COVID-19

Unternehmen bietet Corona-„Immunitätspässe“ an

In der kommenden Woche berät der Ethikrat zum Thema Immunitätsnachweis. Ein Hamburger Telemedizin-Unternehmen bietet bereits einen „COVID-19-Immunitätspass“ zum Kauf an.

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Diskriminierung oder sinnvolle Maßnahme? Corona-19-Immunitätsausweise spalten. (Symbolbild)

Diskriminierung oder sinnvolle Maßnahme? Corona-19-Immunitätsausweise spalten. (Symbolbild)

© THPStock/stock.adobe.com

Hamburg. Das Hamburger Telemedizin-Unternehmen AU-Schein GmbH bietet ab sofort sogenannte „COVID-19-Immunitätspässe“ an. Für 199 Euro können sich Ärzte nach Angaben des Firmengründers und Geschäftsführers Can Ansay, hundert Blankopässe bestellen; je Antikörpertest, den das Unternehmen über einen Vertriebspartner anbietet, kommen 19 Euro Kosten hinzu. Patienten könnten den Immunitätspass aber auch direkt über die au-schein.de-Website bestellen, heißt es. Eine Tele-Ärztin überprüfe dann anhand eines Online-Fragebogens, die Angaben des Patienten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte mit dem Entwurf zum zweiten Bevölkerungsschutzgesetz einen Immunitätsnachweis in die Diskussion gebracht. Der Vorschlag wurde von verschiedenen Seiten so vehement kritisiert, dass er schließlich aus dem Gesetzentwurf wieder herausgenommen und zunächst dem Ethikrat vorgelegt wurde. Dieser wird laut Tagesordnung in seiner Plenarsitzung am kommenden Donnerstag über den Immunitätsnachweis beraten und eine Ad-hoc-Empfehlung dazu verabschieden.

Das Bundesgesundheitsministerium teilt mit, die Analyse der ethischen Implikationen zur Einführung eines Immunitätsnachweises abzuwarten und auszuwerten. Der Minister habe aber „wiederholt betont, dass Patienten bereits heute Testergebnisse dokumentieren lassen können“.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte im April vor Immunitätspässen, auch weil nur unzureichende wissenschaftliche Erkenntnisse zur COVID-19-Immunität vorlägen.

Der Immunitätspass der AU-Schein GmbH behält laut Unternehmensangaben drei Monate seine Gültigkeit und müsse bei Bedarf anschließend verlängert werden. Dazu brauche es nur dann einen neuen Antikörpertest, wenn „wissenschaftliche Studien aussagen, dass die Immunität nur über einen kürzeren Zeitraum als drei Monate nachgewiesen werden kann“, so Ansay. (mu)
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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 22.06.202010:22 Uhr

Nach dem Heilmittelwerbegesetz (HWG) ist die Werbung mit unwahren oder falschen Wirkaussagen über Arzneimittel oder andere diagnostische und therapeutische Verfahren, sowie werbliche Aussagen die einen "sicheren Wirkerfolg" eines Medikaments oder einer Behandlungsmethode suggerieren, verboten.

Es gibt unter anderem Verbote bestimmter Werbemaßnahmen wie
"...Aussagen, die geeignet ist, Angstgefühle hervorzurufen oder auszunutzen..."
nach https://flexikon.doccheck.com/de/Heilmittelwerbegesetz

Was das Hamburger Telemedizin-Unternehmen "AU-Schein" GmbH als sogenannte „COVID-19-Immunitätspässe“ anbietet, ist ebenso unseriös und windig wie deren Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU). 199 € für 100 Blankopässe für Ärzte nach Angaben des Firmengründers und Geschäftsführers Can Ansay zu verlangen, ist nicht nur m.E. völlig überzogen. Denn einen zuverlässigen, mit hoher Sensitivität und Spezifität versehenen Antikörpertest, den das Unternehmen über einen weiteren Vertriebspartner anbietet, ist für 19 € Kosten nicht zu realisieren.

Dass der Immunitätspass aber auch direkt über die au-schein.de-Website zu bestellen sein soll, und eine Tele-Ärztin dann anhand eines Online-Fragebogens die Angaben des Patienten überprüft, ist ebenso unseriös.

"AU-Schein.de" wurde 2018 von Dr. jur. Can Ansay, Dr. Falko Brinkmann und Andre Lohmann gegründet, als Telemedizin-Startup angeblich Vorreiter bei der Digitalisierung von Krankschreibungen in Deutschland. Patienten können via Smartphone ihre Krankheitssymptome mit dem Krankheitsbild einer Erkältung abgleichen und sich nach der Diagnose durch einen Tele-Arzt krankschreiben lassen. Der Service kostet 14 Euro pro Krankschreibung und beinhaltet eine digitale und eine optionale postalische Version der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (+8 Euro).
Eine "Vision hinter AU-Schein.de ist es, dem Patienten die bestmögliche ärztliche Versorgung durch die digitalen Innovationen der Telemedizin zugänglich zu machen..."

Was für ein selbstgerecht-überheblicher Euphemismus!

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