Ovarialkarzinom
Oft fehlt Chirurgen die Erfahrung
Bei Diagnostik und Therapie des Ovarial-Ca ist in den letzten Jahren vieles besser geworden. Doch beim Krebskongress wurde auch deutlich, dass viele Kliniken mit wenig Erfahrung operieren.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Versorgung von Patientinnen mit einem Ovarialkarzinom in Deutschland hat sich in den letzten Jahren verbessert. Noch immer wird aber viel an Einrichtungen operiert, die wenig Erfahrung mit den Eingriffen haben.
Professor Andreas du Bois von der Klinik für Gynäkologie an den Kliniken Essen-Mitte stellte beim 31. Deutschen Krebskongress in Berlin eine aktuelle Auswertung des Qualitätssicherungsprojekts zum Ovarialkarzinom ("QS-OVAR") der deutschen Gynäkologen vor.
Weil die Teilnahmequote der Kliniken in den letzten Jahren gestiegen ist, repräsentieren die Daten mittlerweile über 60 Prozent aller Patientinnen mit Ovarial-Ca in Deutschland.
Im Vergleich zu den Vorjahren seien einige erfreuliche Trends festzustellen, betonte du Bois. So habe sich die Therapiequalität deutlich verbessert. Beispielsweise werden sowohl beim frühen Ovarialkarzinom (FIGO-Stadium I bis IIA) als auch beim fortgeschrittenen Karzinom (FIGO IIB bis IV) mittlerweile über 80 Prozent der Frauen nach dem aktuellen Standard (Platin plus Taxan) chemotherapeutisch behandelt.
Neue Substanzen kämen in der Versorgung ebenfalls zügig an, so du Bois. Knapp die Hälfte der Patientinnen im FIGO-Stadium IIIB bis IV wurde im Jahr 2012 zusätzlich mit Antiangiogenese-Antikörpern therapiert.
Ebenfalls auf dem aufsteigenden Ast befinden sich die Chirurgen. Optimal, das heißt ohne Resttumor, operiert wurden in Deutschland im Jahr 2012 mehr als 40 Prozent der Frauen. Diese Quote ist seit 2001 von damals etwas über 30 Prozent langsam, aber kontinuierlich angestiegen.
Kritisch bewertete du Bois das sehr breite Spektrum an Kliniken, die chirurgische Eingriffe beim Ovarialkarzinom anbieten. Im Median operiert eine Klinik, die an QS-OVAR teilnimmt, nur zwei Patientinnen mit Ovarial-Ca pro Quartal. Jede vierte Patientin wird in einer Einrichtung operiert, die derartige Eingriffe seltener als einmal im Monat durchführt.
"Da stellt sich aus meiner Sicht schon die Frage, ob das wirklich gut ist", sagte du Bois. Da an der freiwilligen Qualitätssicherung wahrscheinlich überproportional viele stärker engagierte Kliniken teilnehmen, dürften die tatsächlichen Quoten eher noch schlechter sein. (gvg)