Unterwasserlaufband

Zahnarzt wagt sich als Unternehmer

In seiner Garage baute er 1999 sein erstes Unterwasserlaufband - zunächst für seinen Hund. Nun will Zahnarzt Günter Michl mit seinem Produkt den Weltmarkt erobern. Und zwar nicht nur für vierbeinige Patienten.

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Zahnarzt Günter Michl auf dem selbst entwickelten Unterwasserlaufband für Pferde.

Zahnarzt Günter Michl auf dem selbst entwickelten Unterwasserlaufband für Pferde.

© Dirk Schnack

KIEL. Günter Michl ist Zahnarzt, Diplom-Ingenieur, Firmenchef - und steigt nun mit eigener Entwicklung in die Gesundheitswirtschaft ein. Der passionierte Tüftler hat ein Unterwasserlaufband für Menschen entwickelt und sieht dafür einen Markt in Rehakliniken, bei professionellen Sportvereinen und allen anderen Einrichtungen, die Menschen nach Verletzungen helfen, wieder fit zu werden.

Die Vorteile des Unterwasserlaufbands: Verletzte können sich nach Eingriffen etwa am Knie früher wieder bewegen, und die Belastung kann exakt dosiert werden - viel genauer als etwa in einem Bewegungsbad.

"Kein Patient kann die vom Arzt vorgegebene Belastung wirklich einschätzen. Und auch die vom Arzt genannten Werte könnten auf dem Unterwasserlaufband einer Prüfung unterzogen werden", sagt Michl.

Seine Anlage ist mit den aus Fitnessstudios bekannten Laufbändern kaum vergleichbar, sondern eine aufwendige Entwicklung. Für die herkömmliche Physiotherapiepraxis wäre sie vielleicht sinnvoll, aber nicht bezahlbar.

350.000 Euro wird die Anlage, die zum Jahresbeginn auf den Markt kommen wird, kosten. Interessenten gibt es, unterzeichnet ist aber noch kein Kaufvertrag.

Patienten in Kuwait und Sibirien

Dass Michl sich als Zahnarzt mit eigener Praxis diesem Thema überhaupt widmet, verdankt er seinem Hund. Dem hat er 1999 in seiner eigenen Garage das erste Unterwasserlaufband gebastelt. Das war vor 15 Jahren und reines Hobby. Dann hat er externe Anfragen bekommen und die Entwicklung verfeinert.

Inzwischen hat Michl eine eigene Firma "Physio-Tech" mit neun Angestellten und verkauft sein selbst entwickeltes und in Kiel hergestelltes Produkt in die ganze Welt. Vierbeiner zwischen Kuwait und Sibirien laufen auf seinen Laufbändern im Wasser. Zwischen 30 und 50 Stück verkauft er davon pro Jahr - für fünfstellige Beträge.

Gewinn wirft sein Unternehmen dennoch nicht ab, weil Michl ständig Geld in die Entwicklung neuer Produkte steckt. Bereits fertig ist nicht nur das Unterwasserlaufband für Menschen, sondern auch für Pferde.

Das soll eine halbe Million Euro kosten - diese Summe haben bislang selbst reiche Rennstallbesitzer in Hongkong und in Monaco noch nicht lockergemacht, der Prototyp steht noch in seinem Firmenhalle.

Außerdem hat Michl schon ein Freiluftlaufband für Wölfe entwickelt, gebaut und auch verkauft. Ein Institut der Wiener Universität nutzt dieses in Österreich für Forschungszwecke.

Auch eine Anfrage aus Anchorage hat es bereits gegeben - ob er das auch für Eisbären entwickeln könnte? Michl könnte, das Budget hat man in Alaska aber noch nicht zusammen.

"Was für Tiere funktioniert, sollte auch für Menschen möglich sein", hat sich Michl nach den positiven Erfahrungen mit den Vierbeinern gesagt. Nun steht er vor dem Problem der Vermarktung und wird demnächst auf Gesundheitskongressen und -messen präsent sein.

Lebensunterhalt als Zahnarzt

Die Hürden kennt er als niedergelassener Zahnarzt allzugut: "Im deutschen Gesundheitswesen sind die Menschen es gewohnt, nichts bezahlen zu müssen." So lange die Nachsorge auf dem Unterwasserlaufband nicht abrechnungsfähig ist, muss er also auf den überschaubaren Markt der Rehakliniken und des Profisports setzen.

Michl hat zwar für die Entwicklung eine öffentliche Förderung in Höhe von 200.000 Euro in Schleswig-Holstein erhalten - rund 800.000 Euro aber hat die Entwicklung der Laufbänder für Pferde und Menschen verschlungen.

Seinen Lebensunterhalt wird der Firmenchef deshalb auch weiterhin mit seiner Zahnarztpraxis bestreiten. (di)

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