Medizinstudienplätze

Frankfurter Vergabe-Chaos: Leidtragende haben andere Studienplatz-Angebote verloren

Die Goethe-Uni hat zuviele Zulassungen für Medizinstudienplätze versandt und die überzähligen dann zurückgezogen. Betroffene hatten allerdings andernorts Angebote für Studienplätze gehabt.

Elisabeth KerlerVon Elisabeth Kerler Veröffentlicht:
Blick über die Schulter einer jungen Frau und eines jungen Herrn, auf die Köpfe verschiedener Zuhörer von hinten in einem Stufensaal. Vorne steht an einem grünen Pult ein Herr in weißem Kittel mit Stethoskop.

Vorlesung im Medizinstudium? 251 Bewerberinnen für Humanmedizin wären gern dabei – doch die Uni Frankfurt hat zuviele Zulassungen verschickt und sie dann wieder zurückgenommen (Symbolbild mit Fotomodellen).

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Frankfurt am Main. Die 251 Bewerberinnen und Bewerber, deren Zulassung zum Humanmedizinstudium von der Goethe-Universität Frankfurt zurückgenommen worden ist, haben ihre Zulassungen im regulären Verfahren bekommen und sind nicht auf Restplätze nachgerückt. Die Konsequenz: Betroffene hatten andere Angebote für Humanmedizin – und diese Chancen sind nun verloren.

Nina Schmitz zum Beispiel hat über Jahre hinweg auf das Medizinstudium hingearbeitet, eine MFA-Ausbildung, zweimal den Mediziner-Test, elf Monate lang den Bundesfreiwilligendienst und das Pflegepraktikum gemacht und so 13 Angebote für Medizinstudienplätze bekommen. Das Angebot mit der höchsten Priorisierung führte zur falschen Zulassung in Frankfurt, zwölf Angebote sind für sie verfallen.

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Manche Betroffene hatten den Eindruck, sie wären in der Berichterstattung als Nachrücker dargestellt worden, die keine andere Möglichkeit für ein Medizinstudium gehabt hätten. Dieser Eindruck konnte entstehen, da die Uni in der Pressemitteilung von einem Fehler bei der Übertragung der Nachrücke-Plätze berichtet, die Betroffenen aber nicht näher charakterisiert hatte.

Allerdings gibt es einen Zusammenhang zwischen den Nachrücke-Plätzen und den im regulären Verfahren vergebenen Studienplätzen: Den „Überbuchungsfaktor“.

Auch Medizinstudienplätze werden überbucht

Wie im Flugzeug gibt die Uni Frankfurt bei der Stiftung für Hochschulzulassung mehr freie Plätze an, als es tatsächlich gibt. Der Überbuchungsfaktor für Medizin liege bei 1,2-1,3, erklärte Universitätssprecher Dr. Olaf Kaltenborn auf Nachfrage der Ärzte Zeitung. Der Faktor wird auch während des Verfahrens mehrfach daran angepasst, wie viele Bewerber tatsächlich zusagen. Die Stiftung für Hochschulzulassung bekommt die zusätzlichen Plätze in absoluten Zahlen, wie sie auf Nachfrage der Ärzte Zeitung erklärt hat.

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Ein Fehler am Überbuchungsfaktor könnte dazu führen, dass zu viele reguläre Zulassungen ausgegeben werden. Es gab 251 zusätzliche Zulassungen bei 381 Studienplätzen für Humanmedizin.

Hoffnung: Nachrückverfahren

Was nun? Das Nachrückverfahren auf Restplätze hat erst vor wenigen Tagen begonnen. Mit dem Verfahren könnten die Betroffenen auf bestehende Restplätze an allen Universitäten mit dem Studienfach Medizin verteilt werden. Das wäre eine Möglichkeit, wie ihr Studium doch noch im Oktober beginnen kann.

Jedoch nehmen die Betroffenen des Fehlers bisher nicht daran teil. Auf Nachfrage der Ärzte Zeitung erklärt die Stiftung für Hochschulzulassung, dass die Betroffenen wegen der falschen Zulassungen aus dem aktuellen Verfahren ausgeschieden sind: „So bedauerlich das ist, so ist jedenfalls die aktuelle Lage“.

Daran versucht die Frankfurter Uni noch etwas zu ändern: Laut Auskunft auf der Homepage klärt sie mit der Stiftung für Hochschulzulassung und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, ob die Teilnahme am Nachrückverfahren ermöglicht werden kann.

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