Vor dem Start der elektronischen Patientenakte
Lauterbach zur ePA: „Die Daten sind sicher vor Hackern“
Bei einem Termin in einer Arztpraxis in Köln betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Sicherheit der elektronischen Patientenakte. Er glaubt, die Vorbehalte der Ärzteschaft würden sich rasch auflösen.
Veröffentlicht:Köln. Kurz vor dem Start der elektronischen Patientenakte (ePA) in ausgewählten Regionen hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei einem Pressetermin in einer Arztpraxis in Köln die Sicherheit der Anwendung hervorgehoben. „Die Daten der Bürger sind sicher vor Hackern“, betonte der SPD-Politiker. Ab dem 15. Januar wird die ePA in einer vierwöchigen Pilotphase in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg im Praxisbetrieb erprobt, danach ist der bundesweite Roll-out geplant.
Die Bedenken der Ärzteschaft sind groß. Der Präsident der Bundesärztekammer Dr. Klaus Reinhardt hatte am Dienstag die Frage verneint, ob er Patienten derzeit die Nutzung der ePA empfehlen würde – auch wenn er das nicht als Aufforderung zum Opt-out verstanden wissen wollte. Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), erklärte dagegen explizit, er würde Patienten und deren Eltern aktuell empfehlen, sich aktiv gegen die ePA zu entscheiden. Insbesondere geht es dem BVKJ um Datenschutzrechte von Kindern und Jugendlichen.
Lauterbach: Stehe mit dem BSI in engem Austausch
Hintergrund der Äußerungen sind die Sicherheitsmängel, auf die unter anderem im Dezember 2024 der Chaos Computer Club (CCC) aufmerksam gemacht hatte: Demnach sei es für Dritte teilweise sehr einfach, auf die ePA-Daten zuzugreifen. Potenziell seien Angriffe auf alle 70 Millionen Akten möglich.
Lauterbach betonte, er stehe mit dem CCC und auch mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in engem Austausch, was die Beseitigung dieser Schwachstellen betrifft. „Wir werden vom Bundesamt grünes Licht bekommen, wenn wir die Punkte umgesetzt haben, auf die wir uns geeinigt haben“, sagte er.
Er zeigte sich davon überzeugt, dass sich die Vorbehalte der Ärzteschaft schnell auflösen werden. „Ich bin ganz sicher, dass die Ärzteschaft, die Kinderärzte und die Ärztekammer die ePA empfehlen werden in dem Moment, wo wir in den Pilotregionen gezeigt haben, dass sie in der Praxis funktioniert und einwandfrei sicher ist.“
Alle für die Pilotphase relevanten Baustellen seien bereits behoben, ebenso werden bis zum bundesweiten Roll-out alle Probleme gelöst sein, versprach er. „Die elektronische Patientenakte wird nicht ans Netz gehen, wenn es auch nur ein Restrisiko für einen großen Hackerangriff geben sollte“, betonte er. Das sei aber nicht zu befürchten. Bei den offenen Punkten handele es sich ohnehin nur noch um „Kleinigkeiten“.
ePa soll rasch in die Fläche gebracht werden
„Wir kümmern uns in der Pilotphase intensiv um das Thema Sicherheit, damit wir nach Abschluss der Pilotphase den bundesweiten Roll-out gewährleistet werden können und die ePA sicher genutzt werden kann“, betonte auch gematik-Geschäftsführer Dr. Florian Fuhrmann.
Besonderes Augenmerk liege jetzt auch darauf, unerwünschte Interdependenzen zwischen bereits laufenden Anwendungen wie dem E-Rezept und der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu identifizieren und zu beheben. Fuhrmann versprach den an der Pilotphase teilnehmenden Praxen regelmäßigen Austausch über die Fortschritte.
Lauterbach will alles daransetzen, dass die ePA noch unter der aktuellen Regierung in die Fläche gebracht wird. Das könne im Zeitraum von Februar bis April passieren, sei aber davon abhängig, wie gut die Pilotphase läuft und welche Ergebnisse sie liefert. „Wenn alles reibungslos läuft, dann wird es sehr schnell der Fall sein, wenn wir mehr Zeit benötigen, dann nehmen wir uns noch ein paar Wochen“, sagte er.
„Ich fühle mich perfekt vorbereitet“
Die „Praxis am Königsforst“ im Kölner Stadtteil Brück, in der Lauterbach den aktuellen Stand der ePA präsentierte, ist eine der Praxen, die an der Pilotphase teilnehmen. Inhaber Oliver Pottkämper, Facharzt für Allgemeinmedizin, äußerte seine Vorfreude auf den Start. „Ich fühle mich perfekt vorbereitet“, sagte er der Ärzte Zeitung. Er habe allerdings einen Dienstleister zur Schulung bezüglich der Hard- und Software in Anspruch genommen und sei allgemein sehr technikaffin, räumte er ein.
Er habe volles Verständnis für Kolleginnen und Kollegen, die weniger euphorisch seien und vor allem den Mehraufwand in der Anlaufphase fürchteten, betonte Pottkämper. Er geht jedoch davon aus, dass die ePA beim Einsatz in den Praxen schnell in der Lage sein wird, den Aufwand zu reduzieren. „Ich hätte das vor acht Jahren als Assistenzarzt im Krankenhaus schon gerne gehabt“, sagte er.
Es komme jetzt erst einmal darauf an, nur relevante Befunde in die ePA zu integrieren sowie aktuelle Diagnosen und Medikamentenlisten. Je voller die Akte sei, desto mehr Zeit brauche es, um sie durchzulesen, sagte er. „Man muss hier wirtschaftlich denken.“