Kommentar zu Regressen
Lustkiller auf Funktionärsebene
Weil er sein Heilmittelbudget 2011 um mehr als 200 Prozent überschritten hat, drohen einem niedergelassenen Chirurgen in Ostfriesland Regressforderungen in Höhe von mehr als einer Viertelmillion Euro.
Um nicht Gefahr zu laufen, auch 2012 in dieselbe Bredouille zu geraten, zieht der Arzt für sich die Reißleine und schreibt seinen Patienten einen offenen Brief.
Darin weist er auf seine Situation hin und bittet Patienten, für Heilmittel künftig selbst zu bezahlen und die Kosten von der Kasse erstatten zu lassen.
Vor dem Hintergrund solcher fatalistisch wie zugleich defätistisch anmutender Szenen aus dem Praxisalltag wird ohne Weiteres verständlich, dass sich immer weniger Nachwuchsärzte für eine Niederlassung begeistern lassen.
Doch das Stück aus dem niedersächsischen Ärzte-Tollhaus geht weiter: Von zwei Kassen, die Beschwerden ihrer Versicherten über dieses ärztliche Verhalten nachgehen, wird die KV Niedersachsen alarmiert, die ihrem Mitglied daraufhin die Leviten liest anstatt es zielführend bei der Lösung der Ursache des Problems zu unterstützen.
Auch in Reaktion auf das Aufbegehren des Arztes erweisen sich die Funktionäre - mit Blick auf die Niederlassungsfreude - für Jungärzte als Lustkiller.
Lesen Sie dazu auch den Bericht: Chirurg in der Regressfalle