E-Health

Erfolgsgeschichte Telearzt

Die Versorgungsidee „Telearzt“ ist ein gutes Beispiel für Telemedizin, die aus der Ärzteschaft heraus entwickelt und auch unternehmerisch vorangebracht wird.

Von Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Hausarzt Dr. Thomas Aßmann bietet seinen Patienten auch den telemedizinischen Kontakt an.

Hausarzt Dr. Thomas Aßmann bietet seinen Patienten auch den telemedizinischen Kontakt an.

© Oliver Berg / dpa / picture-alliance

Münster. Telemedizinische Anwendungen finden bei Patienten nur dann Akzeptanz, wenn die Ärzte ihnen verdeutlichen, dass die Telemedizin Teil einer qualitativ hochwertigen Versorgung ist. Das ist die Erfahrung von Dr. Thomas Aßmann, dem Pionier des telemedizinischen Hausbesuchs. „Entscheidend ist, dass man dem Patienten die Technik nicht einfach vor die Füße wirft“, sagte Aßmann beim 12. Westfälischen Ärztetag in Münster. Der Hausarzt und Rettungsarzt aus dem bergischen Lindlar hat das Konzept der telemedizinisch unterstützten Übernahme von Hausbesuchen durch speziell geschulte Medizinische Fachangestellte (MFA) entwickelt und ist Geschäftsführer der TAG Telearzt GmbH. Das Versorgungsmodell wird inzwischen in mehreren Bundesländern erprobt.

Bei den Hausbesuchen nimmt die MFA einen Rucksack mit, der telemedizinische Geräte enthält: Pulsoximeter, Spirometer, Drei-Kanal-EKG, Blutdruckmessgerät, Blutzuckermessgerät und Personenwaage. „Wir können eine qualitative Diagnostik betreiben“, betonte Aßmann. Das müsse den Patienten verdeutlicht werden. „Sie dürfen nicht den Eindruck haben, dass es sich um Rudis Resterampe handelt.“

Vorbild aus Aachen

Die MFA erhebt Vitalparameter und schickt die Daten in die Praxis, bei Bedarf schaltet sie den Hausarzt per Telekonsil hinzu. Er kann dann über die nächsten Schritte entscheiden. „Wir haben das System so aufgebaut, dass es modular erweitert werden kann“, erläuterte Aßmann. Fachärzte können per Videokonferenz zugeschaltet werden. „Die Telemedizin ist ein guter Lösungsansatz für die Versorgung im ländlichen Raum“, ist der Hausarzt überzeugt. Es gehe nicht darum, die Ärzte zu ersetzen, sondern sie im Alltag zu unterstützen.

Entscheidend ist, dass man dem Patienten die Technik nicht einfach vor die Füße wirft.

Dr. Thomas Aßmann,

Hausarzt und Geschäftsführer der TAG Telearzt GmbH

Den Anstoß für das Telearzt-Konzept hatte Aßmann durch das Projekt „Telenotarzt Aachen“ erhalten. In der Stadt sind seit April 2014 telemedizinisch ausgerüstete Rettungswagen unterwegs, das Rettungsteam kann jederzeit Kontakt mit einem qualifizierten Notfallmediziner aufnehmen.

Mehr als 15.00 Patienten versorgt

Über dieses Telenotarzt-System sind inzwischen mehr als 15.000 Patienten versorgt worden. Die telemedizinische Versorgung stößt auf eine sehr große Akzeptanz, berichtete Dr. Stefan Beckers, Ärztlicher Leiter des Aachener Rettungsdienstes, in Münster: „Von den 15.000 haben nur zwei es abgelehnt, dass die Kamera im Rettungstransportwagen angeschaltet ist.“

Der Telenotarzt sorge für mehr Qualität und Effizienz in der Versorgung, versicherte Beckers. Neue Technologien müssten zur Weiterentwicklung der Notfallmedizin genutzt werden, um Qualität bei knappen Ressourcen sicherzustellen. „Es geht nicht darum, den Notarzt an sich abzuschaffen.“

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