Anti-Rauch-Strategie

FDA-Lob für innovative Tabaksysteme zur Risikominimierung

Der Kampf gegen die Nikotinsucht konzentriert sich in den USA künftig auf den Garaus für konventionelle Zigaretten. Hoffnung setzt die FDA in neuartige Tabakerhitzer, die den Verbrennungsprozess überflüssig machen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Tödliches Laster? Die FDA will vor allem kanzerogene Stoffe bekämpfen, die im Verbrennungsprozess entstehen.

Tödliches Laster? Die FDA will vor allem kanzerogene Stoffe bekämpfen, die im Verbrennungsprozess entstehen.

© Sven Weber/stock.adobe.com

Paradigmenwechsel bei der Tabak- und Nikotinregulierung in den USA: Zwar steht bei der vor Kurzem von der Food and Drug Administration (FDA) vorgestellten, neuen Anti-Rauch-Strategie für die nächsten Jahre nach wie vor das Nikotin und dessen Abhängigkeitspotenzial im Mittelpunkt der Agenda.

Im Detail macht die US-Zulassungsbehörde allerdings eine kleine, aber feine Unterscheidung. So hebt sie zwar die generelle Gefahr der Nikotinabhängigkeit hervor, verweist aber auch darauf, dass ein kontinuierliches Risiko vor allem daraus resultiert, dass der Tabak in der Zigarette verbrennt – und dieser Verbrennungsvorgang zusätzliche Gesundheitsrisiken birgt.

Daher setzt sich die FDA nun für die Schadensbegrenzung und damit für die Förderung innovativer Tabakerhitzungssysteme ein, bei denen der Tabak verdampft, bis das Nikotin freigesetzt wird – ein Verbrennungsprozess, der weitere Schadstoffe freisetzt, findet bei diesen Lösungen nicht statt.

Der Tabakkonsum ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Kontext der nicht-übertragbaren Krankheiten weltweit die führende Todesursache – mehr als sieben Millionen Menschen sterben demnach jährlich rund um den Globus an den Folgen ihres Lasters. Auch in den USA verursacht der Tabakkonsum mehr als 480.000 Todesfälle jährlich, wie die FDA erklärt.

Die US-Zulassungsbehörde weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass der Tabakkonsum zu jährlichen finanziellen Schäden in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar führt – durch direkte Kosten für die medizinische Versorgung sowie die indirekten Belastungen durch Produktivitätsverluste.

Niedrigerer Nikotingehalt angepeilt

Die FDA plant nach eigener Aussage, einen öffentlichen Dialog über einen obligatorischen niedrigeren Nikotingehalt in konventionellen Verbrennungszigaretten zu starten. Rund 90 Prozent der erwachsenen Raucher tätigten ihren ersten Zug an der Kippe vor ihrem 18. Geburtstag – das entspreche 2500 jugendlichen Zigarettennovizen jeden Tag allein in den USA.

Niedrigere Nikotinwerte, so das FDA-Kalkül, sollen zum einen die Wahrscheinlichkeit senken, dass künftige Generationen zigarettenabhängig werden, zum anderen sollen sie auch mehr abhängigen Rauchern den Ausstieg aus der Sucht ermöglichen.

Wie der Arzt und FDA-Beauftragte Scott Gottlieb in White Oak anlässlich der Vorstellung der Anti-Rauch-Strategie der Zulassungsbehörde betonte, "ist das Nikotin in Zigaretten nicht direkt verantwortlich für den Krebs, die Lungenkrankheiten und die Herzerkrankungen, die Hunderttausende Amerikaner jedes Jahr töten", vielmehr seien es die anderen chemischen Stoffe im Tabak, die bei dessen Verbrennungsprozess freigesetzt würden – mindestens 15 davon gelten nach Experteneinschätzung als karzinogen.

Er schlägt damit eine Bresche für innovative Lösungen wie zum Beispiel Tabakerhitzer. "Wir müssen das Innovationspotenzial erkennen, das zu weniger schädlichen Produkten führt, welche unter Aufsicht der FDA ein Teil der Problemlösung sein können", so Gottlieb.

E-Zigaretten für Jugendliche im Visier

In puncto Prävention verweist Gottlieb darauf, dass eine Gesetzesänderung dazu geführt habe, dass Anbieter von E-Zigaretten mit altersgerechten Geschmacksvarianten nicht mehr gezielt Jugendliche ansprechen und für ihre Produkte sensibilisieren dürfen.

Da die FDA wenig zu E-Zigaretten, aber viel zu den Tabakerhitzersystemen verlautbaren lässt, liegt der Schluss nahe, dass die Behörde den E-Dampf nicht auf eine Stufe mit den innovativeren Lösungen stellt, wenn es um das Thema Ausstiegshilfen geht. Auch unter Experten ist die E-Zigarette als Umstieg zum Ausstieg umstritten.

Der Kurswechsel der FDA dürfte vor allem die Tabakriesen Philip Morris International (PMI), Japan Tobacco International (JTI) und British American Tobacco (BAT) erfreuen, die mit ihren Produkten IQOS, Ploom und iFuse auf das Tabakerhitzungsverfahren setzen und schon auf verschiedenen Märkten weltweit vertreten sind.

Speziell für PMI geht es um die Zukunft, da sich der Tabakweltmarktführer nach eigener Aussage in der Zukunft komplett von der konventionellen Zigarette verabschieden und diese durch rauchfreie Produkte ersetzen will.

Dafür hat der Konzern mehr als 400 Wissenschaftler und andere Fachkräfte angeheuert und in der Schweiz sowie in Singapur zwei zentrale Forschungs- und Entwicklungszentren installiert. Auch JTI und BAT forschen fieberhaft an innovativen Zukunftslösungen.

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