Stickstoffdioxid-Belastung
Kein Fahrverbot in Wiesbaden
In vielen hessischen Städten ist die Belastung mit Stickoxiden höher als erlaubt. In der Landeshauptstadt ist der Wert zuletzt leicht zurückgegangen. Die Bemühungen der Stadt Wiesbaden wurden nun vor Gericht honoriert: Es gibt kein Fahrverbot.
Veröffentlicht:WIESBADEN. Der Streit über Dieselfahrverbote in Wiesbaden ist beigelegt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erklärte am Mittwoch vor dem Verwaltungsgericht, dass die bisher umgesetzten sowie die geplanten Maßnahmen zur Luftreinhaltung der Kommune voraussichtlich ausreichten, um die Belastung mit Stickstoffdioxid zu senken.
Im Sommer werde die DUH aber mit den bis dahin erreichten Messwerten eine Zwischenbilanz ziehen, kündigte der Kläger an. Damit wird es zunächst nicht zu Dieselfahrverboten kommen.
DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch sagte im Anschluss, der Luftreinhalteplan sei so gut wie bundesweit keiner bisher. „Er ist aber arg auf Kante genäht, deshalb werden wir monatlich die Maßnahmen abfragen und mit den prognostizierten Werten abgleichen.“
Resch lobte die Bemühungen der Stadt, etwa den Fahrradverkehr zu stärken und Elektrobusse einzuführen.
Der Wiesbadener Umweltdezernent Andreas Kowol (Grüne) sagte nach der Verhandlung, es sei eine wichtige Etappe erreicht worden und er sei zuversichtlich, dass die Stadt die richtigen Schritte zum Senken der Schadstoffbelastung unternommen habe.
Die Verhandlung für Wiesbaden war Mitte Dezember vertagt worden, weil sich das Gericht noch weitere Informationen über die von der Stadt bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Luftreinhaltung einholen wollte. Unter anderem ging es darum, welchen Effekt eine Hardware-Nachrüstung von städtischen Diesel-Bussen hat.
Bislang hat die DUH gegen die Luftreinhaltepläne von bundesweit 35 Städten Klage eingereicht. In Hessen gehören außer Wiesbaden und Frankfurt noch Darmstadt, Offenbach und Limburg dazu.
Für Darmstadt haben sich DUH und Land darauf geeinigt, zwei Straßen ab Juni 2019 für ältere Diesel zu sperren. In Frankfurt wird es bis zu einer endgültigen gerichtlichen Klärung keine Dieselfahrverbote geben.
Dieselautos sind Hauptverursacher
Der Großteil des Stickstoffdioxid-Aufkommens in Städten stammt aus dem Verkehr und von Autos mit Dieselmotor. Nach Daten des Umweltbundesamtes (UBA) ist der Verkehr der Hauptverursacher von Stickstoffdioxiden in Innenstädten. Nur acht Prozent stammen etwa von Heizungen und vier Prozent von der Industrie. Den Löwenanteil machen Kraftfahrzeuge mit 61 Prozent aus.
Im Stadtverkehr wiederum sind laut UBA Diesel-Pkw die Hauptquelle von Stickoxiden. Sie sind hier für fast drei Viertel (72,5 Prozent) des von Fahrzeugen produzierten Stickstoffdioxids verantwortlich. Das ist allerdings ein deutschlandweiter Durchschnittswert.
„Es gibt natürlich örtliche Unterschiede, je nach dem wie hoch das Verkehrsaufkommen und die Flottenzusammensetzung vor Ort ist“, sagt Ute Dauert vom Umweltbundesamt. Die 72,5 Prozent seien aber eine ganz gute Größenordnung für Städte und Ballungsräume.
Besonders hoch ist den Daten zufolge der Ausstoß der noch nicht ganz so alten Diesel-PKW mit der Abgasnorm Euro 5, die 2009 eingeführt wurde. Eine deutliche Besserung dürfte sich erst mit der weiten Verbreitung der neuesten Euronorm 6 einstellen.
Auch Zigaretten und Kerzen verursachen Stickstoffdioxid
Auch beim Verbrennen von Zigaretten oder Kerzen werden zum Teil höhere Stickstoffdioxidwerte freigesetzt als von einem Diesel. Doch die erhöhten Werte werden nicht über einen längeren Zeitraum erreicht wie im Verkehr.
Beim Verbrennen einer Zigarette entstehen laut Umweltbundesamt etwa 100 bis 600 Mikrogramm Stickoxide, wie viel dabei zu Stickstoffdioxid reagiert, ist unterschiedlich. Beim Abbrennen einer Kerze können je nach Größe des Raumes 200 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft freigesetzt werden.
Kritiker der Grenzwerte wie Thomas Koch, Spezialist für Kolbenmaschinen beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT), schließen daraus: „In vielen Alltagssituationen sind wir höheren Stickoxid-Werten ausgesetzt als im Verkehr.“ Koch hat die Stellungnahme der kritischen Lungenärzte zum Thema Grenzwerte mitverfasst. (dpa/ths)
Wir haben den Beitrag aktualisiert am 13.02.2019 um 12:41 Uhr.