Kommentar
Keine Chance am freien Markt
Berufsunfähigkeitsversicherer sind wählerisch, sie nehmen noch lange nicht jeden, der eine Versicherung abschließen will. Wer an Störungen wie Legasthenie leidet oder vielleicht mit dem Partner eine Therapie zwecks Beziehungsrettung absolviert hat, findet keinen Anbieter zu vertretbaren Preisen - und versteht nicht, warum. Kunden mit Vorerkrankungen wissen oft, dass sie keine Chance auf einen Vertrag haben. Manche Anwärter haben einfach nur den falschen Beruf.
Diese von der Assekuranz verschmähten Gruppen hat der ehemalige Bundesrichter Professor Wolfgang Römer mit seiner Forderung nach einem Annahmezwang für Berufsunfähigkeitsversicherer im Auge. Wer ein existenzielles Risiko absichern will, für den muss der Gesetzgeber auch die Möglichkeiten dazu schaffen, fordert er. Und Römer hat recht.
Junge und gesunde Kunden nehmen die Versicherer mit Kusshand. Tatsächliche oder vermeintliche Risikogruppen, die mit dem Wunsch nach einem Abschluss hohes Verantwortungsbewusstsein zeigen, halten sich die Anbieter vom Hals. Hier herrscht Handlungsbedarf für den Gesetzgeber. Wer eine Versicherung will, muss die Möglichkeit haben, eine zu bekommen. Wie es auch geht, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Früher gab es für alle einen Berufsunfähigkeitsschutz - über die gesetzliche Rentenversicherung.
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