Kliniken im Norden

Personalnot und geringen Margen

Die Krankenhäuser im Norden der Republik kämpfen mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Schließungen und Gehaltskürzungen stehen bevor - selbst in Häusern ohne rote Zahlen.

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Wo ist der Personal?

Wo ist der Personal?

© Mathias Ernert

KIEL/ECKERNFÖRDE (di). Kliniken im Norden müssen täglich den Spagat zwischen Personalnot und zu geringen Margen schaffen. Zwei Beispiele zeigen, dass dies nicht immer ohne schmerzhafte Einschnitte gelingt.

"Wir haben zwei Jahre gekämpft. Aber wir können nicht warten, bis etwas passiert", sagt Martin Wilde.

Der Geschäftsführer der imland-Klinik hat am Standort Eckernförde die Schließung der Geburtshilfe verkündet, weil er keine Ärzte mehr findet.

Die belegärztliche Abteilung in Eckernförde wurde zuletzt von nur noch drei Ärzten getragen, deren persönliche Belastungsgrenze zum Teil deutlich überschritten wurde.

Ein Arzt soll 308 Tages- und 195 nächtliche Hintergrunddienste im Jahr absolviert haben. Eine fachärztliche Betreuung rund um die Uhr konnte nicht mehr gewährleistet werden.

Zuletzt konnte die Klinik die Abteilung nur halten, weil Ärzte vom zweiten Standort in Rendsburg eingesetzt wurden - was sich aber nicht als Dauerlösung eignete. Als Folge wird demnächst auch die Kinderheilkunde in Eckernförde geschlossen.

Nach Angaben Wildes war Patientenzuspruch (600 Geburten pro Jahr) für die Klinik vorhanden, finanziell zeichnete sich für 2012 eine schwarze Null ab.

Derzeit führt sein Haus Gespräche mit den niedergelassenen Pädiatern vor Ort über die künftige kinderärztliche Versorgung in der Ostseestadt.

Unter welch schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen die Kliniken im Norden arbeiten, zeigt auch das Beispiel des Kieler Lubinus Clinicums.

Das Haus, das viele Jahre einen steigenden Patientenzuspruch verzeichnete und entsprechende personelle Kapazitäten aufbaute, musste nun mit einschneidenden Maßnahmen auf einen leichten Fallzahlrückgang reagieren.

Im ersten Halbjahr 2012 ist die Patientenzahl im Vergleich zur Vorjahreszeit um 3,7 Prozent zurückgegangen. Wegen der geringen Margen droht nach Klinikangaben damit ein hohes Defizit, das unter anderem durch einen zehnprozentigen Gehaltsverzicht der Führungskräfte, eine 7,5-prozentige Gehaltsverringerung der Ärzte und durch Streichung des Weihnachtsgelds verringert werden soll.

Ziel der Maßnahmen ist es nach Angaben von Stiftungsvorstand Dr. Philipp Lubinus, Entlassungen zu vermeiden und die Fallzahl wieder zu erhöhen.

Zugleich warnt er aber davor, weiter mit steigenden Fallzahlen zu rechnen: "Die Grenzen des Wachstums sind erreicht."

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