PKV
Mehr Kapitaldeckung in der Pflegeversicherung gefordert
Die finanzielle Belastung durch eine Pflegezusatzversicherung wird häufig überschätzt, zeigen Umfrageergebnisse. Die privaten Krankenversicherer fordern daher mehr Aufklärungsarbeit, aber auch eine stärkere Förderung der Policen.
Veröffentlicht:BERLIN. Die privaten Krankenversicherer (PKV) werden nicht müde, für mehr Kapitaldeckung in der Pflegeversicherung zu werben. Bei der Politik haben sie dabei noch nicht das gewünschte Gehör gefunden. Doch das ist nicht das einzige Problem der Branche: Die meisten Menschen halten zwar eine zusätzliche private Vorsorge für den Pflegefall für notwendig, aber nur die wenigsten handeln entsprechend.
Die PKV hat in der Absicherung des Pflegerisikos gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen die Nase vorn, findet Uwe Laue, der scheidende Vorsitzende des PKV-Verbands. 20 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung zeige sich, dass das auf Kapitaldeckung basierende Sicherungssystem der PKV klar besser funktioniere als die Umlagefinanzierung in der GKV, sagte Laue bei der Jahrestagung des Verbands in Berlin. „Deshalb kann es für die Zukunft auch zu einer Lösung beitragen.“
Umfrage zeigt Wissensdefizite auf
Er wiederholte die Forderung der PKV, die Umlagefinanzierung in der sozialen Pflegeversicherung verstärkt durch kapitalgedeckte Elemente zu ergänzen. „Mit privaten Pflegezusatzversicherungen können die Menschen ihr komplettes Pflegerisiko mit relativ kleinen Beiträgen absichern, nachhaltig und generationengerecht“, warb Laue.
Die meisten tun es aber nach wie vor nicht. Ende 2018 gab es knapp 3,7 Millionen Pflegezusatzversicherungen im Bestand der PKV-Unternehmen – davon 878.100 geförderte Verträge, der sogenannte Pflege-Bahr. Das entspreche gerade einmal 4,5 Prozent der rund 82 Millionen Pflegepflichtversicherten, betont der PKV-Verband.
Nach einer Umfrage des Allensbach-Instituts gehen nur 28 Prozent der Menschen in Deutschland davon aus, dass die Pflichtversicherung den ganzen oder zumindest einen großen Teil der Kosten im Pflegefall deckt.
Gleichzeitig sei es 57 Prozent wichtig, im Pflegefall über die Leistungen der Pflegeversicherung hinaus nicht auf staatliche Unterstützung oder die Hilfe von Familie oder Freunden angewiesen zu sein, berichtete Professor Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. Insgesamt machen sich, das zeigen die Umfrageergebnisse, 46 Prozent der Befragten Sorgen, für den Pflegefall nicht ausreichend abgesichert zu sein.
Die Frage, ob sie eine Zusatzversicherung besitzen, bejahen 21 Prozent – obwohl es in der Realität deutlich weniger sind. Offenbar halten einige Leute die Pflegeversicherung für eine Zusatzversicherung zur Krankenversicherung. 15 Prozent der Befragten planen, demnächst eine Zusatzpolice abzuschließen. Von denen, die keine haben und auch keine abschließen wollen, nennen 51 Prozent die zu hohen Kosten als Grund, 29 Prozent haben sich noch nicht mit dem Thema befasst.
Offenbar überschätzen die meisten die finanzielle Belastung durch eine Pflegezusatzversicherung, sagte Köcher. Beim Thema privat Pflegevorsorge sieht sie erhebliche Wissensdefizite in der Bevölkerung: „Ich glaube, dass sehr viel davon abhängt, dass man diese Defizite angeht und den Leuten klar macht, dass es kein Vermögen im Monat kostet.“
Ruf nach stärkerer Förderung
PKV-Verbandschef Laue bestätigte, dass sowohl die einzelnen Unternehmen als auch der Verband hier Handlungsbedarf haben. „Wir müssen mehr Aufklärungsarbeit darüber leisten, was die Leute investieren müssen“, sagte er.
Eine beschleunigte Verbreitung der Pflegezusatzpolicen ließe sich nach Ansicht des Verbandschefs vor allem über eine stärkere Förderung der Policen erreichen. Sie müsse über die Fünf-Euro-Förderung bei den Pflege-Bahr-Policen hinausgehen. „Wir brauchen Anreizsysteme“, sagte Laue.