Kommentar
Netze im Vertragsstau
Die vom Gesetzgeber beschlossene Netzförderung hat wieder Bewegung in die Szene der Ärztenetze gebracht. Die Anforderungen an die Ärzteverbünde, um zertifiziert werden zu können, sind klar formuliert.
Zu diesen Anforderungen gehört auch eine Professionalisierung der Strukturen über ein eigenes Netzmanagement. Nur: Wer ein solches Management aufbaut, braucht auch Einnahmen, um es zu finanzieren, zum Beispiel über Selektivverträge mit den Krankenkassen.
Genau hier hängen offenbar viele Netze derzeit noch in der Luft. Denn bei den Krankenkassen tut sich derzeit noch wenig - sei es, weil sie Angst vor den Zusatzbeiträgen hatten, sei es, weil sie vom Bundesversicherungsamt ausgebremst wurden.
Der Vertragsstau kann letztlich nur vom Gesetzgeber aufgelöst werden, etwa, indem die Anforderungen an Verträge modifiziert werden. Tatsächlich ist ja von der großen Koalition geplant, dass die Wirtschaftlichkeit von Verträgen erst nach vier Jahren nachzuweisen ist. Im Übrigen: Eigentlich ist das eine Selbstverständlichkeit in der Wirtschaft, jede größere Investition eines Unternehmens amortisiert sich in der Regel erst nach einigen Jahren.
Bis die Änderungen umgesetzt sind, wird noch etwas Zeit vergehen. Man darf gespannt sein, ob die Koalitionäre sich selbst beim Wort (des Koalitionsvertrags) nehmen. Für eine funktionierende Versorgung wäre das wichtig. Denn jede Region hat ihre eigenen, spezifischen Probleme - die am besten von den Akteuren vor Ort gelöst werden. Die Rolle der Netze, auf lokaler und regionaler Ebene für eine funktionierende Versorgung zu wirken, wird jedenfalls zunehmend anerkannt. Und das ist gut so.
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