Lebensversicherung
Reform bringt Anlegern fast gar nichts
Die Reform der Lebensversicherungen hat das Anlageprodukt nach jüngsten Studien nur marginal attraktiver für Anleger gemacht. Großer Kritikpunkt: Noch immer lassen sich einzelne Policen kaum miteinander vergleichen.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Niedrigere Gebühren, höhere Erträge, mehr Sicherheit für das investierte Kapital der Anleger - all dies wollte die Bundesregierung mit dem zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Lebensversicherungsreformgesetz erreichen, nachdem der Mindestgarantiezins auf 1,25 Prozent gesenkt wurde.
Gelungen ist dies nur recht unvollständig, wie neue Studien des Instituts für Transparenz (ITA) und der Ratingagentur Feri Eurorating Services zeigen.
Das Instituts für Transparenz hat für seine Untersuchung Rentenpolicen auf Basis von Kapitallebensversicherungen analysiert. Danach wurden die Ziele der Bundesregierung nur zum Teil erreicht: "Die Effektivkosten sind seit Beginn der Reform zwar um durchschnittlich 0,8 Prozent gesunken", so ITA-Geschäftsführer Mark Ortmann.
Dabei seien die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern allerdings enorm: "Einzelne Assekuranzen haben ihre Effektivkosten in der Spitze um 24 Prozent gesenkt, andere haben sie jedoch um bis zu 28,6 Prozent erhöht", versichert Ortmann.
Dabei seien die Effektivkosten mitentscheidet für den Anlageerfolg, denn der Mindestgarantiezins deckt nur die Kapitaleinlagen der Kunden nach Abzug der Gebühren.
Verwaltungskosten angehoben
Zwar hätten die meisten Anbieter ihre Abschlussgebühren gesenkt. Ortmann: "Dafür wurden jedoch größtenteils die laufenden Verwaltungskosten angehoben".
Darüber hinaus seien die erstmals fälligen Provisionszahlungen an die Vermittler nicht reduziert worden. "Die meisten Versicherer zahlen diese Provisionen in der Höhe des Vorjahres", weiß der ITA-Geschäftsführer. Das sei ein Verstoß gegen die Vorgabe der Regierung.
Die hatte verlangt, dass die Assekuranzen die Erstprovision an die Vermittler reduzieren und stattdessen eine laufende Vergütung mit der Fortdauer der Verträge zahlen.
So soll verhindert werden, dass Vermittler Kunden aus bestehenden Policen wieder heraus und in neue Verträge hinein beraten, um erneut Provisionen kassieren zu können.
Zudem schmälert die hohe Anfangsprovision den Erstbetrag, der in die Police fließt und über die Anlagedauer hinweg die höchste Rendite von allen Einzahlungen bringt. Um ihr Ziel zu erreichen, müsse die Bundesregierung vermutlich "weitere regulatorische Maßnahmen" treffen, meint Ortmann.
Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen, bei denen der Mindestzins ohnehin nicht greift, würden die Anbieter zudem zu wenig auf die Qualität der ausgewählten Fonds achten, rügt die Studie.
"Nur rund 46 Prozent des Fondsbestands der Versicherer verfügt über ein Feri-Top-Rating von A (Sehr Gut) oder B (Gut)", sagt Feri-Vorstandssprecher Tobias Schmidt. "Dabei ist die Qualität der Fonds für die langfristig erzielbare Rendite der Versicherungsnehmer von zentraler Bedeutung."
Dennoch seien Fonds, die von der Ratingagentur nur mit C (Durchschnittlich) oder D (Unterdurchschnittlich) eingestuft wurden, bei bis zu 59,2 Prozent der analysierten Lebensversicherungspolicen Teil des Portfolios.
43,7 Prozent der Assekuranzen hätten zudem zumindest einen Fonds im Bestand, der mit der niedrigsten Ratingnote E (Schwach) beurteilt worden sei.
Nebulöse Produktunterlagen
Noch immer sei es Anlegern nicht möglich, die Policen der verschiedenen Anbieter miteinander zu vergleichen, um das für sie beste Produkt zu finden, sagt Ortmann. "Die Produktunterlagen sind eine Zumutung." Sie seien häufig unverständlich abgefasst und ließen keinen Kostenvergleich zu.
Zwar müssen seit 1. Januar dieses Jahres die Effektivkosten ausgewiesen werden. Berlin habe dazu aber keine einheitliche Berechnungsmethode vorgegeben. Konsequenz dessen sei, dass die "Versicherer ihre Effektivkosten jetzt nach Lust und Laune ausrechnen".
Um einen sinnvollen Vergleich der Produkte zu ermöglichen, müsse der Gesetzgeber "für einen einheitlichen Standard sorgen", fordert Ortmann.