Telematikinfrastruktur

Elektronische Patientenakte – die Zeit wird knapp

Die medizinischen Anwendungen über die Telematikinfrastruktur lassen immer noch auf sich warten. Erst ein Konnektor-Hersteller hat die Zulassung für das nötige Upgrade für den E-Health-Konnektor beantragt. Die Hersteller und die gematik geben sich dennoch optimistisch.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Für die medizinischen Anwendungen brauchen die Konnektoren ein Upgrade.

Für die medizinischen Anwendungen brauchen die Konnektoren ein Upgrade.

© M. Aguirre /stock.adobe.com: CGM: Rise

Neu-Isenburg. Der Routinebetrieb in der Telematikinfrastruktur (TI) läuft. Der automatisierte Austausch der Versichertenstammdaten zwischen Praxen und Krankenkassen bei Stecken der Gesundheitskarte funktioniert weitestgehend störungsfrei. Doch richtig glücklich sind die Ärzte mit dieser Anwendung nicht: Es fehlt immer noch der medizinische Mehrwert: der Austausch von Patientendatendaten über die sichere Datenautobahn im Gesundheitswesen.

Schon vor 15 Monaten sollte ursprünglich der erste Feldversuch zum E-Medikationsplan und zum Notfalldatenmanagement, den ersten beiden medizinischen Anwendungen in der TI beginnen. Doch unter anderem Verzögerungen bei der Spezifikation führten dazu, dass erst im Sommer dieses Jahres mit CompuGroup Medical (CGM) der erste Anbieter eines Konnektors das Software-Upgrade zum E-Health-Konnektor zur Zulassung eingereicht hat. „Nach aktueller Planung kann der Feldtest nun zum Jahreswechsel 2019/2020 losgehen, sobald die Zulassung erteilt ist“, sagt CGM-Vorstand Uwe Eibich der „Ärzte Zeitung“ auf Anfrage.

Nur ein Software-Update

Ausdrücklich weist Eibich darauf hin, dass in den Praxen keine neuen Geräte aufgestellt würden, die laufenden Konnektoren würden vielmehr „mit einem umfangreichen Software-Upgrade aktualisiert“. Für die Hersteller sei dabei „wie schon bei der Entwicklung des Konnektors und jetzt bei der Entwicklung des E-Health-Konnektors gerade die Sicherheitsüberprüfung“ durch die gematik und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) „eine schwierige Hürde“.

Nach aktueller Planung wird der Feldtest zum Jahreswechsel 2019/20 starten können.

Uwe Eibich,

Vorstand der CompuGroup Medical Deutschland AG

Die zu meistern sich allerdings lohnen würde. Immerhin soll später über den E-Health-Konnektor auch der sichere Austausch von E-Arztbriefen über den Standard KOM-LE möglich sein.

Klare Ansage von einem Hersteller

Fragt man bei den drei anderen Konnektor-Anbietern nach, hat allerdings noch kein Hersteller bislang für den E-Health-Konnektor eine Zulassung beantragt: Secunet, deren Konnektor neben dem von CGM nach eigenen Angaben am häufigsten ausgeliefert worden ist, hüllt sich auch auf Anfrage komplett in Schweigen. Von der Telekom heißt es sibyllinisch: „Der Telematik-Markt entwickelt sich gegenwärtig dynamisch in verschiedene Richtungen. Wir verfolgen die Bewegungen im Markt aufmerksam mit und wollen ihn mitgestalten.“

Einzig der österreichische Anbieter Rise „plant die Zulassung für den E-Health-Konnektor im Q4/2019 einzureichen“, heißt es auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“, also noch in diesem Quartal. Für die elektronische Patientenakte (ePA), die laut Gesetz bereits ab 2021 den Versicherten zur Verfügung gestellt werden soll, wird ein weiteres Upgrade für die Konnektoren erforderlich sein. Ist dieser Zeitplan angesichts der aktuellen Verzögerungen überhaupt noch realistisch?

Die aktiv Beteiligten äußern sich auf jeden Fall optimistisch: Die CGM habe „bereits frühzeitig mit der Entwicklung der ePA begonnen, und wir gehen davon aus, dass wir die Vorgaben rechtzeitig zum 1. Januar 2021 umsetzen werden“, sagt Uwe Eibich von CGM.

„Unsicherheit ist wirklich nicht angebracht“

Auch die Betreibergesellschaft der TI gibt sich zuversichtlich: „Die gematik arbeitet sehr intensiv mit allen Beteiligten zusammen, um für die Einführung der ePA eine technische Anbindung zu haben“, heißt es aus Berlin. Zuversicht verbreitet nicht zuletzt der österreichische Anbieter Rise: „Wir sind auf ausgezeichnetem Wege, um die Etablierung der TI erfolgreich ins Ziel zu bringen. Dies trifft nicht nur auf Rise zu, sondern auch auf den Mitbewerb“, sagt Rise-CEO Professor Thomas Grechenig.

Unsicherheit sei „wirklich nicht angebracht“, so Grechenig weiter. „Die TI hat derzeit so viel Vortrieb und strategischen Support durch das Ministerium wie schon lange nicht mehr und wird schrittweise ins Ziel geführt.“ Die nächsten Monate werden zeigen, ob der Optimismus am Ende Ärzten auch die lange ersehnten medizinischen Anwendungen über die TI bringt.

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