Arzneimittelpolitik

ProGenerika: Festbetragsanhebung für Tamoxifen „verpufft“

Die sozialrechtliche Regulationsdichte zur Kontrolle der Arzneimittelausgaben ist so hoch, dass partielle Lockerungen nichts bringen, kritisiert der Pharmaverband ProGenerika.

Veröffentlicht:

Berlin. Gesetzgeberische Maßnahmen, um Lieferengpässen vorzubeugen, bleiben bislang wirkungslos. Das hat ProGenerika bereits wiederholt bemängelt. Jetzt aktualisiert der Herstellerverband seine Kritik einmal mehr am Beispiel des Wirkstoffs Tamoxifen. Mitte Februar 2022 hatte des Bundesgesundheitsministerium offiziell einen Versorgungsmangel für das Brustkrebsmittel bekanntgegeben, der erst im Sommer 2023 wieder für beendet erklärt wurde.

Ab dem morgigen Mittwoch soll nun der Tamoxifen-Festbetrag um 50 Prozent angehoben werden. Laut ProGenerika gaben Hersteller die Dreimonatspackung unter Festbetrag für nur 8,80 Euro ab. „Das Preisniveau war ruinös und ursächlich für den Engpass 2022“, heißt es. Das werde vom Gesundheitsministerium jetzt anerkannt. Die Freigabe der Preiserhöhung nutze jedoch nichts, so der Pharmaverband weiter. Andere Instrumente der Preisregulation würden den beabsichtigten Effekt „neutralisieren“.

Rabattverträge sorgten dafür, dass „die Differenz zwischen dem alten und dem neuen Preis nicht an den Hersteller fließt, sondern an die Krankenkasse weitergereicht wird“. Zudem halte die rahmenvertragliche Verpflichtung der Apotheken zur Abgabe eines der vier preisgünstigsten Präparate („4G-Regelung“) den Preiswettbewerb unter den Anbietern weiter in Gang.

Sandoz-Chef: „halbherziger Schritt“

Verbandsvize Thomas Weigold, im Hauptberuf Landeschef des Generikaherstellers Sandoz: „Dass der Festbetrag endlich steigt, ist ein wichtiger Schritt. Und doch ist er halbherzig. Denn bei uns Herstellern kommt die Preiserhöhung aufgrund des ansonsten weiterbestehenden Regelwerks nicht an. Wenn die Politik die Versorgung nachhaltig stabilisieren will, muss sie konsequent vorgehen und auch das Regelwerk reformieren – sonst bleibt die Produktion unwirtschaftlich.“

Laut einer Umfrage unter den ProGenerika-Mitgliedern rechnet bis dato kein einziger Hersteller „auf Basis des ALBVVG mit einem Ausbau der Krebsmittel-Produktion“. Das angesprochene Lieferengpassgesetz ist seit Juli 2023 in Kraft. Es sieht unter anderem erstmals Festbetragsanpassungen und -aufhebungen für versorgungskritische Produkte vor. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Glosse

Die Duftmarke: Von der Kunst des richtigen Wartens

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Neue Follow-up-Daten zur Geneditierungstherapie Exa-cel

© Springer Medizin Verlag

Neue Follow-up-Daten zur Geneditierungstherapie Exa-cel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Marktfreigabe

EU-Kommission genehmigt Alzheimer-Wirkstoff Lecanemab

Digitalisierung im Gesundheitsbereich

KI im Praxiseinsatz – was bereits möglich ist

Lesetipps
Injektionsstift auf dunklem Hintergrund zur Verabreichung von Semaglutid bei Diabetikern mit pAVK.

© Kassandra / stock.adobe.com

Diabetes und pAVK

Semaglutid – eine neue Therapie für Patienten mit pAVK?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Darstellung von Neisseria gonorrhoeae-Bakterien.

© iLexx / Getty Images / iStock

Antibiotikum einer neuen Klasse

Phase-III-Studie: Gepotidacin wirksam gegen Gonorrhö