Marktanalyse

Big Pharma kommt mit hellblauem Auge durch die Corona-Pandemie

Während die Gesamtwirtschaft im Krisenjahr 2020 mit einem Rückgang zu kämpfen hat, hat sich für die forschende Pharmaindustrie lediglich das Wachstum verlangsamt.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Ganz oben: Roche – im Bild das Basler Konzernhochhaus – war 2020 erneut umsatzstärkstes Pharmaunternehmen der Welt.

Ganz oben: Roche – im Bild das Basler Konzernhochhaus – war 2020 erneut umsatzstärkstes Pharmaunternehmen der Welt.

© Roche

Stuttgart. Gesundheit ist ein vergleichsweise konjunkturrobustes Geschäft. Davon konnte Big Pharma auch im Pandemiejahr 2020 mit stabilen Margen profitieren und entgegen gesamtwirtschaftlichem Trend bei Umsatz und operativem Gewinn erneut zulegen. Allerdings fielen die Zuwachsraten lange nicht so beeindruckend wie im Vorjahr aus.

Weshalb die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) in der jüngsten Auflage ihres Branchenreports „Die größten Pharmafirmen weltweit“ davon spricht, dass die Coronakrise für die 21 in Augenschein genommenen Hersteller „kein Wachstumstreiber“ war, „sondern im Gegenteil zu höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung führte“.

Die krumme Anzahl der reportierten Firmen erklärt sich dadurch, dass mit der Pharmasparte des Darmstädter Merck-Konzerns ein dritter deutscher Hersteller berücksichtigt werden sollte.

EBIT-Marge über 25 Prozent stabil

Die Zahlen: Während die Weltwirtschaft im Berichtsjahr um 3,5 Prozent geschrumpft ist, konnten die 21 größten Pharmaunternehmen 4,4 Prozent zulegen. Zusammen erwirtschafteten sie rund 528 Milliarden Euro. Im Vorjahr betrug der Verkaufszuwachs noch knapp 13 Prozent.

Der Betriebsgewinn (EBIT) der Konzerne summierte sich auf 167,8 Milliarden Euro (+2,7 Prozent). Im Vorjahr war das gemeinsame EBIT-Wachstum noch um fast 19 Prozent angezogen. Die durchschnittliche EBIT-Marge der Top-21 sei damit „nur leicht um 0,5 Prozentpunkte auf 25,7 Prozent“ zurückgegangen, heißt es.

Branchenprimus nach Umsatz war 2020 wie schon im Vorjahr Roche mit 43,4 Milliarden Euro, gefolgt von Abbvie (40,2 Mrd. Euro, Vorjahr: Platz 6) und an dritter Stelle unverändert Johnson & Johnson (40 Mrd.). Der Sprung Abbvies an die Spitze erklärt sich durch die im Mai 2020 abgeschlossenen Übernahme des US-Wettbewerbers Allergan.

Ebenfalls akquisitionsbedingt konnte zuletzt Bristol-Myers Squibb Boden gutmachen und mit 37,3 Milliarden Euro vom 10. auf den 6. Platz im Umsatz-Ranking vorrücken. Die vollständige Erstkonsolidierung der Lenalidomid-Erlöse Celgenes (Revlimid®, multiples Myelom), seit Ende 2019 Teil der BMS-Gruppe, ließen den Konzernumsatz binnen eines Jahres um über zehn Milliarden Euro anschwellen.

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Größter Deutscher: Bayer

Größter deutscher Hersteller war 2020 Bayer mit Arzneimittelverkäufen über 17,2 Milliarden Euro (weltweit Nummer 15). Boehringer Ingelheim rangiert mit 14,4 Milliarden Euro auf Platz 17 und die Merck KGaA mit 6,6 Milliarden Euro Pharmaumsatz auf Platz 21.

Spitzenreiter unter dem Gesichtspunkt operativer Rentabilität war 2020 die kalifornische Biotechschmiede Gilead, die dem EY-Report zufolge auf 45,8 Prozent EBIT-Marge kam (+4,2 Punkte). Gefolgt von Novo Nordisk (42,9 Prozent, -0,9 Punkte) und Amgen (36,7 Prozent, -4,9 Punkte).

Die starke Verbesserung Gileads dürfte maßgeblich den Verkäufen des COVID-19-Medikaments Remdesivir geschuldet sein. Ähnlich deutlich zog auch die Ertragstärke Eli Lillys an, die mit 30,8 Prozent 3,9 Punkte über Vorjahr lag. Lilly zählte mit Bamlanivimab wie Gilead zu den beiden einzigen Anbietern, die vergangenes Jahr bereits mit neuen COVID-Medikamenten im Markt aufwarten konnten.

103,4 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung

Für Forschung und klinische Entwicklung gaben die Top-21 im Berichtsjahr 103,4 Milliarden Euro (+9,2 Prozent) aus. Damit nahmen die Pipeline-Investitionen in annähernd gleicher Größenordnung zu wie im Vorjahr (damals +9,7 Prozent).

Am meisten wendete für seine klinischen Projekte Roche mit 9,9 Milliarden Euro (+7,6 Prozent) auf. Knapp dahinter Johnson & Johnson (8,4 Mrd. Euro, +6,3 Prozent) sowie der US-Konzern Merck & Co. (in Europa: MSD) mit 8,3 Milliarden (+6,4 Prozent).

Relation zum Umsatz ließ sich allerdings Biogen seine Pipelinefortschritte am meisten kosten: Deren Forschungsquote erreichte zuletzt fast 30 Prozent. . Auf den Plätzen: Eli Lilly (24,8 Prozent) und die Merck KGaA (24,7 Prozent).

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Die Hälfte auf Krebs

Dominiert wird das F&E-Geschehen wie gehabt von den seit Jahren ebenso lukrativen wie blockbusterträchtigen Teilmärkten Onkologie und Autoimmunerkrankungen: 751 klinische Projekte – fast die Hälfte des Gesamtaufkommens – zählten die Autoren des EY-Reports 2020 gegen Krebs, 169 mit einer Autoimmun-Indikation.

Damit entfallen allein auf diese beiden Gebiete 63 Prozent des F&E-Budgets der 21 größten Pharma-Player.

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