Umfrage
Junge Ärzte klagen über Gewalt in der Klinik
Eine aktuelle Befragung in Krankenhäusern deckt gravierende Missstände auf.
Veröffentlicht:BERLIN. Ein Drittel der jungen Ärzte (34 Prozent) und drei Viertel der jungen Pflegekräfte (74 Prozent) im Krankenhaus erfahren mindestens viermal im Jahr körperliche Gewalt von Patienten oder Angehörigen.
Das zeigt eine aktuelle Befragung junger Angestellter in Krankenhäusern, die die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) beim Deutschen Ärzteforum im Rahmen des Hauptstadtkongresses am Donnerstag exklusiv vorgestellt hat.
Besonders häufig sind solche Attacken auf Intensiv- und Intermediate-Care-Stationen. Dort erlebt jeder zweite junge Arzt (51 Prozent) mindestens viermal jährlich körperliche Angriffe, bei den Pflegekräften sind es sogar 87 Prozent. In den Notaufnahmen sind die Attacken gegen Pflegekräfte kaum seltener (84 Prozent).
"Das Ergebnis hat uns überrascht", so Professor Albert Nienhaus von der Forschungsabteilung der BGW.
Burn-out-Risiko steigt
Betroffene Mitarbeiter haben nach seinen Angaben einen schlechteren Gesundheitszustand als Klinikmitarbeiter, die keine Gewalt erfahren. Auch das Burn-out-Risiko steigt laut Nienhaus – und Überlegungen zum Ausstieg aus dem Beruf sind häufiger.
Junge Ärzte und junge Pflegende selbst sehen einen deutlichen Zusammenhang zwischen der steigenden Aggressivität von Patienten und den Arbeitsbedingungen im Krankenhaus.
"Wenn wenig Zeit für Empathie da ist, dann finde ich es nachvollziehbar, dass derjenige der in Not ist, aggressiv wird", sagte Dr. Kevin Schulte, Sprecher des Bündnisses Junge Ärzte.
Die Arbeitsverdichtung im Krankenhaus sei schlecht für die Beschäftigten, aber auch für die Patienten, so Schulte in einer ersten Bewertung der Studienergebnisse aus ärztlicher Sicht.
Diese Einschätzung bestätigte aus Sicht der Pflege Max Zilezinski, Sprecher der Jungen Pflege im Verband DBfK.
Schlechte Arbeitsbedingungen moniert
Die Befragung, an der rund 850 Ärzte und 200 Pflegekräfte teilgenommen haben, zeigt auch, dass junge Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus nur selten das Gefühl haben, dass sie leistungsgerecht behandelt werden. Besonders ungünstig werden die Arbeitsbedingungen auf Normalstationen bewertet.
Belastungen wie hohes Arbeitstempo, Unvorhersehbarkeit der Arbeit oder geringe Zusammenarbeit sind dort besonders stark ausgeprägt.
"Je höher die Belastungen, desto schlechter die Gesundheit beziehungsweise Arbeitszufriedenheit und Versorgungsqualität", heißt es in der Studie.