann wird es ernsthafte Verhandlungen geben. Die Kostensteigerungen liegen bei mehr als dem Doppelten, die MFA haben auch mehr verdient, und die Niedergelassenen sollen sich mit lächerlichen 3,85 % zufrieden geben?!

Sonderberichte zum Thema
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Behandlungstipps

Psoriasis und Komorbiditäten: Welche Therapie wirkt am besten?

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener