E-Zigarette
Kein probates Hilfsmittel zum Rauchausstieg
Die Raucherentwöhnung ist ein klassisches Themenfeld für IGeL-Praxen. Ist dieser Therapieweg nun durch den offensichtlichen Markterfolg der E-Dampf-Alternativen zur Kippe gefährdet?
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Bahnt sich die E-Zigarette ihren Weg in die Raucherentwöhnung? Oder sollten Ärzte weiter auf Ersatztherapien auf IGeL-Basis setzen? Noch sind die E-Alternativen zu kurz auf dem Markt, um bereits evidenzbasierte Aussagen treffen zu können. Immerhin: Nutzer von Nikotinersatztherapien bleiben mit 36 Prozent signifikant öfter tabakabstinent als Nutzer von E-Zigaretten mit 19 Prozent oder Personen, die ohne Hilfsmittel aufhören (40 Prozent).
Diese Zahlen präsentierte der Münchener Diplom-Psychologe Dr. Christoph Kröger am Mittwoch in Frankfurt bei der Fachtagung "Ein Gesamtüberblick über die aktuelle Diskussion zu E-Zigaretten unter Einbeziehung verschiedener Sichtweisen" an der University of Applied Sciences.
"Ich kann von E-Zigaretten zur Rauch-Entwöhnung nur deutlich abraten!", so sein Resümee. Kröger leitet ein Münchener Psychologie-Ausbildungsinstitut, das auch Suchttherapie anbietet. Er stellte bei der Fachtagung Daten aus der Arbeit in seiner Klinik vor.
Raucher suchen Alternative
Für Kröger gibt es keine evidenzbasierte Empfehlung für den Einsatz der E-Zigarette bei der Tabak-Entwöhnung. Eine Alternative könne die E-Zigarette aber für solche Raucher sein, die mit dem Nikotinkonsum nicht aufhören könnten oder wollten, sich aber dennoch einen weniger gesundheitsschädlichen Konsum wünschen.
Das sieht auch Diplom-Psychologin Dr. Silke Kuhn vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung in Hamburg so. Kuhn stellte eine Studie mit 3320 Teilnehmern vor, die nach dem Weg von Nutzern zur E-Zigarette fragte. Ergebnis: 91 Prozent sind frühere Raucher, acht Prozent rauchen und dampfen gleichermaßen, und ein Prozent sind ehemalige Nichtraucher.
Als Gründe für den Wechsel vom Rauchen zum Dampfen wurden der Ausstieg aus dem Rauchen und der Vorteil, dass die Kleidung und die Wohnung nicht mehr nach Rauch riechen, genannt. Kuhn merkte an, dass Nutzer von E-Zigaretten, die jetzt dampften, angaben, sich seit dem Wechsel gesünder zu fühlen, dass zu diesem Thema aber noch Langzeitstudiendaten fehlten.
Denn ein kontrovers diskutierter Punkt der Veranstaltung war der Wert "fünf Prozent". Diesen hatte das britische Royal College of Physicians (RCP) im April dieses Jahres als Wert der Gesundheitsgefährdung durch Dampfen im Vergleich zum Rauchen publiziert.
Rund ein halbes Jahr vorher hatte die britische Gesundheitsbehörde Public Health England denselben Wert veröffentlicht. Außerdem kritisierte die Behörde, dass beinahe die Hälfte (44,8 Prozent) der Briten nicht wüssten, dass Dampfen weniger gesundheitsschädlich als Rauchen sei und dadurch ein Teil der Raucher womöglich von einem Umstieg auf weniger schädliches Dampfen abgehalten werde.
Doch dass gerade diese geringere Schädigung der Gesundheit ein wichtiger Aspekt ist, der Menschen zu einer E-Zigarette greifen lässt, bestätigte Dr. Leonie Brose vom King‘s College London.
In Großbritannien benutzten sechs Prozent der Erwachsenen die E-Zigarette. Dabei griffen ehemalige Raucher und vorherige Nichtraucher laut Brose im Vereinigten Königreich zunehmend deshalb zur E-Zigarette, um von den zwei Nikotinkonsumwegen den weniger gesundheitsschädlichen zu wählen.
Deshalb und auch, weil Ersatztherapien in der Bevölkerung schlicht zu unattraktiv seien, hält das RCP an seiner Empfehlung für E-Zigaretten zur Reduktion der Gesundheitsschädigung beim Nikotinkonsum fest. Außerdem werde der technische Fortschritt dazu führen , die Gesundheitsgefährdung durch Dampfen zu verringern. Im Interesse der allgemeinen Gesundheit, so RCP, sei es nötig, E-Zigaretten als weniger schädliche Alternative zum Rauchen zu positionieren.