Rückenschmerzen
Hand anlegen hilft
Patienten mit Kreuzweh kann die Chirotherapie weiterhelfen. Offenbar lassen sich Schmerzen und Bewegungseinschränkungen mit dieser Methode verringern.
Veröffentlicht:DAVENPORT. In der Nationalen Versorgungsleitlinie Nichtspezifischer Kreuzschmerz gibt es eine "Kann-Empfehlung" für die Chirotherapie: "Manualtherapeutische Eingriffe an der lumbalen Wirbelsäule oder den Iliosakralgelenken können nach sorgfältiger Indikationsstellung unter Beachtung der Kontraindikationen angewandt werden."
Als Grundlage für die Empfehlung wird eine einzelne Metaanalyse genannt, nach der eine manipulative Therapie bei akuten und chronischen Rückenschmerzen in der Lumbalregion wirksamer ist als keine oder andere passive Therapieverfahren.
Bestätigung erfährt die Chirotherapie als Komponente der Behandlung bei Kreuzschmerzen durch eine aktuelle Studie aus den USA: Danach führt das manuelle Lösen von Blockaden, zusätzlich zum üblichen Maßnahmenbündel aus Beratung, Medikamenten und Physiotherapie, zumindest kurzfristig zu einem signifikant besseren Ergebnis als eine Standardbehandlung ohne Chirotherapie (JAMA Network Open 2018; 1: e180105).
Stärkere Schmerzreduktion
An der Studie waren 750 Mitarbeiter des US-Militärs beteiligt, davon knapp ein Viertel Frauen, die akut oder chronisch an Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel litten; jeder Zweite nahm deswegen bereits NSAR.
Ausgeschlossen waren Patienten, deren Schmerzen nicht muskuloskeletal bedingt waren, die Kontraindikationen gegen eine Manipulation der Wirbelsäule aufwiesen oder die kurz vorher eine Wirbelsäulenfraktur oder -Op durchgemacht hatten.
Jeweils die Hälfte der Patienten wurde der üblichen Behandlung allein beziehungsweise mit zusätzlicher Chirotherapie zugeteilt. Die Versorgung inklusive Chirotherapie konnte weitere Therapien beinhalten wie Reha-Sport, Kryo- oder Wärmetherapie.
Nach sechswöchiger Behandlung fiel das Ergebnis in beiden primären Endpunkten zugunsten der Chirotherapie aus: Die Schmerzintensität verringerte sich auf einer numerischen Bewertungsskala (NRS, 0–10, 10 = maximaler Schmerz) von ausgangs 4,6 auf 2,9, ohne Chirotherapie auf 4,0.
Einschränkungen von Körperfunktionen und Aktivitäten gingen im Roland-Morris-Disability-Questionnaire (RMDQ, 0–24 Punkte, höhere Werte bei stärkerer Behinderung) von 9,8 auf 5,2 zurück, in der Standardgruppe von 10,1 auf 7,3. Ähnliche, wenn auch etwas geringere Unterschiede waren in Woche 12 zu beobachten (NRS -0,9; RMDQ -2,0).
Mehr Muskel- und Gelenksteifigkeit
Auch hinsichtlich subjektiv wahrgenommener Verbesserung, Zufriedenheit und Rückgang des Analgetikaverbrauchs war die Gruppe mit Chirotherapie im Vorteil.
Schwere Nebenwirkungen in Zusammenhang mit der Rückenschmerzbehandlung wurden nicht festgestellt. Die Patienten mit Chirotherapie berichteten jedoch häufiger über unerwünschte Effekte (43 versus 19), fast immer handelte es sich um Muskel- oder Gelenksteifigkeit.
Der Effekt der zusätzlichen Chirotherapie wird von den Studienautoren sowohl beim Schmerz (NRS) als auch bei der Behinderung (RMDQ) als "mäßiggradig" bewertet.
Angesichts des bescheidenen Nutzens der sonstigen Maßnahmen gegen Kreuzschmerzen sehen die Ärzte um Christine Goertz vom Palmer Center for Chiropractic Research in Davenport ihre Studie dennoch als Bestätigung für die Empfehlung, Chirotherapie in die multimodale Behandlung von Kreuzschmerzen einzubeziehen.
Einschränkend weisen sie darauf hin, dass die langfristige Wirksamkeit noch zu untersuchen ist. Außerdem war die Chirotherapie in der Studie mit verschiedenen anderen manuellen Verfahren kombiniert worden, die Beiträge der einzelnen Maßnahmen sind ebenfalls noch zu klären.