Deutsche Pharmakonzerne
Starker Dollar treibt Gewinne hoch
Wechselkurseffekte kommen der Gewinnentwicklung deutscher Pharmahersteller entgegen. Der starke Dollar lässt auch ihre Aktienkurse steigen. Analysten erwarten, dass die Rallye weitergeht.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Deutsche-Bank-Analyst Gunnar Romer hat akribisch gerechnet. In seine neue Studie zur Aktie von Fresenius Medical Care ist der Anstieg des US-Dollar gegenüber dem Euro eingeflossen.
"Die jüngsten Wechselkurseffekte sind berücksichtigt", nennt Romer einen wesentlichen Grund, weshalb er das Kursziel für FMC um 13 Prozent auf 55 Euro angehoben hat.
Musste der Dialysespezialist im ersten Halbjahr noch einen Rückgang des Gewinns vor Steuern und Zinsen von vier Prozent auf eine Milliarde Euro melden, fiel im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 590 Millionen Euro ein Plus von sechs Prozent an - nicht zuletzt eben wegen des starken Dollars.
Ulrich Huwald, Analyst bei Warburg Research, hat deshalb die Aktie mit Kaufen eingestuft und das Kursziel sogar auf 64,50 Euro angehoben. "Die Zielerhöhung reflektiert in erster Linie die Auswirkungen der Aufwertung des US-Dollars gegen den Euro", erläutert Huwald.
Berenberg-Analyst Tom Jones rät zudem auch zum Kauf der Aktie der Mutter-Gesellschaft Fresenius. Sie werde von steigenden Gewinnen der Tochter profitieren.
Kapital wandert ab
Die europäische Gemeinschaftswährung hat seit Juli gegenüber dem Dollar knapp acht Prozent verloren. Viele Währungsstrategen erwarten, dass die Talfahrt weitergeht.
Die Deutsche Bank und die US-Investmentbank Goldman Sachs erwarten, dass der Euro weitere 20 Prozent nachgibt. Denn die Konjunktur in der Eurozone ist so schwach, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins auf 0,05 Prozent gesenkt hat, um ein Abgleiten in die Deflation zu verhindern.
Dagegen wächst die US-Wirtschaft so stark, dass die dortige Notenbank die Märkte auf eine Zinsabhebung vorbereitet. Investoren ziehen deshalb immer mehr Kapital aus der Eurozone ab, um es höher rentierlich im Dollarraum anzulegen.
Dadurch steigt die Nachfrage nach der US Währung, was sie zwangsläufig gegen den Euro verteuert. Davon profitiert auch Bayer. Der Konzern steigerte den Umsatz im dritten Quartal um fast sechs Prozent auf zehn Milliarden Euro.
Der Gewinn vor Steuern und Zinsen stieg um knapp 13 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro. "Kräftige Umsatzzuwächse haben wir mit unseren neueren Pharmaprodukten und unseren agrochemischen Produkten in Nord- und Lateinamerika erzielt", so Vorstandschef Marijn Dekkers.
In zahlreichen Ländern Süd- und Mittelamerikas werden Arzneimittel und Dünger in Dollar gehandelt. Die Währungseffekte seien positiv für das Unternehmen, meint DZ-Bank-Analyst Peter Spengler.
Er hat die Bayer.-Aktie mit Kaufen eingestuft - so wie 16 Kollegen anderer Banken. Elf Analysten bewerten das Papier mit Halten, kein einziger rät zum Verkauf.
Der in US-Dollar bilanzierende Schweizer Pharmakonzern Novartis musste hingegen im dritten Quartal einen negativen Effekt durch die Wechselkursveränderungen verbuchen, lieferte aber ebenfalls sehr gute Zahlen. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf knapp 15 Milliarden Dollar (11,8 Milliarden Euro).
Bei konstanten Wechselkursen hätte das Plus fünf Prozent betragen, rechnet der Konzern vor. Das operative Ergebnis wuchs um 14 Prozent auf rund drei Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro). Bei konstanten Wechselkursen wären es sogar 18 Prozent gewesen.
Herzmedikament verspricht Rendite
Trotz der guten Zahlen sind etliche Analysten skeptisch, ob die seit Januar um fast 30 Prozent gestiegene Aktie noch Luft nach oben hat. Zehn Banken haben den Wert mit Kaufen eingestuft, ebenso viele mit Halten, Morgan Stanley rät sogar, die Aktie unterzugewichten. Besonders optimistisch gibt sich Jeffrey Holford vom New Yorker Analysehaus Jefferies.
Novartis werde trotz der Dollarstärke Umsatz und Gewinn weiter steigern. "Die positiven Studiendaten für das Herzmedikament LCZ696 machen die Aktie zum besten Wert unter den europäischen Pharmapapieren", ist Analyst Holford überzeugt.
Sein Kursziel von 103 Schweizer Franken liegt knapp 40 Prozent über der gegenwärtigen Notierung.