Nationale Dekade gegen den Krebs

Neue Forschungsstrategie gegen Krebs

Krebserkrankungen möglichst verhindern, Heilungschancen verbessern, Lebensqualität erhöhen – das sind Ziele der „Nationalen Dekade gegen den Krebs“. Jetzt ist der Startschuss für diese Initiative gefallen.

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Gemeinsam gegen Krebs: Jens Spahn, Bundesminister für Gesundheit, und Anja Karliczek (beide CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, stellen während einer Pressekonferenz den Startschuss der Nationalen Dekade gegen Krebs vor.

Gemeinsam gegen Krebs: Jens Spahn, Bundesminister für Gesundheit, und Anja Karliczek (beide CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, stellen während einer Pressekonferenz den Startschuss der Nationalen Dekade gegen Krebs vor.

© Wolfgang Kumm/dpa

BERLIN. Auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist am Dienstag in Berlin gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium, dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe die „Nationale Dekade gegen den Krebs“ ausgerufen worden.

Sie zielt darauf ab, Krebspatienten in den nächsten zehn Jahren neue wissenschaftliche Erkenntnisse beschleunigt zugänglich zu machen sowie Prävention und Früherkennung systematisch zu erforschen und auszubauen.

Die Initiative ist eine Ergänzung zum Nationalen Krebsplan, der sich vorrangig auf die Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung Krebskranker konzentriert

Das Ziel sei, dass die Patienten wissen, dass sie in keinem anderen Land der Welt eine bessere Therapie bekommen als in Deutschland, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek bei der Präsentation der Initiative: „Wir wollen dem Schicksal die Stirn bieten.“

„Andere fliegen zum Mond, wir wollen den Krebs besiegen“, betonte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Acht Nationale Zentren für Tumorerkrankungen geplant

Konkrete Maßnahmen der Initiative sind der Ausbau der derzeit zwei Nationalen Zentren für Tumorerkrankungen – Heidelberg und Dresden – auf zunächst vier, später acht Standorte.

Ein weiteres Projekt ist der Aufbau eines Nationalen Krebspräventionszentrums in Kooperation zwischen dem DKFZ in Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe. Dabei soll erforscht werden, welche Rolle chronische Entzündungen für die Entstehung von Krebs spielen, welche Testmethoden aus der Molekularbiologie für die Früherkennung entwickelt werden und schließlich ob weitere Impfungen – ähnlich wie bei HPV – zur Krebsprävention gefunden werden können.

Mit mehr als 60 Millionen Euro will das Bundesforschungsministerium praxisverändernde klinische Studien fördern. Sie sollen Ärzten Erkenntnisse über die für ihre Patienten am besten geeigneten Therapiekonzepte liefern.

Ausbau der Prävention

Mit 200.000 Todesfällen und 500.000 Neuerkrankungen sei Krebs eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen, sagte Spahn. Er kündigte an, die Früherkennung weiter auszubauen.

Innovationen in der Krebstherapie würden auch Kostenwirkungen auf die GKV haben. „Das Leistungsversprechen der GKV ist, dass neue Zell- und Gentherapien ab dem Tag der Zulassung jedem Patienten zur Verfügung stehen.“

Ein erhebliches Potenzial sieht der DKFZ-Vorstandsvorsitzende Professor Michael Baumann im Ausbau der Prävention. Mit Unterstützung aus Spendenmitteln der Deutschen Krebshilfe sollen drei Fragestellungen systematisch erforscht werden: die Zusammenhänge zwischen chronischen Entzündungen und der Entstehung von Krebs, der Einsatz molekulardiagnostischer Tests zur Früherkennung und die Erforschung und Entwicklung neuer Impfungen gegen Krebs nach dem Vorbild der HPV-Impfung.

Damit könnten nach Baumanns Einschätzung bis zu 70 Prozent aller Krebs-Neuerkrankungen vermieden werden. Dies müsste allerdings auch ein konsequent gesundes Leben einschließen, so der Vorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Fritz Pleitgen.

Lob aus der Pharmabranche

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) begrüßt die neue Initiative. „ Mit Krebs nimmt sie eine der drängendsten gesundheitlichen Herausforderungen in den Fokus; und sie ist geeignet, den Innovations- und Gesundheitswirtschaftsstandort Deutschland zu stärken“, so Birgit Fischer, vfa-Hauptgeschäftsführerin, in einer Mitteilung ihres Verbands.

Gelängt es, durch noch bessere Verzahnung der Beteiligten Fortschritte in der Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe, besserer Diagnoseverfahren und effizienterer Behandlung zu erzielen, habe Deutschland die Chance, zu einem weltweiten Leuchtturm für Gesundheitslösungen zu werden, sagte Fischer.

Eine verstärkte Vernetzung von Grundlagen- und angewandter Forschung komme daher zur rechten Zeit. Viele neue Erkenntnisse würden derzeit noch gar nicht ausgeschöpft. (HL/run)

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 29.01.2019 um 15:15 Uhr.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hochtrabende Pläne

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Kommentare
Margarita Moerth 30.01.201920:07 Uhr

Informationsoffensive tut not

Ein wenig darf man sich schon wundern, dass erst jetzt mit politischem Trommelwirbel dem Krebs der Kampf angesagt wird. Wobei sich diese Ankündigung beinahe so anhört, als hätte man es da mit einer bestimmten, genau definierten Krankheit zu tun.

Doch ich will nicht zum Kritikaster werden, es ist schließlich nie zu spät, und dass der Kampf gegen maligne Erkrankungen vielfältig ist und höchst differenziert, ja, individualisiert geführt werden muss, hat sich mittlerweile wohl auch herumgesprochen.

Ein wichtiger und daher richtiger Ansatzpunkt ist auch meiner Meinung nach die Prävention, die vor allem eins braucht, die aktive Mitarbeit der Bevölkerung. Bestünde da tatsächlich bereits eine überwältigende Bereitschaft, dürfte es beispielsweise keinen einzigen Tabakraucher mehr geben.Drum: Weiter informieren, informieren, informieren!

Bei der Früherkennung ist die Lage ähnlich: Was nützen die besten Vorsorgeuntersuchungen, wenn keiner hingeht? Informieren, informieren ...

Aufklärung, Information, meinetwegen sogar Abschreckung durch Schockbilder von Tumoren auf Zigarettenpackungen und ähnliches, alle Mittel sind recht, um den Ausbruch vermeidbarer Erkrankungen oder zumindest deren Entwicklung bis zum letalen Ende wo immer möglich zu verhindern.

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