Corona-Diagnostik

Selbsttests: Laborverbände sind geteilter Meinung

Die Wirtschaft drängt auf Öffnung, die Epidemiologen raten zur Vorsicht. Am Mittwoch beraten die Regierungschefs. Und die Labore melden wieder steigende Inanspruchnahme.

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Berlin. Vor der am Mittwoch stattfindenden Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder mit der Bundeskanzlerin warnt der Branchenverband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) vor nachlassender Pandemiekontrolle. Die „Kombination aus der zunehmenden Verbreitung von Virusvarianten und der mit den Öffnungen verbundenen Ausweitung von Kontakten“ gebe „nach wie vor Anlass zur Sorge“, heißt es.

Das Infektionsgeschehen werde in wachsendem Maße von der britischen Mutation B.1.1.7 geprägt, so ALM-Vorsitzender Dr. Michael Müller. Einmal mehr bekräftigt der Verband seine Forderung nach engmaschiger Diagnostik. Auch die Ergebnisse der Antigen-Schnelltests müssten in die Statistik einfließen.

Deshalb begrüße man den Vorschlag des Bundesärztekammerpräsidenten Dr. Klaus Reinhardt, alle Testergebnisse durch das Robert Koch-Institut (RKI) zentral erfassen zu lassen; Reinhardt hatte das am Sonntag gegenüber der Funke Mediengruppe ins Gespräch gebracht.

Positiv werten die Akkreditierten Labore zudem, dass jetzt die ersten Corona-Selbsttests vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen werden. Die Behörde listet sämtliche freigegebenen OTC-Antigentests auf ihrer Webseite auf.

BDL: „Disziplin statt Testorgien!“

Unterdessen äußert der Berufsverband der Laborärzte (BDL) Bedenken gegen die neuen Selbsttests, die „zu ungenau“ seien. „Der Blick über die Grenzen zeigt, wo man den Coronavirus-Mutationen vor allem mit Schnelltests begegnet, steigen die Infektionszahlen, ob in Dänemark oder Österreich“, kritisiert BDL-Vorsitzender Dr. Andreas Bobrowski. Zudem lieferten die Selbsttests „nur Momentaufnahmen, die negativ Getestete in trügerischen Sicherheiten wiegen“. Zu diesem Urteil sei man etwa auch in der Slowakei gelangt, nachdem dort landesweite Massen-Schnelltests nichts an rapide steigender COVID-19-Inzidenz habe ändern können, so der BDL-Chef weiter.

Statt auf „massenhaften Schnelltest-Einsatz auch für Menschen ohne Symptome oder gar auf Selbsttests zu setzen“, seien individuelle Disziplin einzufordern und bekannte Infektionen schnell und konsequent nachzuverfolgen. Das könnten nur die medizinischen Labore leisten. Bobrowski: „Wir haben eine nie dagewesene Transparenz und Geschwindigkeit in der Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Gesundheitswesen. Das sollten wir nicht durch unstrukturierte Testorgien aufs Spiel setzen.“

Die Teststatistik der 8. Kalenderwoche: In den 171 Laboren, die sich an der regelmäßigen ALM-Erhebung beteiligen, wurden 988 .449 SARS-CoV-2-PCR-Tests gemacht – sechs Prozent mehr als in der Woche zuvor. Davon fielen 64 .615 Tests positiv aus. Damit hat sich den Angaben zufolge die Positivrate geringfügig von 6,47 Prozent (7. KW) auf 6,54 (8. KW) erhöht. (cw)

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