Umfrage

Patienten trauen Gesundheitsapps oft nicht

Wie aufgeschlossen sind Patienten gegenüber Gesundheitsapps? Smartphone-Anwendungen werden durchaus mit einer ordentlichen Portion Skepsis beurteilt – und Patienten ist der persönliche Kontakt zum Arzt lieber als die Datensammelei des Handys.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Patienten sind bei Gesundheitsapps skeptisch, so eine Umfrage.

Patienten sind bei Gesundheitsapps skeptisch, so eine Umfrage.

© Andrey Suslov / iStock

BERLIN. Es könnte so einfach sein. In Zeiten, in denen Smartphones mit Anwendungen vollgestopft sind und Daten über Facebook und andere soziale Medien ohne Bedenken geteilt werden, dürften Patienten eigentlich keine Probleme damit haben, gesundheitsbezogene Apps zu nutzen – so die verbreitete Annahme. Doch weit gefehlt: Das Vertrauen in die Anwendungen ist unter Patienten nicht groß. Einen wirklichen Nutzen können die meisten nicht erkennen.

Das ist das Ergebnis einer Studie der EBS Business School, die Professor Ralph Tunder vom Health Care Management Institute der EBS bei der Verleihung des Erfolgs-Rezept Praxis-Preises 2018 in Berlin vorgestellt hat. Der Praxis-Preis wird seit acht Jahren von der Fachverlagsgruppe Springer Medizin/„Ärzte Zeitung“ und dem Unternehmen Apontis Pharma, ehemals UCB Innere Medizin, ausgelobt.

Nicht nur Digital Natives gefragt

Dass die Umfrage eine relativ deutliche Skepsis gegenüber Health-Apps offenbarte, erklärt Tunder damit, dass die Befragung nicht online abgelaufen sei. „Wir sind in die Praxen gegangen und haben dort auch nicht mit einem Tablet gearbeitet, sondern händisch“. So kamen 2018 im Rhein-Main-Gebiet nicht nur Online-affine, der digitalen Welt aufgeschlossene Frauen und Männer zu Wort.

Die Auswertung von 566 Fragebögen ergab, dass nur 14,5 Prozent der Patienten überhaupt eine App oder ein Wearable benutzen. Von diesen lassen sich 72 Prozent durch das Gerät oder die Anwendung zu einem gesünderen Leben motivieren. 65 Prozent schätzen die Erfassung und Darstellung der Gesundheitsdaten, immerhin 52 Prozent die Alltagshilfen, die ihnen die Apps und Wearables bei chronischen Erkrankungen geben.

„Nur 47 Prozent finden es aber toll, dass sie wissen, wie ihr Gesundheitszustand ist“, berichtete Ralph Tunder. Und nur knapp 35 Prozent begrüßen es, dass sie mithilfe der digitalen Technik Informationen an die Arztpraxis übertragen oder ihre Arztbesuche reduzieren können. Tunder: „Die Patienten legen Wert auf den persönlichen Kontakt zu ihrem Arzt“.

Wild-West-Stimmung

Die Skepsis gegenüber Apps und Wearables sei begründet. Hier herrsche noch Wild-West-Stimmung. Knapp 60 Prozent der mobilen Kurzprogramme hätten keine oder eine unzureichende Datenschutzerklärung. Bei 75 Prozent bestünden sogar Möglichkeiten, Gesundheitsdaten zu manipulieren.

„Einheitliche Standards fehlen“, so Tunder. Eine Zulassung für die in Deutschland erhältlichen rund 6400 Gesundheits- und 2000 Medizin-Apps gebe es nicht. Nur die derzeit verfügbaren zehn Medizinprodukte-Apps seien registriert und CE-Kennzeichen versehen.

Aufgrund der Ergebnisse der EBS-Studie fordert Tunder, Standards für Apps festzulegen. Für den Wirksamkeitsnachweis seien Regularien wichtig, ebenso für die Vergütung und Haftung. Krankenkassen sollten zudem die Kosten für solche medizinischen Apps übernehmen.

Das blieb nicht unwidersprochen: Dr. Titus Brinker, einer der Preisträger, warnt vor zu viel Regulierung. „Wir verschlafen Teile der Entwicklung durch zu starke Regulation.“ Innovationen würden durch zu hohen Datenschutz gebremst. So bleibe man weiter abhängig von Digitalriesen wie Apple und Google.

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Kommentare
Prof. Dr. Dr. Eberhard Fischer-Brandies 24.02.201921:24 Uhr

Datensicherheit

Die Hackerangriffe, die in der letzten Zeit durch die Medien gingen, belegen eindeutig und zweifelsfrei, dass Daten im Netz eben nicht sicher sind. Da medizinische Daten u.a. für Firmen, aber auch Kriminelle bekanntermaßen besonders interessant sind, werden große Dtenbanken (mit vielen Zugangsberechtigten) bevorzugtes Ziel von Hackern sein.
Als Ärzte sind wir verpflichtet, Patienten aufzuklären, auch über wirtschaftliche Folgen. Nach der Datenschutzgrundverordnung sind wir darüberhinaus für die Datensicherheit bei Weitergabe verantwortlich. Daher sehe ich es als Aufgabe der Ärzteschaft, ihrer Vertreter und unserer Presseorgane an, die Patienten / Bevölkerung darüber zu informieren, dass sie damit rechnen müssen, dass diese Daten möglicherweise in der Öffentlichkeit landen und sie auf die Konsequenzen evtl. für den Rest Ihres Lebens und bei vererbbaren Krankheiten auch das Ihrer Kinder etc. hinweisen. Hier besteht ein Defizit unserer Aufklärungsarbeit. Weiteres s. a. WIKIPEDIA unter Gesundheitsdatenschutz

Dieter Rittinger 22.02.201911:42 Uhr

Die Kunst ist es im vorgegebenen Rahmen zu wirken und nicht den Rahmen zu zerstören....

Wenn etwas nicht in die gewünschten (technischen) Gegebenheiten passt, sollen sich doch einfach die Bedingungen oder noch besser gleich die Menschen ändern! Sollte man nicht nach genau den Wegen suchen, die dem derzeitig vorliegenden Verständnis- und Nutzungsgrad der allgemeinen Bevölkerung entsprechen, wenn man will, dass etwas Akzeptanz findet und sich dadurch langfristig ändert? Das genau ist doch die Herausforderung für Produkte, die aus der Not eine Tugend machen und mit ein wenig Optimismus auch in anderen Ländern oder Bereichen neue Maßstäbe setzen.

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