Tipps fürs Gespräch mit Demenzkranken
Konkrete Tipps zur Kommunikation mit Demenzkranken hat der Kölner Arzt für Psychosomatik und Psychotherapie Dr. Herbert Mück entwickelt. Dabei orientiert er sich an der Ausprägung der Krankheit.
Veröffentlicht:Man kann nicht mit jedem Demenzkranken gleich kommunizieren. Je nach Schweregrad der Demenz sind die Patienten unterschiedlich zugänglich für bestimmte Gesprächsstrategien.
Leichte Demenz: Wichtiges bespricht man am besten am Vormittag mit den Patienten. Denn dann sind Demenzkranke am aufmerksamsten. Dabei ist es auch in lauten Situationen sinnvoll, bewusst leise zu sprechen. Denn so verringert man Aufregung und Nervosität beim Kranken und bei sich selbst. Um Stress und Streit zu vermeiden, sollte man auf bestimmte Reizwörter verzichten. Dazu gehören Widerspruch auslösende Wörter wie "nie", "trotzdem" oder "nein". Und: Verbote sind tabu. "Demenz-Kranke stoßen ohnehin laufend an Grenzen und Zurückweisungen", so Mück. Besser sind Vorschläge, unter denen die Patienten wählen können.
Mittelschwere Demenz: Niemals darf man über den Kopf eines Patienten hinweg mit einem anderen Anwesenden sprechen. Auch heimliche Zeichen sind tabu. Das ist nicht nur für jeden Patienten entwürdigend. Man weiß auch nie, was Demenzkranke noch mitbekommen. Auf Negativ-Formulierungen verzichtet man besser. Denn Worte wie "nicht", "keiner" oder "niemand" werden vor allem in Aufregung leicht überhört. Vom Hinweis "niemand will Ihnen wehtun", nimmt der Demenzkranke vielleicht nur den Begriff "wehtun" wahr.
Und: Ärzte sollten sich nicht scheuen, sich wiederholt vorzustellen. Es kann nämlich sein, dass der Kranke im Laufe des Gesprächs vergisst, wen er vor sich hat.
Schwere Demenz: Man sollte sich den Kranken immer von vorne nähern, also immer im Blickfeld sein. Am besten tritt man möglichst früh in sein Blickfeld und begibt sich auf Augenhöhe. Mit dem Sprechen beginnt man erst, wenn der Kranke einen gesehen hat. Auch während des Gesprächs ist Augenkontakt wichtig. "Wer den Kranken mit dem Blick verlässt, verlässt ihn mitunter komplett", schreibt Mück.
Oft bringt es mehr, das gewünschte Verhalten, etwa Essen oder Waschen, beispielhaft vorzumachen. Außerdem macht dem Patienten eine entspannte Körperhaltung des Arztes ohne abrupte Bewegungen und Stirnrunzeln am wenigstens Angst. Die größte Chance, verstanden zu werden, hat man mit einer einfachen Sprache und Sprechweise, unterstützt durch einfache Gesten und Mimik.
Oft lassen verstummte Kranke auch ihren Betreuer verstummen. Darauf sollte man achten und nicht in diese Falle gehen. (ug)
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