Praxismanagement

Zusatzjob mit lukrativem Verdienst gesucht

Ärzten, egal ob in eigener Praxis oder angestellt, bieten sich heute viele Chancen für einen Zusatzverdienst. Finanziell interessant ist etwa der Bereitschaftsdienst.

Von Bernd W. Alles Veröffentlicht:
Ärzte, die nach zusätzlichen Einkommensquellen Ausschau halten, werden auch bei KVen, Kammern und Kassen fündig.

Ärzte, die nach zusätzlichen Einkommensquellen Ausschau halten, werden auch bei KVen, Kammern und Kassen fündig.

© Andreas Haertle / fotolia.com

Sie fühlen sich nicht ausgelastet? Haben noch Kapazitäten frei? Und wollen mehr arbeiten? Die Aussichten auf einen ärztlichen Zusatzjob sind heutzutage so gut wie selten zuvor. Auch was die Bezahlung anbelangt.

Ein eisernes Gesetz aber vorab: Ihre Haupttätigkeit - sei es als niedergelassener Arzt oder als angestellter Arzt in Praxis oder Klinik - darf nicht unter der Nebentätigkeit leiden. Ist man in einem Angestelltenverhältnis, muss zudem meist der Arbeitgeber die Zustimmung für eine Nebentätigkeit geben. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht eine große weite Berufswelt für Ihr Zusatzengagement offen.

In dieser Kolumne soll es allerdings nur um "Inland"-Jobs gehen. Wenngleich die Lukrativität von Zusatzjobs so manchen Kollegen ins benachbarte Ausland lockt. Doch auch "daheim" besteht reichlich Bedarf an ärztlicher Arbeitskraft.

Vor der Haustür schlummern viele Möglichkeiten

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine Auflistung möglicher Tätigkeitsfelder:

  • Klassische Praxisvertretung im Urlaubs- oder Krankheitsfall von Kollegen
  • Erstellung von Gutachten für zahlreiche Institutionen (z.B. Versicherungen, Versorgungsämter, Berufsgenossenschaften)
  • Lehrtätigkeit für diverse medizinische Ausbildungsberufe
  • Beratende Tätigkeit für Krankenkassen, Unternehmen u.a.
  • Bezahltes Engagement in der Kassenärztlichen Vereinigung, Ärztekammer oder in einem Berufsverband
  • Journalistische Nebentätigkeit
  • Saisonale Arbeiten auf Schiffen oder als ärztlicher Reisebegleiter
  • Vertretung anderer Ärzte im Notdienst
  • Einsatz als Honorararzt

Von all diesen Möglichkeiten sollen die letzten beiden im Fokus dieser Kolumne stehen. Weil sie neben der klassischen Praxisvertretung fast überall benötigt werden.

Im Zeitalter der Zentralisierung von Notdiensten - nicht selten bilden mehrere hundert Kollegen einen solchen Bereitschaftsdienst für die Notfallbehandlung "zur Unzeit" - sind viele Ärzte bereit, ihre Notdienstverpflichtung an interessierte Kollegen abzutreten.

Am Beispiel der Ärztlichen Bereitschaftsdienstzentrale (ÄBD) Fulda soll verdeutlicht werden, welche Verdienstmöglichkeiten darin schlummern.

Als Dienste zur "Unzeit" sind definiert: Montag, Dienstag, Donnerstag ab 19 Uhr bis 7 Uhr am nächsten Morgen, Mittwoch ab 14 Uhr bis 7 Uhr am nächsten Morgen. Und am Wochenende: Freitag ab 18 Uhr bis Montag 7 Uhr; bei Feiertagen und Brückentagen von 7 Uhr bis 7 Uhr.

Eingebunden in diesen ÄBD sind zur Zeit rund 260 Kassen- und Nichtkassenärzte sowie 55 nichtärztliche Mitarbeiter. Im Jahr 2010 wurden etwa 3000 Hausbesuche geleistet und in der Zentrale über 20.000 Patienten behandelt.

Für den Hausbesuchsdienst stehen zwei Fahrzeuge mit Fahrer zur Verfügung. Eingeteilt werden die Ärzte entweder für den Fahrdienst oder den Dienst in der Zentrale. Dabei finden im Wesentlichen folgende Gebührenordnungsziffern Anwendung:

In der Zentrale: EBM-Ziffer 01210 und 01211, bei 3,5 Cent Punktwert = 25,38 Euro

Im Fahrdienst: EBM-Ziffer 01210, 01411, 01211, bei 3,5 Cent Punktwert = 71,75 Euro zzgl. Wegegeld

Auch telefonische Beratungen sowie zahlreiche Einzelleistungen können zusätzlich abgerechnet werden. Eine gute Übersicht bietet www.fortbildung-notdienst.de.

Manche Modelle garantieren Ärzten einen Mindestumsatz

Nicht absehbar ist natürlich die Frequenz der Leistungsnachfrage durch die Patienten. Doch gibt es Erfahrungswerte, in Abhängigkeit von bestimmten Wochentagen. So können im Nachtdienst Freitag auf Samstag durchaus 25 bis 30 Inanspruchnahmen in der Zentrale vorkommen, was ein Honorar von mindestens 760 Euro (bei 30 GKV-Patienten) einbringt. Allerdings zu Lasten des Schlafbedürfnisses.

Der Hausbesuchsdienst wird in in den Ärztlichen Bereitschaftsdienstzentralen unterschiedlich frequentiert. In Fulda waren es durchschnittlich 8,3 Besuche pro Notdiensttag (3000 Besuche im Jahr 2010: 360 Tage).

Erreicht man acht Besuche, können 574 Euro zzgl. Wegegeld (bei GKV-Patienten) verdient werden. Doch statt acht Besuchen können es auch einmal nur zwei oder drei sein. Was dann - gemessen am Zeitaufwand -weniger attraktiv ist.

Interessant ist die Fuldaer Lösung für Ärzte, die einen Bereitschaftsdienst von Kollegen übernehmen. Hier gibt es eine Umsatzmindestgarantie in Höhe von 40 Euro pro Notdienststunde, was im 12-Stunden-Dienst 480 Euro, im 24-Stunden-Dienst 960 Euro ausmacht.

Bei weniger abgerechneten Leistungen: Zahlung der Differenz an Vertreter

Werden weniger Leistungen abgerechnet, als der Mindestumsatz beträgt, muss der vertretene Arzt seinem Vertreter die Differenz zahlen.

Eine weitere interessante Zusatzverdienstmöglichkeit bietet sich als Honorararzt. Diese Tätigkeitsform ist für zahlreiche Kliniken eine Alternative zum Einsatz eigener angestellter Ärzte etwa für Nachtdienste. Zahlreiche Vermittlungsforen gibt es hierzu im Internet.

Die Verdienstmöglichkeiten sind dabei sehr unterschiedlich. Doch sind Stundenhonorare in Höhe von 70 bis 90 Euro hier durchaus realisierbar (vgl. www.doxx.de/2011/06/18/honorararzt-gehalt-honorararzt-verdienst/).

Aber auch hier gibt es einen Haken bei der Sache: Man arbeitet voll auf eigenes Risiko, also ohne soziale Absicherung durch den Arbeitgeber.

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