Pharma

Sammelklage gegen Merck in Frankreich abgewiesen

Veröffentlicht:

LYON. Im Schadenersatzprozess gegen den deutschen Pharmahersteller Merck hat ein Gericht in Frankreich die Sammelklage von mehr als 4000 Klägern abgewiesen. Das Gericht in Lyon befand, dass Merck ausreichend über die neue Zusammensetzung eines Schilddrüsenmedikaments informiert hatte. Deshalb werden die Forderungen der Kläger zurückgewiesen, heißt es im Urteil.

Die Kläger hatten in dem Zivilprozess pro Person 10.000 Euro Schadenersatz eingefordert. Hintergrund ist, dass Merck in Frankreich die Zusammensetzung des Medikaments Levothyrox® – in anderen Ländern unter dem Namen Euthyrox® oder Eutirox® im Handel – geändert hatte.

Der Hersteller hatte die Zusammensetzung auf Bitte der französischen Medikamentenbehörde ANSM entwickelt, ab März 2017 war die neue Formel erhältlich. Patienten hatten sich anschließend über unerwünschte Nebenwirkungen der neuen Rezeptur beschwert (wir berichteten). Die Kläger werfen dem Darmstädter Pharmahersteller vor, nicht ausreichend über die veränderte Rezeptur und mögliche Auswirkungen aufgeklärt zu haben. Merck hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen und erklärt, ausreichend über die Änderungen informiert zu haben. Ärzte und Apotheker sowie Merck selbst hätten aufgeklärt.

Die Zivilklage der Levothyrox-Patienten in Lyon zielt nicht auf Körperverletzung, sondern auf „fehlende Information“ und „moralischen Schaden“ ab, weil die Patienten nicht gewusst hätten, weshalb sie plötzlich gesundheitliche Probleme hatten. „Das ist eine große Enttäuschung für mich und die Patienten“, sagte der Anwalt der Kläger, Christophe Lèguevaques, nach Angaben von Franceinfo im Anschluss an die Bekanntgabe des Urteils. Man prüfe, in Berufung zu gehen. Der Pharmahersteller indessen begrüßte das Urteil. „Merck hält diese Entscheidung für korrekt“, teilte das Unternehmen mit.

In Frankreich, wo rund drei Millionen Menschen auf das Medikament angewiesen sind, wurde die neue Zusammensetzung des Medikaments zuerst eingeführt. In Deutschland ist die alte Rezeptur bisher noch unter der Bezeichnung Euthyrox erhältlich. Im Laufe des Jahres 2019 soll die veränderte Formel auch in Deutschland verkauft werden. Die Gesundheitsbehörden gaben dafür im vergangenen Jahr grünes Licht. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP

Gastbeitrag zum Tag der Patientensicherheit

Diagnosefehler: Ursachen, Schadenfälle, Präventionsstrategien

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Viele Ärzte kennen nicht alle Symptome

So gefährlich sind verschluckte Knopfzellen für Kinder

Lesetipps
Eine Gans geht.

© Carola Schubbel / stock.adobe.com

Systemische Fragetechniken

Warum es hilft, wenn Schmerzen zum Tier werden