Schleswig-Holstein
Lungenklinik in Borstel schließt ihre Pforten
„Fehlende Rentabilität“ wird als Grund für die Schließung eines auf Lungenkrankheiten spezialisierten Krankenhauses nördlich von Hamburg angeführt. Selbst eine Forschungskooperation half nicht mehr.
Veröffentlicht:Borstel. Die Medizinische Klinik Borstel wird zum Jahresende geschlossen. Das Kuratorium begründete seinen Beschluss nach einer außerordentlichen Sitzung mit „erheblichen wirtschaftlichen Verlusten.“
„In Deutschland teilt die Medizinische Klinik in Borstel ihr Schicksal mit vielen anderen kleinen Kliniken: Sie ist in der Zukunft nicht überlebensfähig, und die finanzielle Sicherstellung einer optimalen Patientenversorgung ist nicht mehr möglich“, heißt es in einer Mitteilung des Hauses. Fehlende Rentabilität sei der maßgebliche Grund gewesen, weshalb Gespräche mit potenziellen Betreibern ohne Ergebnis geblieben seien.
Im Kuratorium haben Vertreter des Landes Schleswig-Holstein und des Bundes die Mehrheit. Über die Zukunft der Klinik mit 80 Betten war bereits seit Monaten diskutiert worden. Rund 2800 Patienten pro Jahr werden dort stationär, rund 4500 ambulant behandelt. Die Klinik liegt zwischen Lübeck, Hamburg und Bad Segeberg und damit im Dreieck zwischen Städten mit erheblich größeren Kliniken.
Tuberkulose-Forschung am Standort
Für Borstel sprach allerdings die enge Verbindung mit dem Forschungszentrum, dem Leibniz Lungenzentrum, am gleichen Standort. Die dort geleistete Tuberkulose-Forschung halten Experten ohne die angebundene Klinik kaum für möglich. Neben Forschungserfolgen bot das Haus auch praxisnahe Unterstützung wie etwa ein telefonisches Konsil für Fragen zu Tuberkulose.
Die wichtigsten wirtschaftlichen Probleme, die zum Defizit führten, waren vor Ort nicht zu lösen: Der Personalbedarf auf der Intensivstation musste zunehmend über Freiberufler abgedeckt werden, was zu hohen Vermittlungskosten führte.
GBA-Vorgaben nicht erfüllt
Außerdem musste das Haus einen Abschlag von 60 Euro je vollstationär behandelten Patienten hinnehmen, weil es die GBA-Vorgaben für die Basisnotfallversorgung nicht erfüllte.
Für die Zukunft wird angestrebt, dass die für das Forschungszentrum notwendige und mit der Krankenversorgung verbundene translationale Forschung unter Trägerschaft des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit der medizinischen Fakultät der Kieler Christian-Albrechts-Universität sichergestellt wird.
Eine Absichtserklärung zur Vertiefung der Kooperation in der pneumologischen Forschung und Patientenversorgung liegt bereits vor. Alle in Borstel in der Krankenversorgung tätigen rund 220 Mitarbeiter inklusive des administrativen Personals sollen Arbeitsverträge für die UKSH-Standorte in Kiel oder Lübeck angeboten bekommen. (di)