Regio Kliniken

Muss Pinneberg nachzahlen?

Dem ehemaligen Eigentümer der Regio Kliniken, dem Kreis Pinneberg, drohen Steuernachzahlungen in Millionenhöhe.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

PINNEBERG. Dem Kreis Pinneberg drohen Millionen schwere Nachzahlungen wegen Altlasten aus seiner Zeit als alleiniger Eigentümer der Regio Klinik. Forderungen stellen das Finanzamt und der Klinikkonzern Sana, der inzwischen 75 Prozent der Anteile hält.

 Eigentlich wollte der Kreis nach dem Einstieg des privaten Klinikkonzerns Ruhe haben. Zu lange hatte die Regio Klinik mit den Standorten in Elmshorn, Wedel und Pinneberg Wirbel verursacht.

Nicht transparente Aktionen der Geschäftsführung mit schwer abschätzbaren finanziellen Folgen und ein breit angelegter Einstieg in die ambulante Versorgung mit Gründung verlustbringender MVZ sorgten dafür, dass das Unternehmen in die Schlagzeilen geriet.

Mit dem Verkauf der Mehrheitsanteile im Jahr 2009 an die private Sana Kliniken AG hofften viele Kommunalpolitiker auf einen Schlussstrich und die Aussicht, dass die Kreis-Kasse nicht belastet wird.

Umstrittenes Geschäft im Fokus

Diese Hoffnung scheint sich zu zerschlagen. Zum einen droht eine Steuernachzahlung, die laut Medienberichten bis zu zwei Millionen Euro betragen soll. Schuld ist ein umstrittenes und längst wieder rückgängig gemachtes Sale-and-lease-back-Geschäft.

Der Kreis hatte sich zu einer Veräußerung seiner Klinik-Liegenschaften entschlossen und dafür von einem Konsortium 100 Millionen Euro kassiert. Die Kliniken wurden im Gegenzug gemietet. Aus dem Erlös des Verkaufs resultierte offenbar ein Bilanzgewinn, für den Finanzprüfer jetzt nachträglich Steuern einfordern.

Adressat der Forderung ist der Kreis als damaliger Eigentümer. Die Kreisverwaltung bestätigte auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" nur ein laufendes Steuerprüfungsverfahren für die Jahre 2006 bis 2009. Zum Sachstand äußerte sich der Kreis wegen der laufenden Verhandlungen genauso wenig wie über die derzeit laufenden Gespräche mit Sana.

Der Klinikkonzern erhebt seit 2012 ebenfalls Forderungen an den Kreis, weil in den Jahren nach seinem Einstieg bauliche Mängel zutage traten, die den Betrieb der Klinik negativ belasten und eine umfangreichere Sanierung als zu Vertragsabschluss absehbar erforderlich machen. Laut Medienberichten steht in diesem Zusammenhang eine Forderung von über fünf Millionen Euro im Raum.

Auch die Sana Kliniken äußerten sich nicht zu den Gesprächen. Fest steht aber, dass der neue Eigentümer seit seinem Einstieg viel Geld in die drei Standorte im Norden investiert hat. Eine der ersten Aktionen war die Rückabwicklung des umstrittenen Immobiliendeals.

Einen dafür erforderlichen Kredit muss die Regio Klinik seitdem abbezahlen - ein Grund dafür, dass schwarze Zahlen auch unter neuer Trägerschaft bislang nicht gelingen. Allein in den beiden vergangenen Jahren summierten sich die Verluste auf 12,8 Millionen Euro.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Herausforderung Klimawandel

Reha macht sich nachhaltig

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Diagnose-Prävalenzen

Wo Autoimmunerkrankungen besonders häufig auftreten

SUMMIT-Studie

Tirzepatid auch erfolgreich bei Herzinsuffizienz-Therapie

Lesetipps
Das deutsche Gesundheitswesen im Vergleich mit EU-Ländern – die Bilanz fällt gemischt aus.

© Denys Rudyi / stock.adobe.com

OECD-Vergleich

Deutschland ist bei Lebenserwartung erstmals unter EU-Schnitt

Physician Assistants und NÄPAs können Hausärzte stark entlasten.

© amedeoemaja / stock.adobe.com

NÄPAS und Physician Assistants

Drei Ärzte, 10.000 Patienten: Delegation macht es möglich

CAs9-Protein spaltet einen DNA-Doppelstrang.

© Design Cells / Getty Images / iStock

CRISPR-Cas9-Studie

ATTR-Amyloidose: Einmal spritzen – und gesund?