Patientenhotel punktet nach ambulanter Op
Vor allem für allein lebende Menschen bieten Patientenhotels eine gute Option für die Versorgung nach einem ambulanten Eingriff. Auf dieses Modell setzt auch ein neues Haus in Ludwigshafen am Rhein.
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Im Patientenhotel am Ebertpark in Ludwigshafen ist die medizinische Versorgung der Gäste durch die Kliniknähe jederzeit gewährleistet.
© Marion Lisson
LUDWIGSHAFEN/RHEIN. Patienten, die sich nach einer ambulanten Op oder einem Klinikaufenthalt noch nicht fit fühlen, können jetzt in Ludwigshafen im neu eröffneten "Patientenhotel am Ebertpark" des Deutschen Roten Kreuzes einchecken. Rund 100 Euro kostet das Zimmer pro Tag. Zahlen müssen die Patienten selbst. Mit den Krankenkassen gibt es noch keine Verträge.
"Wir freuen uns, wenn Hausärzte und ambulant operierende Ärzte ihren Patienten bei Bedarf unser Haus empfehlen", rührt DRK-Kreisgeschäftsführer Christian Theysohn bei einem Pressegespräch in Ludwigshafen die Werbetrommel.
Besonders für Menschen, die alleine leben und im Krankheitsfall nicht häuslich versorgt werden, kann das Patientenhotel eine Hilfe darstellen. Ihnen ist es möglich, sich vor oder nach einer ambulanten Operation, einem klinischen Aufenthalt oder während einer ambulanten Rehabilitationsmaßnahme hier einzumieten.
"Solch eine Einrichtung ist besonders wichtig vor dem Hintergrund einer steigenden Zunahme alleinstehender älterer und jüngerer Menschen", so Theysohn. Selbst eine Grippeerkrankung könne Anlass sein, sich im Hotel einzuchecken und versorgen zu lassen, ergänzt er.
Anette Neumeister, niedergelassene Anästhesistin der Ludwigshafener Praxisklinik "narconet" hat bereits ein paar ihrer Patienten nach ambulanten Eingriffen für ein bis zwei Nächte im neuen Hotel untergebracht. "Besonders bei Patienten, die alleine leben, bietet sich der Hotelaufenthalt nach einer ambulanten Op manchmal an", gibt sie ihre Erfahrung weiter. In manchen Einzelfällen zahle auch die Kasse, weiß sie.
or allem die BKK Pronova habe sich bereits offen gezeigt. Neumeister spricht von einer Kostenentlastung für die Kassen: "Denn eine in diesen Fällen notwendige stationäre Aufnahme in der Klinik kann so verhindert werden", fasst sie zusammen.
Geschultes Fachpersonal, ein integriertes Zimmernotrufsystem und die Notrufbereitschaft der behandelnden Ärzte stehen den Patienten in dem Drei-Sterne-Plus-Hotel zur Verfügung.
Nach Information des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Vorderpfalz ist das Patientenhotel in Ludwigshafen landesweit eine "Stand-Alone-Einrichtung", die nicht an ein Krankenhaus gekoppelt ist und die grundsätzlich für jeden offen steht.
"Zur Zeit haben wir 37 Gäste im Haus", informiert DRK-Hoteldirektorin Christine Fuhrmann. 48 Einzelzimmer und sieben Doppelzimmer sind in dem fünfstöckigen Gebäudekomplex untergebracht. 7,3 Millionen Euro hat der Umbau des ehemaligen DRK-Pflegeheims gekostet.
Vor dem Haus parken Autos mit Kennzeichen aus Pirmasens, Speyer, Worms und Heppenheim. Die meisten Bewohner des Patientenhauses sind derzeit Rehabilitations-Patienten der Ludwigshafener Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik, die während einer drei- bis sechswöchigen Rehamaßnahme hier untergebracht sind. "Wir bieten unseren Patienten, bei denen es medizinisch möglich ist, gerne den Service des von der BG-Klinik zehn Minuten entfernten Drei-Sterne-Plus-Hotels", erzählt Klinikdirektorin Susanne Dieffenbach.
Unter Berücksichtigung der derzeitigen Pflegesätze mache die BG-Klinik dabei keinen Gewinn. "Was wir von den Kassen für die Unterkunft unserer Patienten erhalten, zahlen wir eins zu eins an das Patientenhaus weiter", fasst sie zusammen. Dennoch: Bei den Patienten sei der Aufenthalt in den komfortablen und barrierefreien Hotelzimmern sehr beliebt. Als Vertragspartner des DRK-Patientenhotels könne die Klinik somit werben und punkten.
"Auch wenn im Hotel selbst kein Arzt Dienst schiebt, so können die Patienten jederzeit auf einen zuständigen Arzt in der Klinik zurückreifen", ergänzt dazu Chefarzt Dr. Henry Kohler von der BG-Klinik. In dem Patientenhaus selbst ist eine Krankenschwester untergebracht, Rettungssanitäter sind ebenfalls vor Ort.
"Im Erdgeschoss befinden sich zudem Behandlungs- und Untersuchungszimmer, die von niedergelassenen Ärzten genutzt werden können, die ihre Patienten im Patientenhaus zum Beispiel einen Tag nach dem ambulanten Eingriff untersuchen oder einen Verbandwechsel vornehmen wollen", ergänzt dazu Theysohn.
"Das Gesundheitswesen befindet sich im Umbruch", informiert Helga Koch, Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes Vorderpfalz. Die steigende Zahl von Behandlungsfällen stehe einer sinkenden Zahl von Klinikbetten, kürzerer Verweildauer und einem starken Anstieg der ambulanten Op gegenüber. "In den vergangenen 20 Jahren ist zum Beispiel die Verweildauer in deutschen Kliniken um 43 Prozent zurückgegangen", so Theysohn. Die Zahl der ambulanten Op habe sich dagegen in den letzten sieben Jahren vervierfacht.