Medizinstudent Philipp Humbsch (25)

Mein holpriger Weg ins Medizinstudium

Von der Schule über die Bundeswehr an die Charité - Medizinstudent Philipp Humbsch musste für seinen Weg in den Wunschberuf einige Hürden meistern. Er hat Tipps für Abiturienten, denen es ähnlich geht.

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Aus meinem Abiturjahrgang studieren mittlerweile fünf ehemalige Mitschüler Medizin. Und auch für mich stand nach der Schule fest, dass es unbedingt Medizin sein musste.

Philipp Humbsch

Mein holpriger Weg ins Medizinstudium

© privat

Der Medizinstudent, Jahrgang 1991, pendelt für sein Studium jeden Tag 200 Kilometer von Frankfurt (Oder) nach Berlin und zurück.

Er arbeitet im Rettungsdienst im Landkreis Oder-Spree und außerdem als Sprechstundenhilfe bei einem Hausarzt.

Auch die Wunschuniversität war schnell gefunden: Ich wollte an die Charité.

Lediglich ein Problem gab es, mein Abiturschnitt war mit 1,6 weit von den 1,0 entfernt, die es braucht, wenn man versucht, über die Abiturbestenquote an den heiß begehrten Studienplatz zu kommen.

Ablehnungen postwendend und fristgerecht

20 Prozent aller Studienplätze einer jeden Hochschule sind nämlich denjenigen mit der besten Abschlussnote vorbehalten. Noch einmal 20 Prozent sind für die Bewerber mit der größten Geduld reserviert, die sich also durch ihre Wartezeit für einen Studienplatz qualifizieren. Bei immerhin 60 Prozent der Bewerber entscheidet die Hochschule selbst, wen sie zum Studium zulässt.

Nach meinem Abitur schickte ich also die Bewerbung über hochschulstart.de raus - und bekam postwendend die Ablehnung ins Haus. Für die vier Fächer Pharmazie, Tier-, Zahn-, und Humanmedizin werden die Studienplätze über diese zentrale Stelle vergeben.

Suche nach Ersatzbeschäftigung

Ich suchte mir wie viele andere in meiner Lage eine Ersatzbeschäftigung, und weil die Wehrpflicht gerade erst abgeschafft war und die Bundeswehr mangels Interessenten mit finanziellen Anreizen lockte, verpflichtete ich mich zum freiwilligen Wehrdienst.

Mehr aus Spaß denn aus Hoffnung schickte ich ein knappes halbes Jahr später eine neue Bewerbung ab, auch die wurde fristgerecht abgelehnt.

Das war mir allerdings nicht so wichtig, ich hatte mir eine Stelle in einem der Bundeswehrkrankenhäuser gesichert und die Zusage, dass ich mir das auch als Pflegepraktikum anrechnen lassen konnte - voll bezahlt, wohl gemerkt.

Zwei Wochen nach der Absage landete ein weiterer Brief der zentralen Vergabestelle in meinem Briefkasten, ich war nun plötzlich doch zum Auswahlverfahren zugelassen. Es folgte ein Gespräch mit einer vierköpfigen Jury. Ich musste Fragen zu Biologie und Gesundheitspolitik und zu mir selbst beantworten. Großer Wert wurde sozialen Kompetenzen und ehrenamtlichen Engagement zugemessen.

Ich bekam den Platz. Aber ich war nun an die Bundeswehr gebunden, denn das halbe Jahr der Probezeit endete einige Tage, bevor ich den Zulassungsbescheid in Händen hielt.

Es half nichts, ich sagte den Platz ab und unterschrieb einen Antrag auf vorzeitige Entlassung. Es dauerte fast ein halbes Jahr, bis dieser bewilligt wurde, und damit war auch schon die nächste Frist vertan.

Jetzt folgen noch viele Praktika und Famulaturen

Nach einem weiteren halben Jahr als Tagelöhner konnte ich mich endlich in meiner Wunschuni einschreiben, durch den Wehrdienst war mir das Recht auf den Platz erhalten geblieben.

Mit dem achten Semester stehe ich noch relativ am Anfang der Ausbildung. Es folgen noch viele Praktika und Famulaturen in den Krankenhäusern und noch viele Prüfungen. Der Lernaufwand wächst zur Zeit noch mit jedem Semester, und der war auch schon am Anfang nicht gering.

Allerdings stören sich die wenigsten Studenten daran: Zum einen wussten wir vorher alle, dass wir mit dem Studium nicht den leichtesten Weg gewählt haben, zum anderen gibt es für jeden Studenten, der an der Prüfungsvorbereitung verzweifelt, vier andere, die nur zu gerne mit ihm tauschen würden. Besonders gilt das an einer Universität wie der Charité, wo die Bewerberzahlen hoch sind.

Wer mit dem Gedanken spielt, Medizin zu studieren, oder bereits auf einen Studienplatz wartet, macht mit einer Ausbildung sicher nichts falsch. Einige Universitäten berücksichtigen Wehrdienst, Soziale Jahre oder eine medizinische Ausbildung in ihren jeweiligen Auswahlverfahren.

Und wenn alles nicht hilft und man nicht die bis zu sieben Jahre auf den Studienplatz warten will, gibt es mittlerweile im In- und Ausland eine Fülle von medizinischen Hochschulen mit staatlich anerkannten Medizinstudiengängen.

Warum der spätere Verdienst für Medizinstudenten wichtig ist

Diese Entwicklung, aus der Not der Studienwilligen geboren, hat zur Folge, dass es für die Studenten sehr wohl wichtig ist, wie viel sie in ihrem späteren Arztberuf verdienen, und das bedeutet auch, dass die Motivation zu einem Beruf als Allgemeinmediziner, am besten noch auf dem Land, schwindet.

Die Privatisierung des Medizinstudiums und die daraus resultierende Bevorzugung vermögender Studienwilliger hat zu einer Ungleichverteilung der Studenten geführt.

An staatlichen Unis werden Bewerber mit guten Noten bevorzugt vor solchen mit menschlicher Eignung- an privaten Unis Bewerber mit dem nötigen Kleingeld. So züchtet sich das Land seit Jahrzehnten Ärzte, die mehr und mehr auf das Leistungsprinzip abzielen. Das allein macht keinen schlechten Arzt, aber man kann auch in gut bezahlten Kliniken Menschenleben retten. Um Menschen zu helfen, muss man nicht aufs Land.

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Kommentare
Dr. Henning Fischer 12.09.201611:47 Uhr

"... Denn irgendeiner muss es schließlich machen! ..."


nee, nee Herr Schätzler, ganz und gar und überhaupt nicht. Wenn die Umstände mies sind, muß niemand freiwillig da hin

es sei denn, er hätte sein Studium über entsprechende Hilfen finanziert. Und dann ist er ganz schön blöd.

Eine Zwangsverschickung von Ärzten wird es in Deutschland hoffentlich nicht geben (obwohl ich Gröhe und Konsorten alles zutraue, und vielleicht einige Schamanen willig sind)

Thomas Georg Schätzler 12.09.201610:37 Uhr

Ach lieber Herr Kollege Warlo...

...ich habe doch nur das kritisiert, was ich aus der Ärzte Zeitung im Original mit "" der Ordnung halber zitiert habe. Die Redaktion hat das dann kommentarlos entfernt.

Ich bleibe aber dabei, dass einem Studenten der Medizin, so klug, lebens-, sanitäts- und sprechstundenerfahren er auch immer sein mag, dass man die Arbeits- und die Versorgungsaufgaben eines "Landarztes" nicht von oben herab niedermachen sollte ("Um Menschen zu helfen, muss man nicht aufs Land"). Denn irgendeiner muss es schließlich machen!

Das gilt im Übrigen auch für möglicherweise überhebliche Labor-, Pathologie-, Radiologie- und sonstige Fachkollegen. Und wenn Ihnen meine "unzähligen und ungefragt abgegebenen Logorrhöen" nicht passen sollten, warum lesen Sie diese dann?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Hans-Jürgen Warlo 09.09.201602:21 Uhr

Was soll das, Herr Schätzler?

Lieber Kollege Schätzler, Sie glauben, in dem Erfahrungsbericht eines jungen medizinstudierenden Menschens "großkotzige" Angeberei zu erkennen. Mich schüttelt es vor diesem Ausmaß an Unwissenheit und Intoleranz. Gerade auch weil sich Ihre unzähligen und ungefragt abgegebenen Logorrhöen problemlos in die von Ihnen selbst definierte Kategorie "Angeberei" einordnen ließen ("sozialdarwinistische, bio-psycho-soziale Inkompetenz"???). Ich empfehle, einfach zuzuhören und versuchen zu verstehen, was andere im Hier und Heute erleben. Wir Älteren hatten geradezu paradiesische Studienbedingungen gegenüber dem, womit sich der Nachwuchs unseres Berufes auseinander setzen muss. Dafür sollten wir dankbar sein und nicht besserwisserische Beleidigungen absondern. Also bitte, erst informieren, dann denken und zuletzt schreiben.

Dr. Henning Fischer 08.09.201610:34 Uhr

...für die Studenten sehr wohl wichtig ist, wie viel sie in ihrem späteren Arztberuf verdienen...


das ist sicher ein sehr wichtiger Aspekt - insbesondere unter Beachtung des Lebenseinkommens!

Ärzte verdienen in der Regel erst 10 Jahre später Geld als z.B. Handwerker. Das wird NATÜRLICH bei der Beurteilung von Arzteinkommen NICHT berücksichtigt.

Thomas Georg Schätzler 08.09.201606:37 Uhr

Was soll das?

"Der Medizinstudent, Jahrgang 1991, pendelt für sein Studium jeden Tag 200 Kilometer von Frankfurt (Oder) nach Berlin und zurück.
Er arbeitet im Rettungsdienst im Landkreis Oder-Spree und außerdem als Sprechstundenhilfe bei einem Hausarzt Erfahrungen. 1967 hat er die weltweit größte Diabetes-Früherfassungsaktion gemacht sowie das erste und größte Schulungszentrum für Diabetiker in Deutschland gegründet."

Das ist einfach nur "großkotzige" Angeberei.

Und die Aussage: "Das allein macht keinen schlechten Arzt, aber man kann auch in gut bezahlten Kliniken Menschenleben retten. Um Menschen zu helfen, muss man nicht aufs Land", ist an sozialdarwinistischer, bio-psycho-sozialer Inkompetenz kaum zu überbieten.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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